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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0469

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BUCHBESPRECHUNGEN

„Wie bauen" von Hans und Bodo Rasch, Aka-
demischer Verlag Dr. Fritz Wedekind, Stuttgart, und
„Der Bauwelt-Katalo g", Verlag Die Bauwelt,
Berlin, sind als Informationsmittel gedacht, ohne
allerdings die Anforderungen, die als solche zu stel-
len sind, vollkommen zu erfüllen. Das in zweiter Auf-
lage erschienene Buch „Wie bauen" ist ein geist-
volles Manifest für neues Bauen, neue Materialien,
neue Konstruktionen, neue Maschinen, neue Erfah-
rungen und fordert, die Gegenstände des täglichen
Lebens, zu denen auch unsere Häuser gehören, der
industriellen Produktion zuzuführen. Es kritisiert das
handwerkliche Bauen, das als notwendig angesehen
wird, solange Architektur beabsichtigte Form ist.
Dem wird das industrielle Bauen entgegengesetzt,
das heute selbstverständlich und notwendig ist und
das im Gegensatz zum Handwerk auf formale Vor-
aussetzungen verzichtet. So richtig die Forderung
der Industrialisierung des Bauens ist, ist es doch
eine Verkennung zu glauben, daß damit der archi-
tektonische Formalismus ausgeschaltet wird. Wie
es überhaupt eine Täuschung ist, daß die Reaktion
auf den Formalismus der Vergangenheit diesen wirk-
lich beseitigt hätte. Er ist nur anders maskiert und
durch die Kollektivität und Typisierung der heuti-
gen Produktion schwerer zu erkennen. — Die Vor-
aussetzung aller Industrialisierung ist die Schaffung
von einwandsfreien Typen, die bisher nur für ein-
zelne Bauteile bzw. Einrichtungsgegenstände, kei-
neswegs aber für die Häuser selbst gefunden sind.

Der zweite Teil des Buches enthält Beiträge von
einer großen Anzahl Firmen, die sich um neue Bau-
methoden, neue Materialien und dergleichen be-
mühen. Obgleich diese Aufsätze als Informations-
material sehr wichtig sind, ist es doch mißverständ-
lich, sie in direkten Zusammenhang mit den theore-
tischen Erörterungen zu bringen, da ja ihre Auswahl
nicht nach Gesichtspunkten der Wertung, sondern
nur als Bezugsquellennachweis anzusehen ist.

Als konsequenter in dieser Hinsicht muß daher
der Bauwelt-Katalog bezeichnet werden, der nichts
weiter sein will als ein Bezugsquellenverzeichnis.
Er gibt eine allgemeine Information über sämtliche
mit dem Hausbau in Zusammenhang stehenden Ein-
zelheiten, ohne allerdings wie sein Vorbild, der ame-
rikanische Architekturkatalog von „Sweet", ein voll-
kommenes Instrument, ein wirklich brauchbares In-
formationsmittel zu sein, d. h. über die allgemeine
Annonce hinaus sachliche, planmäßig belegte Details
zu geben, was bis jetzt nur bei einem Teil der Fir-
men der Fall ist. Denn wichtiger als Bildchen sind
informierende, sachliche Angaben. Es ist zu hoffen,
daß die nächste Auflage diesen Mangel beseitigen
und sämtliche inserierten Objekte planmäßig darge-
stellt mit allen notwendigen Angaben, Maßen, Ge-
wichten, womöglich auch Preisen bringen wird.

Daß Industrialisierung kein Schutz gegen Forma-
lismus ist, zeigt beispielsweise der Stahlhausbau,
über den die Publikation von Hans Spiegel ,,D e r
Stahlhausbau, Wohn bauten aus Stah I".

Verlag Alwin Fröhlich, Leipzig-Gohlis, ausgezeichnet
informiert. Es ist ganz üblich, daß die Stahlhäuser
alten Bauernhäusern gleichen, die Stahlmöbel Holz
vortäuschen. Nur in verhältnismäßig wenigen Fällen
hat man bisher den dem neuen Material entsprechen-
den Ausdruck gefunden.

Durch Veranschaulichung der Konstruktionsele-
mente der Stahlhausbauten und Darstellung ausge-
führter Stahlhäuser soll demonstriert werden, daß
der Weg wirtschaftlicher Bau-Erstellung nur über
weitgehende Normierung der Bauelemente, mecha-
nisierte Serienanfertigung der Normenelemente und
montagemäßige Herstellung der typisierten Wohn-
bauten geht. An Hand der verschiedenen Konstruk-
tionen des Montage-Stahlhauses, wie sie von ame-
rikanischen, englischen, französischen und deut-
schen Firmen ausgearbeitet worden sind, werden die
verschiedenen Möglichkeiten und Erfahrungen der
Stahlhausanfertigung gezeigt, um aus der Summe
aller bisherigen Erfahrungen eine Grundlage für die
weitere Arbeit auf diesem Gebiete zu schaffen.

Diese Arbeit betrifft aber nur das Technische des
Hausbaus. Die Frage des Grundrißtyps wird davon
zunächst nicht berührt. Einwandsfreie, für die In-
dustrialisierung geeignete Grundrißtypen wurden bis
jetzt noch nicht gefunden. Es ist daher kein Zufall,
daß durch romantische Reminiszenzen eine mißver-
standene Gemütlichkeit über diesen Mangel hinweg-
täuschen soll. Eine kommende Serienherstellung
setzt daher die Schaffung brauchbarer Grundriß-
typen voraus, wenn nicht der Sinn der Industriali-
sierung vollkommen aufgehoben werden soll. Zweck-
mäßiger als eine industrielle Herstellung ganzer Häu-
ser ist daher die Herstellung von Baueinzelheiten,
die eine weitgehende Grundrißvariation ermöglichen.

Der Wohn- und Industriebau sind heute die gro-
ßen Arbeitsgebiete des Architekten. Hier stoßen
seine gestalterischen Kräfte mit den auf Ökonomie
und Zweckmäßigkeit bedachten Absichten des In-
genieurs zusammen. Ökonomie und Zweckmäßigkeit
sind aber für die moderne Baukunst wesentliche
Voraussetzung der Gestaltung. Die Architekten
haben die Ingenieurwerke, die diese Prinzipien am
reinsten verkörperten, entweder sehr überschätzt
oder sie wußten gar nichts mit ihnen anzufangen, ja
empfanden sie als formstörend und waren daher
nicht imstande, die verschiedenartigen Elemente zu
einer Einheit zu gestalten. Daher sind Werke, bei
denen Form und Konstruktion zu einer Einheit ver-
schmolzen sind, so überaus selten.

Die Deutsche Bau-Gesellschaft m. b. H. in Frank-
furt (Main) hat sich zur Aufgabe gesetzt, den Archi-
tekten durch umfangreiche Mappenwerke, von denen
bis jetzt die dritte Bauplanmappe erschienen ist, zu
ersetzen. Ein Unternehmen, das, so sehr es auch
die Interessen der Architekten schädigt, durchaus
den Forderungen der heutigen Zeit entspricht. Lei-
der stellt dieses Werk eher eine Karikatur dessen
dar, was es eigentlich sein sollte. Aus ca. 2000 Ent-
würfen, die auf Bestellung angefertigt wurden, sind

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