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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0023
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Werke wie auch ihre Gesamtausführung sind grund-
verschieden. Während bei Schongauer die Kom-
position so angelegt ist, dass der Schwerpunkt des
Bildes, Maria mit dem Kinde, sich ganz auf der
linken Seite der Darstellung befindet und die drei
Könige als die andern drei Hauptpersonen — die
Nebenpersonen bleiben im Hintergrunde -- an der
Peripherie eines Kreises als Krät'tepunkte verteilt
sind, die zu diesem Mittelpunkte hinstreben, ist bei
Wydyz die Gesamtanlage streng zentral und, wenn
auch mit einem leichten Bruch, symmetrisch. Maria
sitzt mit dem Kinde in der Mitte, beide Seiten sind
gleichmäßig ausgefüllt, die rechte durch Balthasar und
Kaspar, die linke durch Melchior und Joseph. Eine

einfachen Madonna Schongauers findet sich bei Wydyz
eine vornehme Dame von gnädiger Herablassung und
holdseliger Erscheinung. Während das 15. Jahrhun-
dert die Demut und Einfachheit Marias bei der An-
betung der Drei Könige betonte, kehrt Wydyz zu der
Auffassung des hohen Mittelalters zurück, das Maria
gekrönt darstellte. Dort war sie in ihrer feierlichen
Hoheit und Würde die Himmelskönigin, bei Wydyz
hingegen gibt ihr die Krone zusammen mit ihrer
Erscheinung und Haltung das Ansehen einer welt-
lichen Fürstin von außerordentlicher Grazie. Das
Christuskind, still und mager bei Schongauer, ist bei
Wydyz ein frischer, lebhafter Knabe. Ebenso zeigt
sich in den Körperproportionen der Wechsel vom

Engel mit Freiburger Wappen. Maria mit Kind.

5. Gewölbe-Schlussringe im Hochchor des Freiburger Münsters von Wydyz.

noch größere Verschiedenheit findet sich in dem
geistigen Ausdruck beider Werke. Schongauers Per-
sonen sind noch ganz von gotischer Empfindung be-
seelt, von träumerischer Versunkenheit und Innerlich-
keit. Die schmächtigen Gestalten scheinen den Boden
kaum zu berühren. Im Gegensatze dazu weist der
Wydyz-Altar ausgesprochen jenen Geist auf, der mit
dem 16. Jahrhundert in Deutschland einzudringen be-
ginnt. An Stelle der Innerlichkeit tritt eine welt-
männische Sicherheit. Aus den trotz aller Kostbar-
keiten bescheidenen Magiern der früheren Zeit sind
gebietende Herrscher geworden. Fest und sicher
schreitet Melchior heran und voll selbstbewusster
Würde steht Kaspar da. Auch bei Balthasar, der
knieend seine Goldgabe darbietet, ist in der würdigen
Ruhe seiner Geste die erhöhte Sicherheit des Auf-
tretens wohl zu bemerken. Anstatt der demütig-

Freiburger Münsterblättcr VI, 1.

gotischen zum Renaissanceideal. Die hohen, über-
schlanken Gestalten Schongauers haben sich bei
Wydyz in solche von kräftiger Körperlichkeit ge-
wandelt.

Die Gewandbehandlung verstärkt den Renais-
sancecharakter noch mehr, trotz einiger gotischer Re-
miniszenzen. In der Gotik verhüllt das Gewand
den Körper, ohne die Bewegungsfunktion des Or-
ganismus deutlich zu machen, so dass er unter ihm
zu verschwinden scheint, in der Renaissance dagegen
hat die Gewandung die Aufgabe, sich dienend dem
Leben des Organismus unterzuordnen und es durch
die Art ihrer Linienführung zum gesteigerten Aus-
druck zu bringen. Wie straff und fest umschließt der
Mantel des Melchior bei Wydyz seinen Körper und
lässt die Bewegung von Brust und Bein hervortreten,
im schärfsten Gegensatz zu dem Mantel des Melchior

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