Ois Ssrictitsr clsc fcsusn isigsc, I.isbs unci Uu5» lur ^cbsit. Lutn.: Ucsuls Ort«slcl
samte Teilfabrikation dieses Mcrkstuckes der KriegLwerkstätt« übertragen wurde. Der
Betrieb plant jetzt zufolge dcr guten und zuverlässigen ArbeitSergebnisse nach den «rsten
zwei Monatcn eine Erweiterung der Kriegswerkstättc, um noch andere ArbeitsvorgSnge
dorthin verlagern zu können.
Die FSlle sind nicht seltcn, wo an di« KriegswerkstStten auf Grund dringcnder Auf-
trSg« Sonderanforderungen gestsllt wurden, so daß die Schichten freiwillig verlängert
oder daß nachts gearbeitct werden mußte. Auch dazu warcn stcts genügend Fraucn bercit.
Diese Bereitwilligkeit der Frauen, zum andern abcr auch ein besondercr persönlicher Ein-
satz der Werkstattleitcrinncn haben es bewirkt, daß die KriegswerkstStten in so kurzer
Zeit dcn Betriebcn spürbare Entlastung bringen konnten. Gewöhnlich teilen sich zwei
Frauen, di« mcist durch früher« Tätigkciten dazu geeignet smd, in die schr »erantwor-
tungsvolle Beaufsichtigung der Wcrkstatt, wozu Kenntnis aller Arbciten, Kontrolle,
Cmpfang und Abliefcrung der Wcrkstücke, Abrechnung mit dem Betricb und Auszahlung
an die Frauen gehörcn. Es kommt auch vor, daß bci schwierigen Arbeitsvorgängcn di«
Verantwortung und Aufsicht in einer Hand liegen inuß, daß eine einzige Wcrkstatt-
leitcrin sich in allcn Arbciten anlernen läßt und ohne Ablösung über alle drei Schichten
am Tage, akso t2 Stunden hintereinander den Betrieb führt.
So bietet jede diescr WcrkstStten etwas Erstaunliches, was man noch vor kurzer Zeit
kaum für möalich gehalten hätte. Den Frauen selbst ist es nichts Besonderes mehr. Sie
haben nur «rfahren, was gutcr Wille vermag. R.-B.
Isglick n«us KnegrwerlcLtäHen cier ^i5-^ksuen5c^s§k
Wsi^um mÜ55en vnr Irsrsii 5ein?
Ä!it der Arbeit »erstehen Frauen kcinen Spaß. Wenn sie erst einmal mit ihrein ganzen
Wesen erfaßt haben, daß das Leben ihnen einc Aufgabe stellt, dann gibt ihnen ihr
mütterliches Pflichtbewußtsein neue Kräfte und läßt sie Mittel und Wege finden, wi«
auch Schweres noch zu schaffen ist. Dann ruhcn diese Frauenhände nicht, und mag cS
manchmal auch über das Maß gehen, bis si« vor jeden hinttetcn können, vor den Mann
und vor die Kmder und vor jeden andern auch und bis sie auch vor sich selber wissen:
so, ich habe meine Pflicht erfüllt. Niemcmd soll mir einmal sagen können, daß ich nicht
auch meinen Teil gctan hab«!
So muß «s wohl in dicsen Frauen aussehen, die sich im ganzen Reich wic eme Pha-
lanr fraulicher Abwehrbereitschaft erhoben haben. Täglich wächst ihre Zahl, nach we-
nigen Monaten sind sie nicht mehr nach Tausenden, sondern schon nach Zehntausenden
zu zählen. Es ist, als ob eme Schleuse sich aufgetan hat, aus dcr diese Kraftrcserv« in
immer mächtigerem Strom sich ergießt. Mit einer manchmal vcrbissencn Gcwissenhaf-
tigkeit kämpfen diese Fraucn, die meist das Ubliche Arbeitspensum dcs Lebens schon hin-
ter sich haben, gegen dic Schwächen ihrer Iahre.
Hochbetricb in der OrtSgmppe
Eine Woche würd« wvhl kaum ausreichen, um in dieser großen Stadt alle die Kriegs-
werkstätten der NS.-Frauenschaft aufzusuchen, wo Frauen aus allen Alters- und Lebcns-
kreiscn, moist frriwillig, täglich ihre Pflicht tun. Anfangs sprach man darüber nur von
Mund zu Mund. Mittlcrweile abcr, nachdem zu dem guten Willen auch dcr Erfolg und
di« von den Betrieben anerkanntc werttolle Leistung hinzugekommen ist, sind diese
WerkstLtten zu einem fcsten Begriff im Kriegsalltag der Heiinat geworden. Der Pflicht-
eifer der Frauen ist überall gleich bewundernswert. Jn ciner Ortsgrupp« z. B., die ihre
sämtlichen Amtszimmer der Kriegswcrkstätte tagsüber abgibt, «rscheinen die Crstcn um
7 Uhr. Ein« Stundc später sind alle Plätze besetzt. Das Pünktlichkommcn und das intcn-
siv« Aizsnutzen auch der geringsten Arbeitszeit ist eine Selbstverständlichkcit, über di« nie-
mand spricht. Ebcnso selbstverständlich isi die Genügsamkeit, mit der gearbeitet wird.
Wie wcirig ist doch an äußeren Voraussctzungen manchmal nötig, wenn einer großen
Sache gedient werden soll. An ernem einfachcn großen Tisch, Stuhl an Stuhl, manch-
mal dicht gedrängt, sitzen di« Frauen cmsig über ihrer Arbeit, und man wciß es, ohne
die einzelnen zu fragen, daß si« cs nicht wegcn des Verdiensies tun, der bei vicr Stunben
an fünf Wochentagen nicht so erhcblich ist, auch nicht aus anderenGründen, sondern weil sie
fest daran glauben, daß es noch nicht zu spät ist, an dem gemeinsamcn Werk mitzuhclfcn.
Verweilen wir etwas in dioser cinen Kricgswerkstätte, die als Beispiel für viele an-
dere dastehen kann. Dcnn so wie hier gcht es gleichzeitig in tausenden andern Kciegs-
werkstätten zu und man gewinnt, wenn man durch die Räume gcht und über den vcr-
schiedensten Arbciten, über komplizierten Metallteilen, Bohrmaschinen und Schneider-
stücken in dcr Mehrzahl ergraute Köpfe sieht, ein« tiefe Ächtung vor dicser Frauen-
.qcncration, bie schon manches schwere Iahrzchnt hinter sich hat und dic auch jetzt wie-
der diese freierwühlte Pflicht in ihrem Lebcn obenan setzt. Manche erzählt, daß sie es
den Angchörigcn gegenüber anfangs oft nicht leicht hatte, da man ja in diescm vor-
gcschriltcnen Alter die häusliche Ordnung mchr licbt und auch mehr Recht darauf hat.
Aber sie haben darum von dem als notwendig Crkanntcn mcht abgelassen und haben
ihr Iuhause und die sie betreuen, ttotzdem nicht vcrnachlSssigt. Wie sie es schaffen, das
bleibt das Geheimnis jeder einzelnen. Sie sagen nur: „Es geht schon, wenn man weiß
wofür!" Ieder Auftrag wird geschasft
Wohl »hne Ausnahm« sind die Kricgswcrkstätten Meisterstücke der Improvisativn.
Da ihr wcsentlichster Vorzug gcgenüber den Betri«ben darin bestcht, daß sie sich im
Ortsgruppen- und damit auch im Wohnbercich dcr Frauen befinden, ist die Raumfrage
oft schwer zu iösen. Wenn Schulen und dergleichen gut geeignete Untcrkünfte fehlcn,
muß aus dcm Vorkandenen etwas geschaffen werdcn, was auch immcr gelingt. Oft sind
leeisteh«nde Läden geeignet, selbst wenn sie nach Fliegerschaden imr notdürftig hcrgerichtet
wcrden. Verschiedentlich hat man auch innerhalb von RüstungSbetriebcn, die günstig ge-
legen sind, abgetrermte Rüume als Kriegswerkstätten eingerichtet. In einem Fall« war
in den Vorraum eines zerstöttcn Lichtspittbauses eine Kriegswcrkstätte cingezogen.
Die für das ganz« Stadtgeb«t emheitliche Arbcitszeit von vier Stunden i« drei Ta-
gesschichten, die einander ablösen, bietet für die Arbeitsleistung Vor- und Nachteile.
Durch dcn dreimaligen Wechsel am Tage kann eine gewisse Unterbrechung nicht aus-
bleiben. Dieser AuSfall wird aber wieder ausgcglichcn durch «in gleichmäßiges Arbeits-
tcmpo, das in den w«nig«n Stunden pausenloS durchgchalten wird. Nach kurzcr Zeit bil-
det sich unter den Frauen eine verläßliche Arbcitskameradschaft, die unbegründetes Fehlcn
z. B. ausschließt. Welche Leistungen dann erjielt werden können, sah man in der Kriegs-
werkstätte in dem Kinovorraum, wo sogenannte Bandfabrikation erfotgt, d. h. all«
Frauen in dieser Kricgswerkstätte vettichtcn aufcinanderfolgende Arbeiten an eincm sehr
wichtigen Teilstück, das von hier aUs fertig zur Endmontagc in den Bettieb zurückgeht.
Wie stark der Bettieb dadurch entlastek wird, geht aus der Tatsachc hettor, daß die ge-
Es ist verständlich, daß manch« Frauen enttäuscht und unzufricden sind, weil man von
ihrer Bcreitschaft, in dcr Kriegsarbcit mitzuhelfen, nicht sofort oder überhaupt noch
keinen Gebrauch gcmacht hat. Man möchte den guten Willen durch einen sofottigen
Einsatz anerkannt wisscn.
Warum geschieht das nicht? Warum hat man alls Hilfskräfte aufgerufen und setzt
si« doch nicht ein? Oder warum holt man einen Teil der Frauen in die Bettieb«, ohne
sie hinreichend beschäftigen zu können? Alle diese Fragcn quälen uns heute, und es soll
darum einmal auf die wichtigsten Gründe eingegangen werden.
Auf die Frage warum Frauen auch ohne gcnügend BeschSftigung cingesetzt wurdcn,
muß die Antwort heißen: weil man si« braucht. Für Frauen, die es nicht gewohnt
sind, die Hände in den Schoß zu legen, und di« jeht mit ihrcr Hausarbeit nur schwer
fertigwcrden, ist es zunächst schwer zu verstehen, daß auch das unproduktive Bereitsein
einen Sinn haben und notwendig sein kann. Zu eincr befriedigenden Einsicht gclangt
man «ielleicht nur durch einen Vergleich mit dcn Aufgaben der Soldatcn. Wie oft
haben manche von ihncn monatc- oder jahrelang auf einsamcm Posten ausharren müssen,
ohnc daß sie irgend ctwas für den Ktteg tun konntcn. Aber allein ihrDasein war notwendig,
und die militärische Führung rechnete mit ihrer Bereitschaft für irgendeinen noch un-
bekannten Tag, an dem diese Posten abwehrbereit sein mußten.
Die Kriegsarbeit der Hcimat untcrstcht ähnlichcn Gesetzen. Si« muß sich auch im
Rahmen ciner großen Planung vollziehcn, deren Etappen und Maßnahmen für den
Einzelnen oft nicht durchschaubar sind und es auch nicht sein dürfen. Genau wie hinter
dcn kämpfcnden Fronten eine Reserve für ncue Aufgaben stets bcreitstehcn muß, braucht
a,uch die Planung der Kriegsarbeit einc Resette an ArbeitSkräften, die sofott cingcsctzt
werden kairn, wenn besondere Vorhabcn es ohne Zeitvettust erfordern. So verstanden
sind also auch die Tage sinnvoll, die viellcicht manche Frau ohne eine unbedmgt wich-
tigc Kriegsarbeit in einem Bettteb zubringen mußte.
Man darf auch keine falschcn Schlüssc ziehen. Wir habcn weder einen Rohstoff-
mangel, noch cinen Mangel an wichtiger Kttegsarbeit an sich. Wenn ttotzdem der Ein-
druck cntsteht, daß manche Bettiebe neue Kräfte im Augenblick nicht beschäftigcn können
und diese Tatsache uns besonders auffällt, so liegt das zum Tcst daran, daß diese Dinge
sich heute durch die allgcmein« Mobilisierung und auch durch die Herausnakme von Heim-
arbeit mehr vor den Augcn der Offentlichkeit abspielcn, als in den bishettgcn Kriegs-
jahren. Scbwankungcn in der Arbcitsintensität hat es in der Kriegsproduktion immer
gegeben. Sie entstchen durch unterschiedliche Dringlichkcit der Aufträge und durch Produk-
tionsumstellungen, dic beim ständigen Fortschritt der Waffcntcchnik unvermeidlich sind.
Den andern, die noch auf die Ausforderung zum ArbcitSbeginn watten, sei gesagt,
wclchc Schwierigkciten bei der Einspannung neuer ArbeitSkräfte bei der augenblicklichen
Lage zu überwinden sind. Nicht ctwa, daß man die Frauen nicht dringend brauchen könntc,
aber es erfordert einigeS, um eingearbeitete Fachkräfte mit langjähriger Briebserfahrung
durch Frauen zu crsehcn, wie ttn Bei-
spiel zeigt. Cine größcrc Anzahl Fach-
arbciter sollte hicr für die Wehrmacht
freigegebenwerden. Fürihrc Arbeikbc-
rttebsfremde Fraucn anzulernen,hätte
zuviel Zeit gekostet und die erforder-
licheFachlcistung wärc vermutlich m'cht
erreicht worden. Man bcgann Sltere
Gefolgschaftsmi'tglieder für dic Fach-
arbcit umzuschulcn bzw. tüchtige, ein-
gearbeitc Fraucn dafür vorzubcrttten.
Aber auch an deren ArbeitsplLtze konn-
ten noch keine neucn Kräfte gestellt
werden, so daß wieder erst cingearbei-
tete Frauen aufrücken und umgelernt
werden mußten. Erst als alle Auf-
rückcnden so ttngearbtttet waren, daß
di« Produktion keine Untcrbrechung
erlitt, konnten die Fachkräfte abge-
löst werden.
Wir Frauen dürfen also nicht un-
geduldig werdcn. Daß man alle auf-
ttef, war keine übereilte Maßnahme,
die nicht notwcndig gewcsen wäre.
Wir alle werden gcbraucht. An uns
liegt cs, die Derzögerung zu verstehen
und die freudige Bercitschaft in uns
wachzuhalken.
samte Teilfabrikation dieses Mcrkstuckes der KriegLwerkstätt« übertragen wurde. Der
Betrieb plant jetzt zufolge dcr guten und zuverlässigen ArbeitSergebnisse nach den «rsten
zwei Monatcn eine Erweiterung der Kriegswerkstättc, um noch andere ArbeitsvorgSnge
dorthin verlagern zu können.
Die FSlle sind nicht seltcn, wo an di« KriegswerkstStten auf Grund dringcnder Auf-
trSg« Sonderanforderungen gestsllt wurden, so daß die Schichten freiwillig verlängert
oder daß nachts gearbeitct werden mußte. Auch dazu warcn stcts genügend Fraucn bercit.
Diese Bereitwilligkeit der Frauen, zum andern abcr auch ein besondercr persönlicher Ein-
satz der Werkstattleitcrinncn haben es bewirkt, daß die KriegswerkstStten in so kurzer
Zeit dcn Betriebcn spürbare Entlastung bringen konnten. Gewöhnlich teilen sich zwei
Frauen, di« mcist durch früher« Tätigkciten dazu geeignet smd, in die schr »erantwor-
tungsvolle Beaufsichtigung der Wcrkstatt, wozu Kenntnis aller Arbciten, Kontrolle,
Cmpfang und Abliefcrung der Wcrkstücke, Abrechnung mit dem Betricb und Auszahlung
an die Frauen gehörcn. Es kommt auch vor, daß bci schwierigen Arbeitsvorgängcn di«
Verantwortung und Aufsicht in einer Hand liegen inuß, daß eine einzige Wcrkstatt-
leitcrin sich in allcn Arbciten anlernen läßt und ohne Ablösung über alle drei Schichten
am Tage, akso t2 Stunden hintereinander den Betrieb führt.
So bietet jede diescr WcrkstStten etwas Erstaunliches, was man noch vor kurzer Zeit
kaum für möalich gehalten hätte. Den Frauen selbst ist es nichts Besonderes mehr. Sie
haben nur «rfahren, was gutcr Wille vermag. R.-B.
Isglick n«us KnegrwerlcLtäHen cier ^i5-^ksuen5c^s§k
Wsi^um mÜ55en vnr Irsrsii 5ein?
Ä!it der Arbeit »erstehen Frauen kcinen Spaß. Wenn sie erst einmal mit ihrein ganzen
Wesen erfaßt haben, daß das Leben ihnen einc Aufgabe stellt, dann gibt ihnen ihr
mütterliches Pflichtbewußtsein neue Kräfte und läßt sie Mittel und Wege finden, wi«
auch Schweres noch zu schaffen ist. Dann ruhcn diese Frauenhände nicht, und mag cS
manchmal auch über das Maß gehen, bis si« vor jeden hinttetcn können, vor den Mann
und vor die Kmder und vor jeden andern auch und bis sie auch vor sich selber wissen:
so, ich habe meine Pflicht erfüllt. Niemcmd soll mir einmal sagen können, daß ich nicht
auch meinen Teil gctan hab«!
So muß «s wohl in dicsen Frauen aussehen, die sich im ganzen Reich wic eme Pha-
lanr fraulicher Abwehrbereitschaft erhoben haben. Täglich wächst ihre Zahl, nach we-
nigen Monaten sind sie nicht mehr nach Tausenden, sondern schon nach Zehntausenden
zu zählen. Es ist, als ob eme Schleuse sich aufgetan hat, aus dcr diese Kraftrcserv« in
immer mächtigerem Strom sich ergießt. Mit einer manchmal vcrbissencn Gcwissenhaf-
tigkeit kämpfen diese Fraucn, die meist das Ubliche Arbeitspensum dcs Lebens schon hin-
ter sich haben, gegen dic Schwächen ihrer Iahre.
Hochbetricb in der OrtSgmppe
Eine Woche würd« wvhl kaum ausreichen, um in dieser großen Stadt alle die Kriegs-
werkstätten der NS.-Frauenschaft aufzusuchen, wo Frauen aus allen Alters- und Lebcns-
kreiscn, moist frriwillig, täglich ihre Pflicht tun. Anfangs sprach man darüber nur von
Mund zu Mund. Mittlcrweile abcr, nachdem zu dem guten Willen auch dcr Erfolg und
di« von den Betrieben anerkanntc werttolle Leistung hinzugekommen ist, sind diese
WerkstLtten zu einem fcsten Begriff im Kriegsalltag der Heiinat geworden. Der Pflicht-
eifer der Frauen ist überall gleich bewundernswert. Jn ciner Ortsgrupp« z. B., die ihre
sämtlichen Amtszimmer der Kriegswcrkstätte tagsüber abgibt, «rscheinen die Crstcn um
7 Uhr. Ein« Stundc später sind alle Plätze besetzt. Das Pünktlichkommcn und das intcn-
siv« Aizsnutzen auch der geringsten Arbeitszeit ist eine Selbstverständlichkcit, über di« nie-
mand spricht. Ebcnso selbstverständlich isi die Genügsamkeit, mit der gearbeitet wird.
Wie wcirig ist doch an äußeren Voraussctzungen manchmal nötig, wenn einer großen
Sache gedient werden soll. An ernem einfachcn großen Tisch, Stuhl an Stuhl, manch-
mal dicht gedrängt, sitzen di« Frauen cmsig über ihrer Arbeit, und man wciß es, ohne
die einzelnen zu fragen, daß si« cs nicht wegcn des Verdiensies tun, der bei vicr Stunben
an fünf Wochentagen nicht so erhcblich ist, auch nicht aus anderenGründen, sondern weil sie
fest daran glauben, daß es noch nicht zu spät ist, an dem gemeinsamcn Werk mitzuhclfcn.
Verweilen wir etwas in dioser cinen Kricgswerkstätte, die als Beispiel für viele an-
dere dastehen kann. Dcnn so wie hier gcht es gleichzeitig in tausenden andern Kciegs-
werkstätten zu und man gewinnt, wenn man durch die Räume gcht und über den vcr-
schiedensten Arbciten, über komplizierten Metallteilen, Bohrmaschinen und Schneider-
stücken in dcr Mehrzahl ergraute Köpfe sieht, ein« tiefe Ächtung vor dicser Frauen-
.qcncration, bie schon manches schwere Iahrzchnt hinter sich hat und dic auch jetzt wie-
der diese freierwühlte Pflicht in ihrem Lebcn obenan setzt. Manche erzählt, daß sie es
den Angchörigcn gegenüber anfangs oft nicht leicht hatte, da man ja in diescm vor-
gcschriltcnen Alter die häusliche Ordnung mchr licbt und auch mehr Recht darauf hat.
Aber sie haben darum von dem als notwendig Crkanntcn mcht abgelassen und haben
ihr Iuhause und die sie betreuen, ttotzdem nicht vcrnachlSssigt. Wie sie es schaffen, das
bleibt das Geheimnis jeder einzelnen. Sie sagen nur: „Es geht schon, wenn man weiß
wofür!" Ieder Auftrag wird geschasft
Wohl »hne Ausnahm« sind die Kricgswcrkstätten Meisterstücke der Improvisativn.
Da ihr wcsentlichster Vorzug gcgenüber den Betri«ben darin bestcht, daß sie sich im
Ortsgruppen- und damit auch im Wohnbercich dcr Frauen befinden, ist die Raumfrage
oft schwer zu iösen. Wenn Schulen und dergleichen gut geeignete Untcrkünfte fehlcn,
muß aus dcm Vorkandenen etwas geschaffen werdcn, was auch immcr gelingt. Oft sind
leeisteh«nde Läden geeignet, selbst wenn sie nach Fliegerschaden imr notdürftig hcrgerichtet
wcrden. Verschiedentlich hat man auch innerhalb von RüstungSbetriebcn, die günstig ge-
legen sind, abgetrermte Rüume als Kriegswerkstätten eingerichtet. In einem Fall« war
in den Vorraum eines zerstöttcn Lichtspittbauses eine Kriegswcrkstätte cingezogen.
Die für das ganz« Stadtgeb«t emheitliche Arbcitszeit von vier Stunden i« drei Ta-
gesschichten, die einander ablösen, bietet für die Arbeitsleistung Vor- und Nachteile.
Durch dcn dreimaligen Wechsel am Tage kann eine gewisse Unterbrechung nicht aus-
bleiben. Dieser AuSfall wird aber wieder ausgcglichcn durch «in gleichmäßiges Arbeits-
tcmpo, das in den w«nig«n Stunden pausenloS durchgchalten wird. Nach kurzcr Zeit bil-
det sich unter den Frauen eine verläßliche Arbcitskameradschaft, die unbegründetes Fehlcn
z. B. ausschließt. Welche Leistungen dann erjielt werden können, sah man in der Kriegs-
werkstätte in dem Kinovorraum, wo sogenannte Bandfabrikation erfotgt, d. h. all«
Frauen in dieser Kricgswerkstätte vettichtcn aufcinanderfolgende Arbeiten an eincm sehr
wichtigen Teilstück, das von hier aUs fertig zur Endmontagc in den Bettieb zurückgeht.
Wie stark der Bettieb dadurch entlastek wird, geht aus der Tatsachc hettor, daß die ge-
Es ist verständlich, daß manch« Frauen enttäuscht und unzufricden sind, weil man von
ihrer Bcreitschaft, in dcr Kriegsarbcit mitzuhelfen, nicht sofort oder überhaupt noch
keinen Gebrauch gcmacht hat. Man möchte den guten Willen durch einen sofottigen
Einsatz anerkannt wisscn.
Warum geschieht das nicht? Warum hat man alls Hilfskräfte aufgerufen und setzt
si« doch nicht ein? Oder warum holt man einen Teil der Frauen in die Bettieb«, ohne
sie hinreichend beschäftigen zu können? Alle diese Fragcn quälen uns heute, und es soll
darum einmal auf die wichtigsten Gründe eingegangen werden.
Auf die Frage warum Frauen auch ohne gcnügend BeschSftigung cingesetzt wurdcn,
muß die Antwort heißen: weil man si« braucht. Für Frauen, die es nicht gewohnt
sind, die Hände in den Schoß zu legen, und di« jeht mit ihrcr Hausarbeit nur schwer
fertigwcrden, ist es zunächst schwer zu verstehen, daß auch das unproduktive Bereitsein
einen Sinn haben und notwendig sein kann. Zu eincr befriedigenden Einsicht gclangt
man «ielleicht nur durch einen Vergleich mit dcn Aufgaben der Soldatcn. Wie oft
haben manche von ihncn monatc- oder jahrelang auf einsamcm Posten ausharren müssen,
ohnc daß sie irgend ctwas für den Ktteg tun konntcn. Aber allein ihrDasein war notwendig,
und die militärische Führung rechnete mit ihrer Bereitschaft für irgendeinen noch un-
bekannten Tag, an dem diese Posten abwehrbereit sein mußten.
Die Kriegsarbeit der Hcimat untcrstcht ähnlichcn Gesetzen. Si« muß sich auch im
Rahmen ciner großen Planung vollziehcn, deren Etappen und Maßnahmen für den
Einzelnen oft nicht durchschaubar sind und es auch nicht sein dürfen. Genau wie hinter
dcn kämpfcnden Fronten eine Reserve für ncue Aufgaben stets bcreitstehcn muß, braucht
a,uch die Planung der Kriegsarbeit einc Resette an ArbeitSkräften, die sofott cingcsctzt
werden kairn, wenn besondere Vorhabcn es ohne Zeitvettust erfordern. So verstanden
sind also auch die Tage sinnvoll, die viellcicht manche Frau ohne eine unbedmgt wich-
tigc Kriegsarbeit in einem Bettteb zubringen mußte.
Man darf auch keine falschcn Schlüssc ziehen. Wir habcn weder einen Rohstoff-
mangel, noch cinen Mangel an wichtiger Kttegsarbeit an sich. Wenn ttotzdem der Ein-
druck cntsteht, daß manche Bettiebe neue Kräfte im Augenblick nicht beschäftigcn können
und diese Tatsache uns besonders auffällt, so liegt das zum Tcst daran, daß diese Dinge
sich heute durch die allgcmein« Mobilisierung und auch durch die Herausnakme von Heim-
arbeit mehr vor den Augcn der Offentlichkeit abspielcn, als in den bishettgcn Kriegs-
jahren. Scbwankungcn in der Arbcitsintensität hat es in der Kriegsproduktion immer
gegeben. Sie entstchen durch unterschiedliche Dringlichkcit der Aufträge und durch Produk-
tionsumstellungen, dic beim ständigen Fortschritt der Waffcntcchnik unvermeidlich sind.
Den andern, die noch auf die Ausforderung zum ArbcitSbeginn watten, sei gesagt,
wclchc Schwierigkciten bei der Einspannung neuer ArbeitSkräfte bei der augenblicklichen
Lage zu überwinden sind. Nicht ctwa, daß man die Frauen nicht dringend brauchen könntc,
aber es erfordert einigeS, um eingearbeitete Fachkräfte mit langjähriger Briebserfahrung
durch Frauen zu crsehcn, wie ttn Bei-
spiel zeigt. Cine größcrc Anzahl Fach-
arbciter sollte hicr für die Wehrmacht
freigegebenwerden. Fürihrc Arbeikbc-
rttebsfremde Fraucn anzulernen,hätte
zuviel Zeit gekostet und die erforder-
licheFachlcistung wärc vermutlich m'cht
erreicht worden. Man bcgann Sltere
Gefolgschaftsmi'tglieder für dic Fach-
arbcit umzuschulcn bzw. tüchtige, ein-
gearbeitc Fraucn dafür vorzubcrttten.
Aber auch an deren ArbeitsplLtze konn-
ten noch keine neucn Kräfte gestellt
werden, so daß wieder erst cingearbei-
tete Frauen aufrücken und umgelernt
werden mußten. Erst als alle Auf-
rückcnden so ttngearbtttet waren, daß
di« Produktion keine Untcrbrechung
erlitt, konnten die Fachkräfte abge-
löst werden.
Wir Frauen dürfen also nicht un-
geduldig werdcn. Daß man alle auf-
ttef, war keine übereilte Maßnahme,
die nicht notwcndig gewcsen wäre.
Wir alle werden gcbraucht. An uns
liegt cs, die Derzögerung zu verstehen
und die freudige Bercitschaft in uns
wachzuhalken.