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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Fries, Heinrich de: Werkbundsiedlung Mühlheim-Ruhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0443

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Friedrich-Wilhelmshütte Blick in das Ruhrtal

WERKBUNDSIEDLUNG MÜLHEIM-RUHR

Im deutschen Westen, im Industriegebiet unsympathische Wohngegenden, nicht allzuweit
zwischen Dortmund und Köln etwa, sind umfang- vom Begriffe einer technisch-chemischen Hölle
reiche und bedeutungsvolle kommunale Neuglie- entfernt, deren Marter-Inventar aus Schwefei-
derungen im Gange. Etwa im Herzen dieses Bo- gasen, Kohlenstaub und Säuredünsten bestehen,
denabschnittes, ungefähr gleichweit entfernt von Diese Auffassung ist teilweise nicht unberech-
seinen Endpunkten, findet sich Mülheim an der tigt, sie gilt sogar bis in die nächste Nähe von
Ruhr, das nach dem Wunsche der Staatsregie- Mülheim selbst, ja bis an den Hauptbahnhof
rung nicht irgendeiner Um- oder Eingemeindung heran. Aber ebenso wie dieser Hauptbahnhof in
anheimfallen wird. Statt dessen aber mit erwei- einer Stadt mit sieben Bahnhöfen eine kleine
tertem Gebiete, erweiterten Vollmachten, er- Rolle spielt, besonders im Zeitalter des wachsen-
weiterter Verantwortung in Zukunft als „Treu- den Autoverkehrs, so spielt auch das eigentliche
händer der Natur" im industriellen Westen fun- Industriegebiet in Mülheim keineswegs die ent-
gieren wird. Eine große Aufgabe, die durch die scheidende Rolle, und da schon gar nicht, wo
Stadt selbst, den Siedlungsverband Ruhrkohlen- Mülheim eben an der Ruhr liegt,
bezirk und den Regierungs-Präsidenten in ver- Denn die Ruhr-Tal- und Hügellandschaft ist
ständnisvoller Weise nachdrücklich unterstützt schön, weit über die Grenzen des Stadtgebietes
wird, die aber noch weit besser und hochwertiger hinaus. Sie ist landschaftlich überhaupt das
gelöst werden könnte, wenn für diese überkom- Schönste und Beste im Industriebezirk, seit in
munale Aufgabe auch die entsprechenden über- den letzten zwanzig Jahren der Vormarsch der
kommunalen Mittel zur Verfügung gestellt Industrie bis an die holländische Rheingrenze die
würden! Schönheit der Ebenen und alten Wälder vernioh-

Mülheim liegt, seiner Stadtbezeichnung ent- tet hat. Mülheim rettete sich durch seine topo-

sprechend, an der Ruhr und unterscheidet sich graphische Struktur, durch seinen besonderen

dadurch angenehm von den sonstigen gleich- Charakter einer Hügelstadt, der auch innerhalb

namigen Gemeinden in Deutschland. Das Wort des eng bebauten Stadtkernes immer wieder

„angenehm" ist in diesem Zusammenhang weder stark zu spüren ist und der die Vorstellung von

scherzhaft noch gar ironisch gemeint, was man- Tälern zwischen den Hügeln hervorruft,
eher Zeitgenosse nicht sofort verstehen wird. Eines dieser Täler, die zur Ruhr hinabführen,

Denn nach der allgemeinen Auffassung gelten ist das Forstbachtal, stromaufwärts in der Rich-

gewisse Teile des Industriegebietes als äußerst tung auf Essen zu gelegen. Man erreicht es

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