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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Rothenberg, A.: Die Kunstakademie in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0388

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DIE KUNSTAKADEMIE IN BRESLAU

Kein Droschkenchauffeur findet sie auf den
ersten Anhieb. Vielleicht weiß der hundertste Bres-
lauer Bürger, daß sie am Kaiserin-Augusta-Platz
liegt. Mit dem Repräsentanten einer hohen Behörde
habe ich jüngst gewettet, daß er nicht einmal die
Hälfte der Lehrer an der Akademie aus dem Ge-
dächtnis nennen könne. Er hat die Wette verloren.
— „Oddo Müller" — der Herr sächselt ein wenig —
fiel ihm zuerst ein. Dann „Oddo Moll", der Direktor.
Der heißt aber Oskar. „Von Gosen" war wieder rich-
tig, und dann stockte mein Mann. „Herr Doktor",
kam ich ihm zur Hilfe, „wie heißt doch der Künstler,

der die Werkbundreklame....." „Ach das verrückte

Zeug", unterbrach er mich, „ja, ja, Jeremias Holz-
hahn". Armer Johannes Molzahn! Er war das letzte
Opfer dieses bösartigen Gedächtnisses. Dem Herrn
fielen weder richtige noch falsche Namen mehr ein.

So gering ist — nicht übertrieben — das Interesse
einer Großstadt an ihrer Akademie. Und doch sagt
man von dieser Akademie, daß sie die lebendigste

Gemälde von Carlo Mense

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Selbstbildnis Otto Müller

in Deutschland sei. Ich weiß nicht, ob sie dieses
Prädikat verdient, denn ich kenne die anderen Aka-
demien nicht. Aber sehen Sie sich, verehrter Leser,
einmal unsere Bilderfolge an. Sie ist nicht erschöp-
fend, aber Sie können an dem wenigen erkennen,
daß diese Akademie zum mindesten sehr vielseitig
sein muß.

Von Gosen, Dr. h. c, Professor, Mitglied der preu-
ßischen Akademie der Künste, ist als der Vertreter
der älteren Richtung der Bildhauerei anzusprechen.
Seine Verdienste um die Kunstpflege in Schlesien
sind bekannt. Als Vorsitzender des Künstlerbundes
Schlesien arbeitet er zugunsten der Künstlerschaft
aller Richtungen loyal und selbstlos.

Der jüngere Bildhauer Robert Bednorz hat vor
kurzem fünf große Plastiken für eine Schule ge-
schaffen, Reminiszenzen aus Anzio, wo er die Ferien
verbringt. Starke, süße Strophen aus einer wärme-
ren und freundlicheren Welt als der unseren.

Unter den Malern, die einander näherstehen,
wären zu nennen: Alexander Kanoldt und Carlo
 
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