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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1753/​1754; 1757/​1758-1760

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Vierter Haupttitul: Vom Königreich Portugall
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https://doi.org/10.11588/diglit.53677#0424
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B8 Vierter Hsupttltul.
Nunmehr befanden sich die Zusammenverschwornen in den jschreckli'chsten Um«
ständen- Das allerfchwerste Verbrechen war begangen. Das Gewissen wachte i»m
Lhei! auf. Niemand wußte, wie weit der Anschlag gelungen, und ein wenig Ver«
nunst reizte da« grausamste Perspectiv tu erwartender Straffen, wen» er fehlge-
schlagen sevn solle- In solchen Umständen versammelten sie sich auf verschiedenen
Wegen in dem Felde am nördlichen Ende des Aveirischen Gattens- Der Herjog
von Aveiro schmiß den Carabiner, der ii>m versagt halt , io vollem Grimm auf de»
Erdboden, und sagte ; daß dich aste Trüffel bolen; wenn du Mich so bedienest. Der
Marquis d.e Tavora bezeugte sich sehr unruhig, wenn der König nicht kodt geschos.
sm seyn solle, welchen aber der Herzog von Aveiro mit der Vorstellung zurecht sprach:
das hat nichts zu sagen, ^st er nicht tsdt - so wird er doch nicht davon kommen.
Andere stiessen die gotteslästerlichsten Reden aut, noch andere fluchten doch und thrurr
der König solle ihnen nicht entronnen seyn, wenn er auf sie gestossen wa e; nur
Don Joseph Maria de Tavora war sehr unruhig, daß der bey dem voegehMen
Meuchelmord unmittelbar geschäftig gewesene Bediente Johann Michael nicht zum
Vorscheine komme. Es Hal uns bey dieser Erzehlung im Urtheil besonders wohlge-
fallen, daß man diese Frechheit als ei-w besonders Probe der Verstossung dieser Ruch«
lose« aus der göttlichen Gnade, der sie in der That durch die Annehmung eines soa-
herbaren Scheint der Gottesfurcht gröblich gespottet hatte"- angemerket hat.
Dies ist der vornehmste Inhalt bet.Urtheitt die Sache betreffend, alsdenn wer«
den noch besonder» die mehrmals benannten Jesuiten überragt, daß sie die Urheber
und das Triebwerk der ganzen Sache gewesen, und endlich den sämtlich peinlich be-
klagten das urtheil gesprochen. Nach selbigen wurden sie für ihre Personen zu den
vorhin bemeldten entsetzlichen Straffen gezogen; ihre Guter wurden samt und son-
dert confisciret, ihre Wohnplätze und Häuser niedergeriffen, geschleift, mit Salz be«
streuet und zu einer ewigen Wüsteney verdammt, ihre Namen wurden durch dat
ganze Reich verboten, ihre Kindes und Kindes Kinder infam gemacht; kurz ihnen
alles aufgelegt, was je die Rechte und Gesetze zur Anzeige der Verbammlichkeit so
schändlicher Greuelthaten verordnet und ausfündig gemacht haben.
Nunmehr erwartet man das Schicksal der übrigen in dieses Complot verwickel«
ten- Die Jesuiten wurden zuförderst alle in drei) Collegien zu Lisabon aus dem
ganzen Reich zusammen getrieben, eingespert, ""b 'hnm nicht mehr ais'o. Souls
einem jeden täglich zum Unterhalt sereechtt. Ihre Guter m Be-
schlag genommen, und der König erließ em Schreiben an den Cardinal Gsldanha,
das ihnen noch me rere Bestraffung drvhele.
« .r„». v«a Indessen stunde der König erne der schmerzlichsten Suren aus. Doch erhielt
Genesung kin-rr Arm, und den rzsten erhub er sich in offenem Staat mit dem Zesam-
Königs- .en König!- Hause unter dem freudigsten Jubelgeschrey eines unzchligen Volks nach
Nostra Sennora d'Ajuda, woselbst das Te Deum wegen Erhaltung des Königs,
fti-ilichst angkst-Amet ward. Um das Volk betönbers der Genesung des rechte«
Arms zu versichern, so machten Se. Majestät eine Llrt von Compliment gegen sel-
bige« , als sie sich nach dieser Kirche begaben, und da» Volk erhub darüber ein Vivat
Gelchrey, das asten Menschen und dem König am meiste« durchs Herz drang. Und
so weit wollen wir dicsesmal die Erzehlung dieser erschrecklichen und unfern Zeiten
schimpflichen Begebenheit mitneomeu. Astes übrige aber von Portugiesischen Ge-
schichten , die ohne dem bev diese» betrübten umstanden ganft in Vergeß gerathem
den künftigen Eezehlungen »orbehalten.
Fünfter
 
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