Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

DOI issue:
Heft 8
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0133
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
xxron «1 pkicm

inmal, so im Mttwinter, ak der wild« Zäger
unterwear war, verlor ein llier au; seinem
Gefolae oi« Lisen, sein Neiter mutzte mtt pferd
und yund zurückbleiben und verirtte sich, al;
er den wilden Zug einholen wollte.

Lang« suchte er. Endlich stieh er aus die hütte
einer armen Witwe, die bauste mit ihren ttin-
dern mitten im wald. Und der Ueiter, ein
alter, graubättiger Geselle, warf die Tür auf,
ttat mit dem punü ein, der auch gleich die
liinder anfuhr, datz eine; von ihnen nieder-
stürzte, und oerlangte;u essen und zu ttinken.

vie arme Zrau erschrak sehr. Lie fragte nicht
nach dem Namen, noch nach dem woher und
wobin, brachte hastig, wa; gerade auf dem berd stand, und wollte den Gast
zufriedenstellen. Und -er atz und ttank, stteckte üi« Seine von sich, lehnte sich müd«
gegen die wand und versuchte, auf der Lank «inzuschlafen.

va störte ihn «twa;. vie Zrau hatte «in Lichtlein auf den llisch der lkinder ge-
stellt, da; flammte und knistette, so dah e; üem Keitknecht in den klugen wehtat.
Lr schlotz di« Lider, aber der Slanz schien hindurch, er war seiner wohl ungewohnt
nach den grouen llagen in kkegen und Lturm.

<kr saat« de;balb barsch zu der Zrau: .Lösch da; Licht au;! Siehst du nicht, dah
ich schlafen mill?" Uber die Mutter schüttelte den ikopf, und obschon sie viel
Zurcht hatte, widersprach sie und sagte: „Löschen darf ich e; nicht, e; winkt der
himmlischen Zrau Sode, damit da; Sonnenlicht wiederkommt und der winter
oorübergeht."

Nn»ckt muSt» »,tn, ^ing,r »ction tl,tü>g a,ds,uc»i,n

Segen solch hohen Namen wagte der iinecht nicht; zu sagen, er wuhte, datz
sein herr llag um Lag nach ihr, di« ihn ttägt, klu;schau hielt. lkr brummte -e;halb
nur, wendet« den liopf ab unü oersucht« wieder ;u schlafen.

L; gelang ihm jedoch nicht, die ttleinen sahen um üen Tisch und sangen leise.
va oerlangt« er raub, da; Singen solle unterbleiben. klber die Zrau oerbot den
iiindern die kleinen Stimmen nicht, obwohl sie nun doppelte Zurcht hatte.

„hörst du denn nicht", fragte sie, „üah e; ein Lied zur weihnacht ist? klch, wie
käm« die himmlische Zrau zu un;, wenn wir sie nicht mit dem Singen der ttinder
riefen!"

wieder wagt« der ttnecht nicht, hart zu antworten. Al; da; weib inüe; hinging
und di« llür ein wenig öffnete, obwohl kleine Zlocken hereintanzten und der
wind den Kauch vom herd zu wirbeln ttieb, geriet der Keiter auher sich: .wa;
hast du jetzt oor? vu weiht, dah ich friere und schlafen will!"

vie Zrau antwortete sanft: .vie himmlische muh doch die iiinder hören und
da; Licht sehen, sie könnt« sonst vorübergehen!"

Kl; der linecht nun so viel oon der hött«, die sein herr auf langen, langen
Kitten veraeblich suchte, wunderte er sich. tkr bltnzelte sogar nach der llürspalte,
ob am iknd« wirklich «ine Zremü« oordeikäme, aber «r sah nur da; Sesicht der
Mutter, da; ooll hoffnung nach drauhen schoute. va wurde «r bedrängt in seinem
herzen und wollte sein« Kauheit an den lkindern gutmachen. Und weil «r da;
eine, da; sein hund umgeworsen hatte, noch bluten sah, stanü er schnell auf,
ttat hinzu und strich ihm über die wund«. Lleich hött« da; kiinnen auf, er
oermochte e; ja.

vie lkinder aber, di«, al; er nahe kam, vor Zurcht di« liöpfe niedergebeugt
hatten, ohne im Lingen aufzuhören, sahen, Sah der fremde
Mann e; gut meint«, und fahten verttauen ;u ihm. Unü eine;,
da; grohen hunger hatte, fragte, ob «; nicht etwa; Srot
haben üürf«.

va brach «r von üem Laib, den ihm die Zrau hingestellt
hatte, er gab sich sogar dte Mühe und besprach da; Srot, so
dah e; süh wi« liuchen schmeckte. Und weil da; Lied jetzt
wirklich zu lknde war, ttauten sich die ttinder näher zu dem
wilden linecht: ein Neine; Mädchen zeigte ihm «in pferdchen,
dem fehlten liopf und Schwanz. .Dh, wenn e; weiter nicht;
ift", lachte der Mann unü gina däran, beid« wieder anzuflicken.
währendde; dachte er heimlich an seinen herrn, -er auch in
üer heiligen weihnacht -ie Menschen beschentt, und sah auf
die Mutter, die ihm zuschaute und deren Uugen glänzten,
wie solche; ticht gewih nur oon -er himmlischen Zrau Slntlitz
kommt. va gefiel e; ihm, eifriger zu helfen, und al; «in linabe

einen bund haben wollt«, knetete «r ihm gleich einen, der wahrhastig lausen
und bellen konnt«.

wie schrien unü hüpften die tiinder da und wollten bald alle ein Spielzeug.
ver linecht muhte seine Zinger schon fleihig gebrauchen: ein Seschenk nach dem
andern sprang darau; heroor: Puppen unü Lälle zum werfen für die Mädchen,
wagen und neitersleute für die Zungen, und ich weih nicht wa; alle;. Und je
mehr die liinder lachten und je üankdarer die Zrau ihm zusah, um so eilsertiger
wurd« der Mann. Ul; er einen llpfel fand, den da; arme weib verwahrt hatt«,
machte er gleich einen
llisch ooller ktpfel dar-
au;, unü al; da; klein-
ste liind ihm zwei
taube Nüsse zeigte,
mit denen e; spielt«,
da wuhte er e; so ein-
zurichten, dah ein
voller Seutel daoon
in Üer ttammer stand.

Venn wenn er auch
nur ein linecht de;
wohljäaer; — de;
wilüenIäger; - war,
so wuhte er doch mit
allerhand guten lkün-
sten Lescheid.

wie der Mann
mitten im werk war,
kam ürauhen noch ein-
mal eine furchtbare
Sturmbö näher. Und
geraü«, al; die Zrau vi»5r,u i>»n, ,in i.icnii«>n ,ui a»n ri»cn a«- Nina»- g»,i,ü>
sich nun doch;u fürch-
ten begann und die

!Iür schliehen wollte, sorang die krachend auf, der wohljäger ttat über üie
Scbwelle und binter ihm ein allmächtige; Ledränge von hohen herren und
holden und unholden ivesellen. Vie begannen üröhnenü zu lachen, al; sie den
alten Reiter mitten unter den lkindern sahen, üa; Zpielzeug in der hand.

v»c v/oliij»g»r!r,I üd»s ai» Scli«»ii, una kin!,s ÜIM
»in Esctftzng» von Kot6»n unrl unkold»n E»»»ll»n

„wa; tust du hier?" murrte auch der wild« Zäger.

ver linecht, der «ben noch stoh gewesen war, seinen herrn wiederzusehen,
mertte «rschrocken, dah er sich vrrantworten sollt«. .Nch". saate
er, „da; ist schwer;u erklären. Seht, herr" —und e; schien ihm
wirklich, al; sei er um de;willen geblieben —, „seht, die Ninder
sangen üie himmlisch« Zrau herbei: wie mich düntt, für un; alle.
Man sollte solch«; Singen nicht gering achten unü e; belohnen."

„Lr war so gut zu den Nindern", sagte die Witwe fürbittend
und stteckte -ie hänüe au;. — ver wohljäger sah sie an, ader e;
war, al; schaute erüber alle; hinweg. vann wandte ersich seuf-
zend dem lkeiter zu. „So bleib no<h", befahl er, „und geh auch in
Sie andern häuser und lah alle Ninder sinaen. vielleicht -ah si«,
di« wir suchen, sich doch rascher zu un; wendet, wenn sie e; hört."

va freute sich der ttnecht — Nuprecht hieh er — und ift dem
auch gehorsamgefolgt. Und er geht noch heute iährlich durch Üie
häuser, um die guten singenden ttindlein ,u beschenken. Nber
für di« schlimmen legt er die Nute nteder, denn er ist ein alter
Reiter und fackelt nicht lange. h. Z. SIunck

SeN,!»n,e!>n>t!» VSrt» So»o!

103
 
Annotationen