früher mit Gropius zusammen tätig — die letzten
Jahre als Leiter der Bauberatung und als Lehrer an
der Kunstschule in Frankfurt a. M. gewirkt hatte.
Meyer war der breiteren Öffentlichkeit noch wenig
bekannt geworden, trotzdem seinem Werk entschei-
dende Bedeutung für die Entwicklung der neuen
Architektur zukommt — wir werden seine letzten
Bauten, für das Elektrizitätswerk und die Gasgesell-
schaft in Frankfurt a.M., in einem der nächsten Hefte
publizieren.
Schließlich ist noch eine vom Amt für Kunst und
Wissenschaft im gleichen Haus, dem Haus „Werk-
bund" auf dem Messegelände, veranstaltete Ausstel-
lung von Arbeiten der Käthe Kollwitz zu erwähnen,
die in diesem Zusammenhang überraschen wird. May
hat sie veranlaßt, um den ethischen Sinn der
Veranstaltungen des Kongresses zu verdeutlichen,
der sich mit der Frage der „Wohnung für das Exi-
stenzminimum" beschäftigt, und sich damit eines der
wichtigsten Menschenrechte, des Rechts auf die ge-
sunde und gute Wohnung angenommen hat, eines
Rechts, dessen Befriedigung viel von den mensch-
lichen Leiden stillen könnte, die aus den Gestalten
der Kollwitz sprechen. J. Bier
MODERNE KUNST IM MODERNEN RAUM
In unserem Verlagshaus, dem Reckendorfhaus, hat
Paul Westheim, der Herausgeber des Kunstblatts,
eine Ausstellung „Fünfzig ausgewählte Werke heuti-
ger Kunst" eingerichtet, die als eine Art Eröffnung
des Ausstellungsraums, den Ludwig Hilberseimer
entworfen hat, gelten kann. Die Auswahl der Bilder
und Skulpturen ist ausgezeichnet. Man sieht unter
anderen George Grosz, Paul Klee, Schmidt-Rottluff,
Dix, Feininger, Utrillo, Max Ernst, Belling, Mareks,
Matare. Ohne eine bestimmte Richtung herauszu-
stellen, sind mit gutem Instinkt verschiedenartige,
aber sehr lebendige Arbeiten zusammengetragen.
Und diese Lebendigkeit, die Auswahl und die Anzahl
sind geeignet, den Beschauer mit den Schöpfungen
vertraut zu machen. Er wird weder durch die Masse
ermüdet noch einseitig beeinflußt, sondern geht
frisch und angeregt aus dieser Schau heraus. Sehr
erfreulich ist, daß es hier möglich war, in ganz
modernen Räumen moderne Bilder aufzuhängen, um
so zu zeigen, wie gerade vor der glatten und einheit-
lichen Wandfläche ein Bild oder eine Plastik stärker
zu ihrem Recht kommen als wenn sie in eine deko-
rativ orientierte Umgebung eingeordnet werden.
Daß diese modernen Arbeiten im modernen neutralen
Raum eine starke Wirkung ausüben, ist auch ein Be-
weis für ihre künstlerische Qualität. L.
BAUWIRTSCHAFT
Der freie und der beamtete Architekt.
Ein Empfangsabend des BDA, Landesbezirk Bran-
denburg, war der Aussprache über dieses Thema ge-
widmet. Für die Privatarchitekten sprach Professor
S e e c k. Er stellte die wirtschaftliche Notlage des
Architektenstandes, die sich aus der allgemeinen
wirtschaftlichen Not seit dem Kriege ergeben hat,
in den Vordergrund und kontrastierte die Selbstver-
antwortlichkeit des freien Architekten, der sich im
Vertrauen auf seine künstlerische Kraft auf eigene
Füße gestellt hat, mit der durch den Instanzenzug
gedeckten Position des Beamten. Die Heranziehung
freier Baukünstler zu behördlichen Aufgaben würde
zweckmäßigerweise in der Form beschränkter Wett-
bewerbe erfolgen. — Leider fehlten nicht einige
kaum zur Sache gehörige Angriffe auf die „problema-
tische Moderne" und auf die mit ihr angeblich ver-
bundene Schabionisierung und Ausschaltung der
Kunst.
Ministerialdirektor Dr. K i e ß I i n g von der Preu-
ßischen Hochbauverwaltung lehnte, ausgehend vom
Standpunkt der Staatsraison, die Erteilung von be-
hördlichen Aufträgen im Sinne einer Fürsorgemaß-
nahme ab, zumal damit nur die Überfüllung des
freien Architektenstandes gesteigert werden könne.
Die Vorteile einer Zusammenarbeit sieht er vielmehr
wesentlich auf ideellem Gebiet: die Bauverwaltung
werde vor Einseitigkeit und Verknöcherung ge-
schützt durch Aufnahme von Anregungen und Bau-
gedanken, die der Beamte dann ausreifen lassen
könne. Er schlug die Ausschreibung von engeren
bezahlten Wettbewerben vor, an denen sowohl pri-
vate wie beamtete Architekten zu beteiligen wären,
und stellte schon für die nächsten Wochen Schritte
in Aussicht, um besonders die etwas gespannten
Beziehungen zwischen der Hochbauverwaltung und
den Professoren der Baukunst an der Berliner Tech-
nischen Hochschule wieder in eine normale Form
zu bringen.
Eine Ansprache des BDA-Präsidenten, Professor
Dr. Kreis, schloß den Abend, der im wesentlichen
wohl als ein Versuch zur Überbrückung von beträcht-
lichen Spannungen und zur Herstellung einer ver-
söhnlichen Atmosphäre gedacht war.
A. Schwab
Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:
Otto Haesler, Celle, Altenhägener Str. 34
Dr. Justus Bier, Nürnberg, Fürther Str. 10
Dr. Alexander Schwab, Berlin W57, Potsdamer Str. 93
Dr. J. Gantner, Dir.-Assistent an der Kunstschule, Frankfurt a.M
Neue Mainzer Str. 37
Hermann Eßwein, München, Hörwarthstr. 32
Dipl.-Ing. Dr. Adolf Reitz, Stuttgart-Degerloch, Turmstr. 11
618
Jahre als Leiter der Bauberatung und als Lehrer an
der Kunstschule in Frankfurt a. M. gewirkt hatte.
Meyer war der breiteren Öffentlichkeit noch wenig
bekannt geworden, trotzdem seinem Werk entschei-
dende Bedeutung für die Entwicklung der neuen
Architektur zukommt — wir werden seine letzten
Bauten, für das Elektrizitätswerk und die Gasgesell-
schaft in Frankfurt a.M., in einem der nächsten Hefte
publizieren.
Schließlich ist noch eine vom Amt für Kunst und
Wissenschaft im gleichen Haus, dem Haus „Werk-
bund" auf dem Messegelände, veranstaltete Ausstel-
lung von Arbeiten der Käthe Kollwitz zu erwähnen,
die in diesem Zusammenhang überraschen wird. May
hat sie veranlaßt, um den ethischen Sinn der
Veranstaltungen des Kongresses zu verdeutlichen,
der sich mit der Frage der „Wohnung für das Exi-
stenzminimum" beschäftigt, und sich damit eines der
wichtigsten Menschenrechte, des Rechts auf die ge-
sunde und gute Wohnung angenommen hat, eines
Rechts, dessen Befriedigung viel von den mensch-
lichen Leiden stillen könnte, die aus den Gestalten
der Kollwitz sprechen. J. Bier
MODERNE KUNST IM MODERNEN RAUM
In unserem Verlagshaus, dem Reckendorfhaus, hat
Paul Westheim, der Herausgeber des Kunstblatts,
eine Ausstellung „Fünfzig ausgewählte Werke heuti-
ger Kunst" eingerichtet, die als eine Art Eröffnung
des Ausstellungsraums, den Ludwig Hilberseimer
entworfen hat, gelten kann. Die Auswahl der Bilder
und Skulpturen ist ausgezeichnet. Man sieht unter
anderen George Grosz, Paul Klee, Schmidt-Rottluff,
Dix, Feininger, Utrillo, Max Ernst, Belling, Mareks,
Matare. Ohne eine bestimmte Richtung herauszu-
stellen, sind mit gutem Instinkt verschiedenartige,
aber sehr lebendige Arbeiten zusammengetragen.
Und diese Lebendigkeit, die Auswahl und die Anzahl
sind geeignet, den Beschauer mit den Schöpfungen
vertraut zu machen. Er wird weder durch die Masse
ermüdet noch einseitig beeinflußt, sondern geht
frisch und angeregt aus dieser Schau heraus. Sehr
erfreulich ist, daß es hier möglich war, in ganz
modernen Räumen moderne Bilder aufzuhängen, um
so zu zeigen, wie gerade vor der glatten und einheit-
lichen Wandfläche ein Bild oder eine Plastik stärker
zu ihrem Recht kommen als wenn sie in eine deko-
rativ orientierte Umgebung eingeordnet werden.
Daß diese modernen Arbeiten im modernen neutralen
Raum eine starke Wirkung ausüben, ist auch ein Be-
weis für ihre künstlerische Qualität. L.
BAUWIRTSCHAFT
Der freie und der beamtete Architekt.
Ein Empfangsabend des BDA, Landesbezirk Bran-
denburg, war der Aussprache über dieses Thema ge-
widmet. Für die Privatarchitekten sprach Professor
S e e c k. Er stellte die wirtschaftliche Notlage des
Architektenstandes, die sich aus der allgemeinen
wirtschaftlichen Not seit dem Kriege ergeben hat,
in den Vordergrund und kontrastierte die Selbstver-
antwortlichkeit des freien Architekten, der sich im
Vertrauen auf seine künstlerische Kraft auf eigene
Füße gestellt hat, mit der durch den Instanzenzug
gedeckten Position des Beamten. Die Heranziehung
freier Baukünstler zu behördlichen Aufgaben würde
zweckmäßigerweise in der Form beschränkter Wett-
bewerbe erfolgen. — Leider fehlten nicht einige
kaum zur Sache gehörige Angriffe auf die „problema-
tische Moderne" und auf die mit ihr angeblich ver-
bundene Schabionisierung und Ausschaltung der
Kunst.
Ministerialdirektor Dr. K i e ß I i n g von der Preu-
ßischen Hochbauverwaltung lehnte, ausgehend vom
Standpunkt der Staatsraison, die Erteilung von be-
hördlichen Aufträgen im Sinne einer Fürsorgemaß-
nahme ab, zumal damit nur die Überfüllung des
freien Architektenstandes gesteigert werden könne.
Die Vorteile einer Zusammenarbeit sieht er vielmehr
wesentlich auf ideellem Gebiet: die Bauverwaltung
werde vor Einseitigkeit und Verknöcherung ge-
schützt durch Aufnahme von Anregungen und Bau-
gedanken, die der Beamte dann ausreifen lassen
könne. Er schlug die Ausschreibung von engeren
bezahlten Wettbewerben vor, an denen sowohl pri-
vate wie beamtete Architekten zu beteiligen wären,
und stellte schon für die nächsten Wochen Schritte
in Aussicht, um besonders die etwas gespannten
Beziehungen zwischen der Hochbauverwaltung und
den Professoren der Baukunst an der Berliner Tech-
nischen Hochschule wieder in eine normale Form
zu bringen.
Eine Ansprache des BDA-Präsidenten, Professor
Dr. Kreis, schloß den Abend, der im wesentlichen
wohl als ein Versuch zur Überbrückung von beträcht-
lichen Spannungen und zur Herstellung einer ver-
söhnlichen Atmosphäre gedacht war.
A. Schwab
Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:
Otto Haesler, Celle, Altenhägener Str. 34
Dr. Justus Bier, Nürnberg, Fürther Str. 10
Dr. Alexander Schwab, Berlin W57, Potsdamer Str. 93
Dr. J. Gantner, Dir.-Assistent an der Kunstschule, Frankfurt a.M
Neue Mainzer Str. 37
Hermann Eßwein, München, Hörwarthstr. 32
Dipl.-Ing. Dr. Adolf Reitz, Stuttgart-Degerloch, Turmstr. 11
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