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Schuster, Wappen am Freiburger Münster

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auch die Hütte beteiligt war, wie ja überhaupt das oben
erwähnte mehrfache Auftreten dieser Zeichen sich
durch Wiederholung der Wallfahrten zwanglos erklären
lässt. Ob das eingeritzte Wappen überhaupt eine ernst
zu nehmende Arbeit ist, erscheint immerhin fraglich,
da die oberflächliche Ausführung mit andern, ähnlichen
Darstellungen in entschiedenem Gegensatz steht.

Ein weiteres Wappen, ebenfalls nur leicht ein-
geritzt, befindet sich am nächsten Pfeiler gegen Osten
(siehe Abbildung 3). Der Schild, in dem sich nur
die undeutliche Spur
einer Zeichnung befin-
det, trägt einen Topf-
helm mit einer Blume
als Helmzier.

Über dem Sockel
an der Turmwand, unter
dem Wappen des Hans
von Gmünd und der
Bauhütte befindet sich
das unbekannte Wappen
Nr. II. Die gekreuzten
Hämmer über einem
Dreiberg scheinen auf
die Bergleute hinzu-
weisen.

An jeder der drei
Wände zwischen den
beiden Pfeilern des west-
lichsten Joches des süd-
lichen Seitenschiffes ist
das Wappen der Tuch-
macher aufgemalt (Nr.
III), das auch an der
nämlichen Wand im In-
nern zweimal vorkommt.

Das nächste Joch
zeigt kein Wappen, dagegen findet sich je eines links
und rechts vom Seitenschiffportal, das westliche an
der Ostseite des Pfeilers, das andere auf der Stirn-
seite des nächsten Pfeilers. Beide Wappen stimmen
in Form und Farbe überein und lassen sich vielleicht
als Rosenbaum (Zunfthaus der Tuchmacher, in dem
auch die Gesangs-Bruderschaft verkehrte) deuten
(Nr. IV).

Der nächste Pfeiler zeigt auf der West- und
Stirnseite undeutliche Spuren von je einem auf-
gemalten Wappen.

Der folgende Pfeiler, westlich von der Heilig-
grab-Kapelle, ist mit vier Wappen bemalt, von denen
jedoch nur die beiden obern noch erhalten sind.
Das westliche von diesen (Nr. V) kann vielleicht der
Krämerzunft zum Falkenberg angehören, das östliche
(Nr. VI) ist unbekannt.

- ^k. .***•

r--.



Weitere Wappen finden sich erst wieder auf der
Nordseite, an den beiden Pfosten des westlichen früh-
gotischen Fensters des Seitenschiffes (Nr. VII). Das
östliche davon gehört unzweifelhaft der Malerzunft
zum Riesen, die auch das Glasgemälde dieses Fen-
sters gestiftet hat. Das westliche bezieht sich viel-
leicht auf die Zunft der Bauleute. Es finden sich
nämlich im Innern des Münsters zwei Wappen dicht
nebeneinander (Nr. IX), von denen das eine das Schild
der Zunftstube zum halben Mond der Bauleute dar-
stellt, während das an-
dere ein umgekehrtes
Kreuz mit pfeilförmiger
obererSpitze übereinem
Kelch zeigt, neben dem
sich links und rechts je
eine Scheibe (Hostie?)
befindet. Der Kelch
scheint darauf hinzu-
deuten, dass es sich
nicht um das eigentliche
Zunftwappen handelt,
sondern um das einer
Bruderschaft der Bau-
leute. Das umgekehrte
Kreuz kehrt in ganz ähn-
licher Form auch an
Nr. VII wieder, nur in
andern Farben, so dass
wir in diesem Wappen
vielleicht das eigentliche
Zunftwappen zu sehen
haben. Die Jahreszahl
1537 bezieht sich mög-
licherweise auf eine
Wallfahrt, zu der die in
der zweiten Hälfte des
vorhergehenden Jahres erfolgte Beendigung der Ein-
weihung des Chores1 die Wappeninhaber veranlasst
haben könnte.

An der Nordwestecke des Münsterturmes sind
zwei Wappen von gleicher Zeichnung, aber etwas
verschiedener Ausführung eingemeißelt (siehe Ab-
bildung 4). Das westliche davon ist weniger sorg-
fältig gearbeitet und auch weniger gut erhalten als
das andere. Wie F. Geiges'2 nachgewiesen hat, ge-
hört es frühestens der zweiten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts an und bezieht sich nicht auf den Meister
Erwin von Steinbach. Das gewellte Band, das wohl
als das redende Wappen einer bürgerlichen Familie
angesehen werden darf, hat sich bis jetzt in unserer
Gegend nur noch einmal, an dem kleinen Epitaph

1 Münsterblätter 1, 38.

2 Schauinsland 21 (1894) S. 49 ff.

/. Inschrift an der Blumneck-Kapelle.
 
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