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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Werkbundausstellung Stuttgart 1929 Film und Foto
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0219

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WERKBUNDÄUSSTELLUNG STUTTGART 1929
FILM UND FOTO

Dieses Heft trägt als erstes die Bezeichnung „Of-
fizielles Organ der „Werkbund-Ausstellung Film und
Foto Stuttgart 1929". Wir werden vor und während
der Veranstaltung diese Bezeichnung führen. Wir
haben uns bereits in den Heften 3, 4 und 5 mit dem
Thema des Films beschäftigt und dieses Heft schnei-
det die Frage der Fotografie an. Wir werden auch in
den kommenden Heften das Thema Fotografie und
Film behandeln. Wir wollen damit unsere Leser auf
die wichtigsten Fragen, die diese Ausstellung zeigen
wird, hinweisen und durch Abbildung von Fotos be-
sonders charakteristischer Fotografen die vielfäl-
tigen Auffassungen der Aufgabe der Fotografie an-
deuten. So wollen wir einstweilen auf diese Ver-
anstaltung vorbereiten.

DIE AUSSTELLUNG UND DIE
DEUTSCHEN FACHSCHULEN

Der internationalen Werkbundaus-
stellung „Film und Foto" Stuttgart wird
wachsende Aufmerksamkeit gewidmet und der Kreis
der Interessenten findet ständige Erweiterung. Zu
der bereits bekanntgegebenen, sehr umfangreichen
Beteiligung aus dem In- und Ausland gesellen sich
auch die Fachlehranstalten, die die außerordent-
liche Bedeutung dieser Ausstellung erkannt und ihre
Mitarbeit an der Foto-Ausstellung zugesagt haben.

Von den deutschen Schulen haben sich bis-
her gemeldet: das Bauhaus Dessau, die Kunst-
gewerbeschule Stuttgart, die Folkwangschulen in
Essen, die Kunstschule Professor Ilten, Berlin, die
fotografische Lehranstalt des Lettevereins Berlin,
die Kunstgewerbeschule Halle, die Meisterschule für
Deutschlands Buchdrucker, München. Außerdem stel-
len eine Reihe von Instituten und Verbänden ihre
Sammlungen bzw. ihr Material zur Verfügung, so unter
anderen das Institut für Kulturforschung, Berlin, die
grafische Abteilung des Luftschiffbau Zeppelin,
Friedrichshafen, die Lichtbild-Zentrale der Junkers
Flugzeuge A.-G., Dessau, der Bildungsverband Deut-
scher Buchdrucker, die Gesellschaft Deutscher
Lichtbildner.

Der Umstand, daß gerade Schulen, die doch
auch Träger der Kulturentwicklung sind, im Rahmen
dieser Ausstellung besonders zu Worte kommen, ist
ein schätzenswertes Moment und ihre starke Be-

teiligung ein weiterer Beweis für die Notwendigkeit
der Stuttgarter Veranstaltung.

NEUE RUSSEN Fl LM E AUF DER
AUSSTELLUNG

In Moskau fand vor kurzem die Vorschau eines
„neuen" Films „Der Mann mit dem Kinoapparat"
statt. Der Film, der das simple Alltagsleben über-
rumpelt und dynamisch fixiert, wurde von dem jun-
gen russischen Filmkünstler Dsiga Werthoff ohne
Schauspieler, ohne jegliches Szenarium und voll-
kommen titellos geschaffen. Das heiße pulsierende
Leben, das den Schauenden optisch anzuspringen
scneint, ist nicht nur neu gesehen und durch den
Film in neue Formen gebracht, es ist neu erlebt
und wird ohne literarisches oder theatralisches
Pathos zum filmischen Kunstwerk gestaltet. Des-
halb ist dieser Film weder zu erzählen, noch irgend-
wie zu besenreiben, er spricht seine selbständige
Sprache, die aus den kinotechnischen Möglichkeiten
hergeleitet ist. Er zeigt uns die Tatsachen — ge-
sehen durch das Objektiv des Apparates — unter
einem anderen Gesichtswinkel, als wir sie sonst zu
sehen gewohnt sind.

Der Film hat einen starken Eindruck auf alle
Zuschauer, die sich aus Sachverständigen der Film-
kunst und aus Kreisen der Literatur, des Theaters
und der Kunst zusammensetzten, gemacht.

Dieser Film Dsiga Werthoffs wird auch in
Deutschland der Öffentlichkeit zur Diskussion über-
geben, und zwar zum erstenmal im Rahmen der
internationalen Werkbundausstellung „Film und
Foto" Stuttgart. Diese Ausstellung will bekannt-
lich zu allen akuten Fragen des Films und der Foto-
grafie durch die Schau, durch Vorführungen und
Vorträge Stellung nehmen, um richtunggebend den
Fortschritt auf diesen Gebieten zu fördern. Außer
dem neuen Film von Werthoff werden in Stuttgart
noch weitere bisher unveröffentlichte Filme eben-
falls uraufgeführt werden. Einzelne Regisseure und
Operateure wollen speziell für diese Ausstellung
kurze Instruktionsfilme zusammenstellen, die einen
Einblick in ihre Theorien und ihre Arbeitsmethoden,
ihre Montage gewähren sollen. Es werden auch un-
veröffentlichte kürzere Streifen von Pudowkin,
Eisenstein, Schub sowie neuartige Kulturfilme aus
Rußland gezeigt werden.

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