Schon 1882 sah man sich gezwungen, eine
Arbeitsteilung vorzunehmen, und es entstanden drei
Gruppen, die folgende Bezeichnungen fanden:
1. Die ökonomische und statistische Gruppe.
2. Die technische und handwerkliche Gruppe.
3. Die kunstindustrielle Gruppe.
Es seien kurz deren Aufgaben skizziert: Die erste
Gruppe gründete eine Industriekreditgesellschaft in
Stockholm, um kleine Unternehmen und Handwerker
finanzieren zu können. Sie verbesserte die Absatz-
möglichkeiten für die Industrie durch Einsetzen für
neue Einfahrtwege nach Stockholm und Vergröße-
rung von dessen Hafen und schließlich für einen
engeren Verkehr mit Rußland durch Anlage von
Nebenbahnen zwischen Stammbahn und dem eis-
freien Hafen in Stockholms Schären. Und weiter er-
richtete man eine Agentur- und Export-Zentrale, die
allerdings nicht den erwarteten Erfolg hatte.
Die zweite Gruppe hatte eine vielleicht noch wich-
tigere Aufgabe vor sich. Zweifellos ist es ihr Ver-
dienst, daß die technische und künstlerische Tradi-
tion im Handwerk nicht unter der immer stärker wer-
denden Industrialisierung zugrunde ging und heute
noch eine wirklichkeitsberechtigte Bedeutung hat.
Diese Frage wird uns später noch einmal beschäfti-
gen. Die Form der Erhaltung war und ist natürlich
die der Unterweisung: Wanderlehrer und lokalisierte
Schulen, in denen auch neue Hilfswerkzeuge einge-
führt werden. Weiter wurden die Arbeitsmöglichkei-
ten des Handwerkers durch Herausgabe von Hand-
büchern, Musterblättern usw. wesentlich gestützt.
Als dann aber der Zusammenschluß der einzelnen
Erwerbszweige aufkam und diese manches selber
in die Hand nahmen, was ihnen bisher von Seiten
der S. S. F. geboten worden war, konzentrierte sich
deren Arbeit mehr und mehr auf die Kunstindustrie.
Man kam automatisch zur Bildung der dritten
Gruppe.
Ihre Wirksamkeit äußerte sich zunächst im Aus-
stellungswesen — und es sei daran erinnert, daß
schon zur Ausstellung in Wien 1873 Schweden sich
mit seinen Textilien Weltruf sicherte. Die eignen
Sammlungen der S. S. F. wurden durch Reisemuseen
im Lande zu weitgehender Propaganda verwertet,
bis sie in den Besitz staatlicher Sammlungen über-
gingen.
Ferner setzte eine Publikationstätigkeit ein: Von
1884 bis 1904 erschienen regelmäßig die Mitteilun-
gen der S.S. F. („Meddelanden frän S. S. F."). Sie
wurden 1905 zu der heute noch bestehenden Zeit-
schrift der S.S. F. erweitert („S. S. F.'s Tidskrift"),
die jährlich bis 1920 viermal erschien, nun aber in
zehn Heften und zwei großen Sondernummern im
«Jahr herausgegeben wird.
Seit den 70er Jahren hat S. S. F. in der Form von
Preisausschreiben versucht, zu guten Vorbildern
für industrielle und handwerkliche Produktion
zu kommen.
Aus diesen Hauptzügen aus der Tätigkeit der
S. S. F. läßt sich erkennen, daß ihre Einstellung je-
weils durchaus ..modern" war und gegenüber Zeit-
forderungen eine erfreuliche Elastizität aufwies. Be-
denkenlos gab man Bemühungen auf, die von ande-
rer Seite sinnvoller oder mit autonomer Berechti-
gung aufgenommen wurden, etwa durch die Grup-
Penbildung in den Gewerben. Nicht, daß man jeg-
lichen Kontakt verlor, aber man beschränkte sich
auf eine Zusammenarbeit, die die gemeinsame ideale
Basis betonte, auf der man sich treffen konnte,
wenn es nötig war.
Das ergab eine Begrenzung des Aufgabenkreises,
der aber nun intensiver erfüllt werden konnte. Ent-
scheidend wurde für die S. S. F. die Entstehung der
Deutschen Werkbundbewegung. S. S. F.
befand sich in einem Stadium, in dem man gesun-
derweise versuchen konnte, die Ideen des DWB
nach Schweden zu übertragen. Es ist überflüssig,
sie hier auseinanderzusetzen. Die Reorganisation
der S. S. F. zeigt aber, daß man den DWB begriffen
hat, und es sei im folgenden kurz skizziert, wie
S. S. F. seine heutige Arbeit anfaßt. Ihre Durchführ-
barkeit weiß die S. S. F. abhängig von der jeweiligen
Reife der Gesellschaft für eine höhere Geschmacks-
kultur. Man hat gelegentlich der 75jährigen Tätig-
keit der S. S. F. die Frage aufgeworfen, ob in diesem
Sinne eine erfolgreiche Wirksamkeit zu verzeichnen
ist, und man konnte diese Frage mit gutem Gewissen
bejahen. Und man hat die weitere Frage aufgewor-
fen, ob denn jetzt die sozialen Voraussetzungen für
einen fortschreitenden Erfolg gegeben sind. Die
Antwort läßt deutlich erkennen, daß die S. S. F. die
Wandlung unserer Tage sieht, denn es heißt darin:
..Da nun außerdem manche Zeichen darauf deuten,
daß der Kulturkreis sich auszuweiten beginnt, und
neue Gesellschaftsklassen in ihn hineingezogen wer-
den, so darf man hoffen, daß die Zeit zu reifen be-
ginnt für eine Verbesserung sowohl auf dem Gebiet
der Kunst als auch der Geschmackskultur, so wenig
man vergessen darf, daß eine vollkommene solche
am Ende der Reihe kommt wie eine Krone über dem
Ganzen."
So sieht S. S. F. seine wichtigste Aufgabe in der
Schaffung von qualitativ hochstehenden Möbeln und
Gebrauchsgegenständen für die große Masse der
Gesellschaft, oder, aus allgemeinem Gesichtspunkt
gesehen, billigste, geschmacklose Massenartikel
ohne wesentliche Verteuerung durch Waren zu er-
setzen, die sowohl materiell als auch technisch und
künstlerisch nennenswert besser sind, ganz gleich-
gültig, ob sie in Industrie oder Handwerk produziert
werden. Dafür gibt es zwei Wege. Einmal zu ver-
suchen, Waren von allerhöchster Qualität herauszu-
bringen oder unter Nachlassen dieses extremen
Qualitätsprinzips zu versuchen, Handwerk und Indu-
strie als Ganzes zu beeinflussen, wobei die Aussicht
besteht, die Geschmackskultur der gesamten Ge-
serischaft zu heben, während die Wirksamkeit des
ersten Weges in dieser Hinsicht begrenzt bleibt.
Organisatorisch hat das zu einem Vermittlungs-
büro geführt, das innerhalb von Produktions-, Han-
dels- und Konsumentenkreisen nach Möglichkeit die
Ideen der S. S. F. verbreiten soll. Das geschieht auf
folgende Weise: Durch allgemeine Aufklärung und
Propaganda durch Schriften, Bücher, Vorträge und
Demonstrationen sowohl für die Allgemeinheit als
auch für SpezialVereinigungen. So findet hierbei auch
das Reisemuseum sein Wirkungsfeld. Weiter durch
spezielle Aufklärung in Büchern, Broschüren und
Spezialnummern der Zeitschrift, in denen die künst-
lerischen Möglichkeiten der verschiedenen Gewerbe
behandelt werden, gegebenenfalls auch für Konsu-
menten gedacht. Hierher gehören auch alle Kurse
für Kunsthandwerker und andere Gewerbe.
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Arbeitsteilung vorzunehmen, und es entstanden drei
Gruppen, die folgende Bezeichnungen fanden:
1. Die ökonomische und statistische Gruppe.
2. Die technische und handwerkliche Gruppe.
3. Die kunstindustrielle Gruppe.
Es seien kurz deren Aufgaben skizziert: Die erste
Gruppe gründete eine Industriekreditgesellschaft in
Stockholm, um kleine Unternehmen und Handwerker
finanzieren zu können. Sie verbesserte die Absatz-
möglichkeiten für die Industrie durch Einsetzen für
neue Einfahrtwege nach Stockholm und Vergröße-
rung von dessen Hafen und schließlich für einen
engeren Verkehr mit Rußland durch Anlage von
Nebenbahnen zwischen Stammbahn und dem eis-
freien Hafen in Stockholms Schären. Und weiter er-
richtete man eine Agentur- und Export-Zentrale, die
allerdings nicht den erwarteten Erfolg hatte.
Die zweite Gruppe hatte eine vielleicht noch wich-
tigere Aufgabe vor sich. Zweifellos ist es ihr Ver-
dienst, daß die technische und künstlerische Tradi-
tion im Handwerk nicht unter der immer stärker wer-
denden Industrialisierung zugrunde ging und heute
noch eine wirklichkeitsberechtigte Bedeutung hat.
Diese Frage wird uns später noch einmal beschäfti-
gen. Die Form der Erhaltung war und ist natürlich
die der Unterweisung: Wanderlehrer und lokalisierte
Schulen, in denen auch neue Hilfswerkzeuge einge-
führt werden. Weiter wurden die Arbeitsmöglichkei-
ten des Handwerkers durch Herausgabe von Hand-
büchern, Musterblättern usw. wesentlich gestützt.
Als dann aber der Zusammenschluß der einzelnen
Erwerbszweige aufkam und diese manches selber
in die Hand nahmen, was ihnen bisher von Seiten
der S. S. F. geboten worden war, konzentrierte sich
deren Arbeit mehr und mehr auf die Kunstindustrie.
Man kam automatisch zur Bildung der dritten
Gruppe.
Ihre Wirksamkeit äußerte sich zunächst im Aus-
stellungswesen — und es sei daran erinnert, daß
schon zur Ausstellung in Wien 1873 Schweden sich
mit seinen Textilien Weltruf sicherte. Die eignen
Sammlungen der S. S. F. wurden durch Reisemuseen
im Lande zu weitgehender Propaganda verwertet,
bis sie in den Besitz staatlicher Sammlungen über-
gingen.
Ferner setzte eine Publikationstätigkeit ein: Von
1884 bis 1904 erschienen regelmäßig die Mitteilun-
gen der S.S. F. („Meddelanden frän S. S. F."). Sie
wurden 1905 zu der heute noch bestehenden Zeit-
schrift der S.S. F. erweitert („S. S. F.'s Tidskrift"),
die jährlich bis 1920 viermal erschien, nun aber in
zehn Heften und zwei großen Sondernummern im
«Jahr herausgegeben wird.
Seit den 70er Jahren hat S. S. F. in der Form von
Preisausschreiben versucht, zu guten Vorbildern
für industrielle und handwerkliche Produktion
zu kommen.
Aus diesen Hauptzügen aus der Tätigkeit der
S. S. F. läßt sich erkennen, daß ihre Einstellung je-
weils durchaus ..modern" war und gegenüber Zeit-
forderungen eine erfreuliche Elastizität aufwies. Be-
denkenlos gab man Bemühungen auf, die von ande-
rer Seite sinnvoller oder mit autonomer Berechti-
gung aufgenommen wurden, etwa durch die Grup-
Penbildung in den Gewerben. Nicht, daß man jeg-
lichen Kontakt verlor, aber man beschränkte sich
auf eine Zusammenarbeit, die die gemeinsame ideale
Basis betonte, auf der man sich treffen konnte,
wenn es nötig war.
Das ergab eine Begrenzung des Aufgabenkreises,
der aber nun intensiver erfüllt werden konnte. Ent-
scheidend wurde für die S. S. F. die Entstehung der
Deutschen Werkbundbewegung. S. S. F.
befand sich in einem Stadium, in dem man gesun-
derweise versuchen konnte, die Ideen des DWB
nach Schweden zu übertragen. Es ist überflüssig,
sie hier auseinanderzusetzen. Die Reorganisation
der S. S. F. zeigt aber, daß man den DWB begriffen
hat, und es sei im folgenden kurz skizziert, wie
S. S. F. seine heutige Arbeit anfaßt. Ihre Durchführ-
barkeit weiß die S. S. F. abhängig von der jeweiligen
Reife der Gesellschaft für eine höhere Geschmacks-
kultur. Man hat gelegentlich der 75jährigen Tätig-
keit der S. S. F. die Frage aufgeworfen, ob in diesem
Sinne eine erfolgreiche Wirksamkeit zu verzeichnen
ist, und man konnte diese Frage mit gutem Gewissen
bejahen. Und man hat die weitere Frage aufgewor-
fen, ob denn jetzt die sozialen Voraussetzungen für
einen fortschreitenden Erfolg gegeben sind. Die
Antwort läßt deutlich erkennen, daß die S. S. F. die
Wandlung unserer Tage sieht, denn es heißt darin:
..Da nun außerdem manche Zeichen darauf deuten,
daß der Kulturkreis sich auszuweiten beginnt, und
neue Gesellschaftsklassen in ihn hineingezogen wer-
den, so darf man hoffen, daß die Zeit zu reifen be-
ginnt für eine Verbesserung sowohl auf dem Gebiet
der Kunst als auch der Geschmackskultur, so wenig
man vergessen darf, daß eine vollkommene solche
am Ende der Reihe kommt wie eine Krone über dem
Ganzen."
So sieht S. S. F. seine wichtigste Aufgabe in der
Schaffung von qualitativ hochstehenden Möbeln und
Gebrauchsgegenständen für die große Masse der
Gesellschaft, oder, aus allgemeinem Gesichtspunkt
gesehen, billigste, geschmacklose Massenartikel
ohne wesentliche Verteuerung durch Waren zu er-
setzen, die sowohl materiell als auch technisch und
künstlerisch nennenswert besser sind, ganz gleich-
gültig, ob sie in Industrie oder Handwerk produziert
werden. Dafür gibt es zwei Wege. Einmal zu ver-
suchen, Waren von allerhöchster Qualität herauszu-
bringen oder unter Nachlassen dieses extremen
Qualitätsprinzips zu versuchen, Handwerk und Indu-
strie als Ganzes zu beeinflussen, wobei die Aussicht
besteht, die Geschmackskultur der gesamten Ge-
serischaft zu heben, während die Wirksamkeit des
ersten Weges in dieser Hinsicht begrenzt bleibt.
Organisatorisch hat das zu einem Vermittlungs-
büro geführt, das innerhalb von Produktions-, Han-
dels- und Konsumentenkreisen nach Möglichkeit die
Ideen der S. S. F. verbreiten soll. Das geschieht auf
folgende Weise: Durch allgemeine Aufklärung und
Propaganda durch Schriften, Bücher, Vorträge und
Demonstrationen sowohl für die Allgemeinheit als
auch für SpezialVereinigungen. So findet hierbei auch
das Reisemuseum sein Wirkungsfeld. Weiter durch
spezielle Aufklärung in Büchern, Broschüren und
Spezialnummern der Zeitschrift, in denen die künst-
lerischen Möglichkeiten der verschiedenen Gewerbe
behandelt werden, gegebenenfalls auch für Konsu-
menten gedacht. Hierher gehören auch alle Kurse
für Kunsthandwerker und andere Gewerbe.
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