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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0946
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Ibr Gebiet in Europa iſt nun, auſſer Dalmatien, ganz von den Rußiſchen
und Oeſterreichiſchen Staaten umgeben. Rußland beſitzt nunmehr an der
Zuͤrkiſchen Sränge die ſchoͤnſten Feſtungen; Oczakow/ in der Naͤhe gegen
Bender, und Kaminiec, in der Naͤbe gegen Choczim. Letztere Feſtung /
woelche die Oeſterreicher zufolge des Ftiedensſchlußes von Cziſtowe vom 4ten
Auguſt 179 x bis zum Frieden mit Rußland in Depot genommen/ und auch
nach demſelben noch fortdauernd behalten hatten, wurde am iſten Maͤrz den
Tuͤrken wieder ringeraͤumt. Der letzte Theil der Oeſterreichiſchen Beſatzutig
iog am 28ſten Februar aus. Sowohl zu Cboczim alg beſonders iu Ismael
war man nun beſchaͤftigt, den Schaden auszubeſſern, den die Seſtuneswer⸗
ke bey den Eroberungen im Kriege erlitten batten. Es wurden auch neue
Werke angelegt, und die Anlage und Direction derſelben von aus laͤndiſchen
Ingenieurs beſorgt. Zu Jaſſy hatte noch der verſtorbne Fuͤrſt Potemkln
einen neuen Metropolitan der daſizen Griechiſchen Einwohner eingeſetzt, und
der Hoſpodar Muruſy ihn wieder abgeſetzt und nach Conſtantinopel geſchickt.
Der Rußiſche Hof verlangte darauf die Abſetzung des Hoſpodars. Dieſe
geſchah von der Pforte dadurch, daß ſie ihn zum Hoſpodar der Wallachey
machte, welches ein bey weitem noch eintraͤglicheres Fuͤrſtenthum , als die
Moldau iſt. Die Friedens⸗Ambaſſaden von Tuͤrkiſcher und Rußiſcher Sei⸗
te erfolgten in den beyderſeitigen Reſidenzen am Ende des April und im
Anfange des May Monats.
Die freundſchaftlichen Verhaͤltniſſe mig den beyden Kaiſerboͤfen dauer⸗

ren fort, obgleich die Nachricht von den Beſitznehmungen in Polen der
Pforte nicht angenebm war. Die franzoͤſiſchen Intriguen zu Conſtanti⸗
nopel hatten nicht den geringſten Erfolg. Der Großberr verabſcheute die
Rotte der Koͤnigsmoͤrder zu Paris. Das Volk war nicht weniger gegen
die Franzoſen erhittert. Zu Adrianopel wurde der Freyheitsbaum zerſtoͤhrt,
den ſie errichtet hatten. Diejenigen / welche ſich zu Conſtantinopel aufhiel⸗
ten, waren ſo wenig vor der Wuth des Volks geſichert, daß ſie ſich genoͤ⸗
thigt ſahen / ſich unter den Schutz der fremden 2 zu begeben. Dieß
geſchah aber nur unter der Bedingung, daß ſie die in Frankreich herrſchen⸗
den Grundſaͤtze feyerlich abſchwuren. Die Dragomans bey der ebemaligen
Franzoͤſiſchen Geſandſchaft, legten ſelbſt ihte Stellen nieder. Auch der Herr
Fenton, der bisher den ſrnioehl Charge dAffaires zu Conſtantinopel
agirt batte, aber in dieſer Eigenſchaft nicht anerkannt worden war / und
mit allen ſeinen Verſuchen nichts hatte ausrichten koͤnnen, ſchrieb um ſeine
Dimißion nach Paris. Das Conſeil der ausuͤbenden Macht daſelbſt, hatte
24 nachdem Semonville verdaͤchtig geworden war / den ebemal 4
Miniſter
 
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