Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0618
DOI article:
Martin, K.: Die moderne Zimmeruhr
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0618
Schreibtischuhr und Wohnzimmeruhr
Entwurf Hermann Esch, Mannheim. Hersteller Gebr. Junghans A. G., Schramberg i. Schwarzwald
DIE MODERNE ZIMMERUHR
Die Uhr hat sich vom bewunderten Einzelstück,
vom „Künstlichen Werk" zum Bestandteil der Ein-
richtung entwickelt, ist Mobiliar geworden und hat
als solches alle Stile der letzten drei Jahrhunderte
erfahren. Vielleicht mit dem Unterschied, daß sie
den modernen Bestrebungen zaghafter folgte als
andere Dinge, denn heute noch sind alle Uhrformen
seit den siebziger Jahren gangbare Ware, sei es die
Pendule, die als stehende Venus im erhobenen Arm
das Werk schwingt, sei es der Regulator, den seit
Gerstäckers Zeiten über den gedrechselten Säulen
der Pegasus oder ein Adler reitet, sei es die Stand-
uhr mit originalem Westminster - Choralschlag im
schwarzen Eichenkasten mit geschnitztem Orna-
ment.
Was aber verlangt man denn von einer modernen
Zimmeruhr? Zuerst doch ein bestes Werk, von dem
der Laie in der Regel nichts versteht, dann aber,
nach außen hin wirksam, eine formale Durchbildung
des Uhrkörpers, der sich einheitlich der modernen
Wohnung einfügen und in Größe und Gestaltung den
besonderen Funktionen des einzelnen Raumes ent-
sprechen soll. Sehr eindeutige Beispiele dieser Art
zeigte Hermann Esch in der Ausstellung, die die
Mannheimer Kunsthalle diesen Sommer mit Arbeiten
der badischen Gruppe des Werkbundes veranstaltet
hat. Das Ziel war, klarste und einfachste Darstel-
lung, Lösung also in dem Sinne, daß die Uhr als
solche gewissermaßen ihre Form erklärte und jede
Weiterung wegfiel. Die Sachlichkeit dieser Formu-
lierung verlangte, daß der besondere Zweck berück-
sichtigt wurde, wobei die traditionell bewährten
Typen mit Ausnahme der großen Standuhr zugrunde
gelegt wurden. Damit war erreicht, daß sich die
Entwürfe außerhalb des Experiments stellen, denn
die Markierung der Zeit durch Striche an Stelle der
gewohnten Ziffern orientiert leichter und verein-
facht die Form des Blattes, das als gleichwertig
klare und notwendige Kreisteilung bestimmt ist. Von
Schreibtischuhr
Entwurf Hermann Esch. Hersteller Gebr. Junghans A. G.
530
Entwurf Hermann Esch, Mannheim. Hersteller Gebr. Junghans A. G., Schramberg i. Schwarzwald
DIE MODERNE ZIMMERUHR
Die Uhr hat sich vom bewunderten Einzelstück,
vom „Künstlichen Werk" zum Bestandteil der Ein-
richtung entwickelt, ist Mobiliar geworden und hat
als solches alle Stile der letzten drei Jahrhunderte
erfahren. Vielleicht mit dem Unterschied, daß sie
den modernen Bestrebungen zaghafter folgte als
andere Dinge, denn heute noch sind alle Uhrformen
seit den siebziger Jahren gangbare Ware, sei es die
Pendule, die als stehende Venus im erhobenen Arm
das Werk schwingt, sei es der Regulator, den seit
Gerstäckers Zeiten über den gedrechselten Säulen
der Pegasus oder ein Adler reitet, sei es die Stand-
uhr mit originalem Westminster - Choralschlag im
schwarzen Eichenkasten mit geschnitztem Orna-
ment.
Was aber verlangt man denn von einer modernen
Zimmeruhr? Zuerst doch ein bestes Werk, von dem
der Laie in der Regel nichts versteht, dann aber,
nach außen hin wirksam, eine formale Durchbildung
des Uhrkörpers, der sich einheitlich der modernen
Wohnung einfügen und in Größe und Gestaltung den
besonderen Funktionen des einzelnen Raumes ent-
sprechen soll. Sehr eindeutige Beispiele dieser Art
zeigte Hermann Esch in der Ausstellung, die die
Mannheimer Kunsthalle diesen Sommer mit Arbeiten
der badischen Gruppe des Werkbundes veranstaltet
hat. Das Ziel war, klarste und einfachste Darstel-
lung, Lösung also in dem Sinne, daß die Uhr als
solche gewissermaßen ihre Form erklärte und jede
Weiterung wegfiel. Die Sachlichkeit dieser Formu-
lierung verlangte, daß der besondere Zweck berück-
sichtigt wurde, wobei die traditionell bewährten
Typen mit Ausnahme der großen Standuhr zugrunde
gelegt wurden. Damit war erreicht, daß sich die
Entwürfe außerhalb des Experiments stellen, denn
die Markierung der Zeit durch Striche an Stelle der
gewohnten Ziffern orientiert leichter und verein-
facht die Form des Blattes, das als gleichwertig
klare und notwendige Kreisteilung bestimmt ist. Von
Schreibtischuhr
Entwurf Hermann Esch. Hersteller Gebr. Junghans A. G.
530