Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

DOI article:
Lotz, Wilhelm: Das Objekt im Film: zu Pudowkins "Sturm über Asien"
DOI article:
Ein Passageneinbau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0142

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
klang des Films und nicht künstlich angehängtes
Ereignis wie der Volksaufruhr am Schluß des
französischen Films „Johanna von Orleans".
Und hier zeigt sich wieder deutlich die Stärke
des Mittels der Relation zwischen Mensch, Na-
tur und kleinem Objekt: man sieht den Sturm,
wie er den Boden aufwühlt, man sieht die Bäume,
wie sie umgelegt werden, die Pferdefüße der

Reiterscharen, die Menschen, wie sie fortgefegt
werden, und dazwischen kugeln Soldatenmützen
und Trommeln vor dem Sturm über die belebte
Erde. Hier ist Objekt Mensch und Natur Teil
einer unheimlichen bewegenden Kraft. Ein to-
sendes Finale, künstlerisch beherrscht bis ins
Letzte, beschließt diesen eigenartigen, in sei-
ner Auswirkung so starken Film. W. Lötz

EIN PASSAGENEINBAU

Wir haben schon öfters darauf hingewiesen, daß
die Struktur des modernen Geschäftshauses sich
wandelt, weil es eine viel engere Verbindung mit der
Straße eingeht. Das Schaufenster an der Straße,
besonders in verkehrsreichen Gegenden, bekommt
eine ganz andere Aufgabe als früher. Früher sollte
es die Waren dem Betrachter zeigen, heute ist diese
eingehende Besichtigung des Schaufensters nicht
mehr in Ruhe möglich. Dieses Schaufenster wird
deshalb in immer stärkerem Sinne Dekoration in
Form eines repräsentativen Plakates, ins Räumliche
übersetzt und in Zusammenhang gebracht mit der
Fassade und ihren Reklamemöglichkeiten. Aufgabe
des kommenden Geschäftshauses ist es, von diesem
dekorativ - repräsentativen Schaufenster den Be-
schauer nach Schaufenstern hinzuziehen, die er
ruhiger und eingehender betrachten kann und bei
deren Betrachtung er nicht durch den Verkehrsstrom

gestört wird. So bildet sich die Passage aus, die
man als Eindringen der Straße in das Geschäftshaus
bezeichnen kann. Das moderne Geschäftshaus wird
damit im Erdgeschoß zum Teil der Straße, die
eigentlichen Verkaufsräume werden in die oberen
Geschosse zurückgedrängt. Das Erdgeschoß ist
Straße, Repräsentation und besteht aus großen Vi-
trinen, auf die das übrige Geschäftshaus sozusagen
aufgebaut ist. Im Rahmen dieser Entwicklung, die sich
voraussehen läßt, ist die neue Schöpfung von Max
Wiederanders, München, interessant, die wir hier ab-
bilden: der Um- und Einbau des Erdgeschosses
eines Geschäftshauses an der Breiten Straße in
Köln, einer besonders engen und verkehrsreichen
Straße. Vorhanden war ein Bürohaus, das 1912 in
Eisenbeton aufgeführt wurde, mit neun Schaufenster-
achsen in einer Seitenstraße, sechs Schaufenster-

108
 
Annotationen