Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0698
DOI article:
Bier, Justus: Ausstellung "Die Gebrauchswohnung" in der Siedlung Dammerstock Karlsruhe
DOI article:Schwab, Alexander: Die Finanzierung der Siedlung Dammerstock
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0698
Miethaus Riphahn u. Grod
Ostseite
Obergeschosse
Miethaus Riphahn u. Grod
Vierfamilienhäuser Franz Roeckle
Westseite
Fotos Supper-Karlsruhe
Einsetzung der Fenster bewirkt, deren Größe
auch den Nachteil, der für den direkten Son-
neneinfall durch die vorspringenden Loggien
und Laubengänge entsteht, einigermaßen aus-
zugleichen vermag. Die eingerichteten Woh-
nungen von Gropius sind allen übrigen an sub-
tiler Kultur überlegen, gerade zu Haesler ist
der Gegensatz sehr scharf, bei dem die Möb-
lierung auf geringste Einkommensverbältnisse
abgestimmt erscheint, während doch Woh-
nungstyp und Mietpreis „den sozialen Stand-
ard der Durchschnittsfamilie von heute" vor-
aussetzen. Unter den übrigen Wohntypen sind
nur wenige bemerkenswert, so innerhalb der
Karlsruher Gruppe die schönen Einfamilienhäu-
ser von Lochstampfer. Das beste, wohntech-
nisch wie künstlerisch überzeugendste der Ein-
familienhäuser ist das von Gropius mit sehr
klarer und reizvoller Raumanordnung und ge-
ringstem Flur- und Treppenverlust, während
die Haeslerschen Einfamilienhäuser mit ihren
konsequent als Stockwerkswohnungen ent-
wickelten Grundrissen die Frage aufzuwerfen
scheinen: wozu noch Einfamilienhaus?
Auf sämtliche Häuser einzugehen ist um so
weniger notwendig, als die vorbildlich arbei-
tende Ausstellungsleitung — vor allem Bürger-
meister Schneider und Stadtoberbaurat Dr.
Dommer ist für Initiative und Durchführung zu
danken — gleich am Eröffnungstag einen von
Kurt Schwitters vorzüglich typografisch bear-
beiteten Katalog (zu dem geringen Preis von
1 M.) vorgelegt hat, der in Heft 21 (Seite 587)
schon seine Würdigung gefunden hat. Er ent-
hält außer Grundrissen und Aufrissen, Baube-
schreibungen und statistischen Angaben noch
Aufsätze von Schneider über das wohnungs-
politische Ziel der Ausstellung, von Gropius
über Bebauungsplan und Wohnformen, von
Haesler über Grundsätzliches zum Wohnpro-
blem und von Dommer über das vorbildliche,
aus England übernommene Karlsruher System
der Wohnungsbauförderung, die grundsätzliche
Trennung von Kapitalbeschaffung und Zinsver-
billigung. Dieser Katalog, eine für die Auswer-
tung der Ausstellung entscheidende publizi-
stische Musterleistung, ist typisch für das
ganze Unternehmen: im Gegensatz zu den
„zehrenden" rheinischen Ausstellungen der
letzten Jahre Vorbild einer „produktiven" Aus-
stellung, die mit einem Minimum an Aufwand
eine Fülle materieller Bedürfnisse und ideeller
Forderungen befriedigt. J. Bier
DIE FINANZIERUNG DER SIEDLUNG DAMMERSTOCK
In dem Katalog der Karlsruher Dammerstock-Sied-
lung veröffentlicht Stadtoberbaurat Dr.-Ing. Dommer
beachtliche Angaben über das Finanzierungssystem,
das die Stadt Karlsruhe schon seit dem vorigen
Jahr allgemein anwendet und das auch für die Dam-
merstock-Siedlung zugrunde gelegt worden ist. Aus-
gehend von der englischen Methode der Zinsver-
billigung durch öffentliche Zuschüsse hat man hier
die beiden Funktionen der Hauszinssteuerhypothek,
Kapitalbeschaffung und Zinsermäßigung, grundsätz-
lich getrennt. Die zweite Hypothek wird unter der
Bezeichnung „Bauhypothek" zu einem Zinssatz von
598
Ostseite
Obergeschosse
Miethaus Riphahn u. Grod
Vierfamilienhäuser Franz Roeckle
Westseite
Fotos Supper-Karlsruhe
Einsetzung der Fenster bewirkt, deren Größe
auch den Nachteil, der für den direkten Son-
neneinfall durch die vorspringenden Loggien
und Laubengänge entsteht, einigermaßen aus-
zugleichen vermag. Die eingerichteten Woh-
nungen von Gropius sind allen übrigen an sub-
tiler Kultur überlegen, gerade zu Haesler ist
der Gegensatz sehr scharf, bei dem die Möb-
lierung auf geringste Einkommensverbältnisse
abgestimmt erscheint, während doch Woh-
nungstyp und Mietpreis „den sozialen Stand-
ard der Durchschnittsfamilie von heute" vor-
aussetzen. Unter den übrigen Wohntypen sind
nur wenige bemerkenswert, so innerhalb der
Karlsruher Gruppe die schönen Einfamilienhäu-
ser von Lochstampfer. Das beste, wohntech-
nisch wie künstlerisch überzeugendste der Ein-
familienhäuser ist das von Gropius mit sehr
klarer und reizvoller Raumanordnung und ge-
ringstem Flur- und Treppenverlust, während
die Haeslerschen Einfamilienhäuser mit ihren
konsequent als Stockwerkswohnungen ent-
wickelten Grundrissen die Frage aufzuwerfen
scheinen: wozu noch Einfamilienhaus?
Auf sämtliche Häuser einzugehen ist um so
weniger notwendig, als die vorbildlich arbei-
tende Ausstellungsleitung — vor allem Bürger-
meister Schneider und Stadtoberbaurat Dr.
Dommer ist für Initiative und Durchführung zu
danken — gleich am Eröffnungstag einen von
Kurt Schwitters vorzüglich typografisch bear-
beiteten Katalog (zu dem geringen Preis von
1 M.) vorgelegt hat, der in Heft 21 (Seite 587)
schon seine Würdigung gefunden hat. Er ent-
hält außer Grundrissen und Aufrissen, Baube-
schreibungen und statistischen Angaben noch
Aufsätze von Schneider über das wohnungs-
politische Ziel der Ausstellung, von Gropius
über Bebauungsplan und Wohnformen, von
Haesler über Grundsätzliches zum Wohnpro-
blem und von Dommer über das vorbildliche,
aus England übernommene Karlsruher System
der Wohnungsbauförderung, die grundsätzliche
Trennung von Kapitalbeschaffung und Zinsver-
billigung. Dieser Katalog, eine für die Auswer-
tung der Ausstellung entscheidende publizi-
stische Musterleistung, ist typisch für das
ganze Unternehmen: im Gegensatz zu den
„zehrenden" rheinischen Ausstellungen der
letzten Jahre Vorbild einer „produktiven" Aus-
stellung, die mit einem Minimum an Aufwand
eine Fülle materieller Bedürfnisse und ideeller
Forderungen befriedigt. J. Bier
DIE FINANZIERUNG DER SIEDLUNG DAMMERSTOCK
In dem Katalog der Karlsruher Dammerstock-Sied-
lung veröffentlicht Stadtoberbaurat Dr.-Ing. Dommer
beachtliche Angaben über das Finanzierungssystem,
das die Stadt Karlsruhe schon seit dem vorigen
Jahr allgemein anwendet und das auch für die Dam-
merstock-Siedlung zugrunde gelegt worden ist. Aus-
gehend von der englischen Methode der Zinsver-
billigung durch öffentliche Zuschüsse hat man hier
die beiden Funktionen der Hauszinssteuerhypothek,
Kapitalbeschaffung und Zinsermäßigung, grundsätz-
lich getrennt. Die zweite Hypothek wird unter der
Bezeichnung „Bauhypothek" zu einem Zinssatz von
598