Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0423
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Lotz, Wilhelm: Werkbundausstellung "Wohnung und Werkraum" Breslau
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WERKBUNDAUSSTELLUNG „WOHNUNG UND
WERKRAUM"BRESLAU
Die Eröffnung.
Die Ausstellung wurde am 15. Juni in der Jahr-
hunderthalle vor einer zahlreichen Versammlung er-
öffnet. Für den Reichspräsidenten, den Schirmherrn
der Ausstellung, sprach Justizminister von Guerard,
der auch die Reichsregierung vertrat. Für Preußen
sprach Wohlfahrtsminister Hirtsiefer, Der Deutsche BniP™^
Werkbund wurde durch Professor Jäckh vertreten. I « mt
der in seiner Ansprache die Bresiauer Ausstellung ff jjjfef MmmMEM. «B
in die Entwicklungslinie der Ausstellungen Stuttgart W mm\ mm
1927 und Köln 1932 eingliederte und als Reichs- ■ V
kommissar der Ausstellung ..Die Neue Zeit" es be- ^BF rUMf ■ ■
sonders begrüßte, daß auch „Wohnung und Werk- JfJ f ff
räum" sich nicht die Aufgabe stellte, einen voll- »mmm
ständigen Querschnitt durch das Gebiet zu legen, Nach der Eröffnung
sondern vor allem mit der Versuchssiedlung ein be-
stimmtes Problem herausgestellt hat.
Die Siedlung.
Der Siedlung fehlt der revolutionäre Charakter
der Stuttgarter Weißenhofsiedlung, und das ist gut,
denn zwei Jahre nach Stuttgart wäre eine so starke
Demonstration eine Wiederholung geworden, die in
Klarheit und Stärke Stuttgart nicht hätte über-
treffen können. Außerdem mußte die Ausstellungs-
leitung nur mit einheimischen Architekten bauen,
und man dachte von Anfang an daran, in erster
Linie Schlesien und dem Osten neue bauliche An-
regungen zu bringen. Es handelt sich dabei nicht,
was kaum betont zu werden braucht, um eine An-
passung an heimatliche Bauweisen, wohl aber um
ein Herausstellen der Probleme, die dort am drän-
gensten sind. Die Ideen des Wohnheims und des
Wohnungsturmhauses sind für den Osten etwas
neues, ebenso manche der angewandten Baukon-
struktionen. Im Osten warten viele Wohnungsbau-
aufgaben in großem Maßstäbe auf Erfüllung, und die
Demonstration der Werkbundleitung in Breslau wird
hoffentlich hier nicht ohne Auswirkung bleiben.
In der Siedlung steht das Einfamilienhaus etwas
stark im Vordergrund. Wir wissen nicht, ob das
daher rührt, daß jeder der beteiligten Architekten
seine in sich geschlossene Aufgabe verlangte.
Jedenfalls wäre es besser gewesen, wenn man mehr
Architekten an größere Aufgaben als Gemein-
schaftsarbeit bestellt hätte. Möglich aber auch, daß
hier Wünsche der Siedlungsgesellschaft vorlagen.
Die Erstellung der Einfamilienreihenhäuser von Mos-
hamer, Lauterbach, Hadda, Häusler und Effenber-
ger, deren Größeneinheiten etwa gleich sind, zeigt
wie interessant es ist, wenn bei gleichem Raum und
Grundrissen die räumliche Disposition von jedem
der Beteiligten anders gehalten wird. Eine derartig
verschiedene Lösung der gleichen Aufgabe, ein ge-
bauter Wettbewerb ohne Prämiierung, bietet nicht
nur dem Fachmann, sondern auch dem Laien sehr Blick in die Siedlung Foto Klette
Eingangsraum der Jahrhunderthalle
Foto Klette
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WERKRAUM"BRESLAU
Die Eröffnung.
Die Ausstellung wurde am 15. Juni in der Jahr-
hunderthalle vor einer zahlreichen Versammlung er-
öffnet. Für den Reichspräsidenten, den Schirmherrn
der Ausstellung, sprach Justizminister von Guerard,
der auch die Reichsregierung vertrat. Für Preußen
sprach Wohlfahrtsminister Hirtsiefer, Der Deutsche BniP™^
Werkbund wurde durch Professor Jäckh vertreten. I « mt
der in seiner Ansprache die Bresiauer Ausstellung ff jjjfef MmmMEM. «B
in die Entwicklungslinie der Ausstellungen Stuttgart W mm\ mm
1927 und Köln 1932 eingliederte und als Reichs- ■ V
kommissar der Ausstellung ..Die Neue Zeit" es be- ^BF rUMf ■ ■
sonders begrüßte, daß auch „Wohnung und Werk- JfJ f ff
räum" sich nicht die Aufgabe stellte, einen voll- »mmm
ständigen Querschnitt durch das Gebiet zu legen, Nach der Eröffnung
sondern vor allem mit der Versuchssiedlung ein be-
stimmtes Problem herausgestellt hat.
Die Siedlung.
Der Siedlung fehlt der revolutionäre Charakter
der Stuttgarter Weißenhofsiedlung, und das ist gut,
denn zwei Jahre nach Stuttgart wäre eine so starke
Demonstration eine Wiederholung geworden, die in
Klarheit und Stärke Stuttgart nicht hätte über-
treffen können. Außerdem mußte die Ausstellungs-
leitung nur mit einheimischen Architekten bauen,
und man dachte von Anfang an daran, in erster
Linie Schlesien und dem Osten neue bauliche An-
regungen zu bringen. Es handelt sich dabei nicht,
was kaum betont zu werden braucht, um eine An-
passung an heimatliche Bauweisen, wohl aber um
ein Herausstellen der Probleme, die dort am drän-
gensten sind. Die Ideen des Wohnheims und des
Wohnungsturmhauses sind für den Osten etwas
neues, ebenso manche der angewandten Baukon-
struktionen. Im Osten warten viele Wohnungsbau-
aufgaben in großem Maßstäbe auf Erfüllung, und die
Demonstration der Werkbundleitung in Breslau wird
hoffentlich hier nicht ohne Auswirkung bleiben.
In der Siedlung steht das Einfamilienhaus etwas
stark im Vordergrund. Wir wissen nicht, ob das
daher rührt, daß jeder der beteiligten Architekten
seine in sich geschlossene Aufgabe verlangte.
Jedenfalls wäre es besser gewesen, wenn man mehr
Architekten an größere Aufgaben als Gemein-
schaftsarbeit bestellt hätte. Möglich aber auch, daß
hier Wünsche der Siedlungsgesellschaft vorlagen.
Die Erstellung der Einfamilienreihenhäuser von Mos-
hamer, Lauterbach, Hadda, Häusler und Effenber-
ger, deren Größeneinheiten etwa gleich sind, zeigt
wie interessant es ist, wenn bei gleichem Raum und
Grundrissen die räumliche Disposition von jedem
der Beteiligten anders gehalten wird. Eine derartig
verschiedene Lösung der gleichen Aufgabe, ein ge-
bauter Wettbewerb ohne Prämiierung, bietet nicht
nur dem Fachmann, sondern auch dem Laien sehr Blick in die Siedlung Foto Klette
Eingangsraum der Jahrhunderthalle
Foto Klette
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