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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster (Fortsetzung)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0068
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Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

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mit dem Untergrund; sie stehen auf Basen, die in
den Boden eingelassen sind und einen Teil davon
bilden. Schließlich finden sich bei Adam und Eva
zwischen den Füßen auf den Sockeln bei Adam ein
H, bei Eva ein W eingegraben, welche Buchstaben
mit den analogen auf dem Dreikönig-Altar die gleiche
Ausführung haben.

Wäre auch jede einzelne dieser Übereinstim-
mungen nicht beweiskräftig genug, so geben sie doch
in ihrer Vereinigung die Gewähr für die Autorschaft
von Wydyz.

die Adam und Eva-Gruppe als mindestens einige
Jahre später und zwar wohl in Freiburg entstanden
betrachten2. —

"- Burckhardt^ Annahme, dass die Gruppe wegen ihrer Zer-
brechlichkeit und ihrer Zugehörigkeit zum Amerbachkabinett in
Basel entstanden sein müsse (Burckhardt a. a. O. S. 217), ist
nicht begründet. Denn die Gruppe konnte gerade wegen ihrer
Kleinheit sehr gut verschickt werden, und die Zugehörigkeit
zum Amerbachkabinett beweist erst recht nichts, da in diesem
Stücke der verschiedensten Provenienz vereinigt waren. Ja, es
ist sogar sehr gut möglich, dass Bonifatius Amerbach das Stück
bei seinen engen Beziehungen zu Freiburg dort selbst erworben

8. Das Martyrium des hl. Sebastian. Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin. Bisher dem Wydyz zugeschrieben.

Die Adam und Eva-Gruppe hat mit der Drei-
königdarstellung vor allem den einen künstlerischen
Grundzug gemein, durch die Leichtigkeit und Sicher-
heit der Form den Eindruck edler Grazie zu er-
wecken. Sie gehört durch die delikate Bestimmtheit
der Körperformen zu den Meisterwerken der Klein-
plastik Deutschlands.

Da die Bildung der Gestalt des Adam gegenüber
der des Schmerzensmannes fortgeschrittener, nament-
lich die Brust entwickelter ist, so kann man nicht
der Meinung Burckhardt?, beitreten1, dass beide
Werke ungefähr gleichzeitig seien, sondern man muss

1 Burckhardt a. a. O. S. 218.
Freiburger Munsterblätter VI, 2.

hat. Er studierte auf der Freiburger Universität von 1513 bis
1519 und hielt sich außerdem dort noch längere Zeit im Jahre
1524 wegen Übernahme einer Professur auf. (Fechter, B. Amer-
bach: Beiträge zur vaterländischen Geschichte, herausgegeben
von der Historischen Gesellschaft zu Basel Bd. 2 1843, S. 167
bis 229. Vögelin, Wer hat Holbein die Kenntnis des klassischen
Altertums vermittelt? Repertorium für Kunstwissenschaft 10,
1887, S. 352.) Hat er aber das Kunstwerk nicht dort erworben,
so kann es durch Erasmus als Legat an Bonifatius Amerbach
gekommen oder Basilius Amerbach kann es mit der Sammlung
des Goldschmieds Schweiger erworben haben, wenn wirklich der
Inhalt der Laden im Amerbachkabinett ganz von diesem stammen
sollte. (P. Ganz und E. Major, Die Entstehung des Amerbachschen
Kunstkabinetts und die Amerbachschen Inventare. Basel 1907
S. 6, 15, 44.) Was sonst noch nach Burckhardt für die Ent-
stehung der Gruppe in Basel sprechen könnte, nämlich die An-
wesenheit von Wydyz und die Herstellung des Dreikönig-Altars
in dieser Stadt, ist schon als unhaltbar aufgezeigt worden.

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