Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 8.1912

DOI Artikel:
Kreuzer, Emil: Der leitende Grundgedanke des Bilderschmucks am Münsterhauptportal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2636#0069
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Kreuzer, Der leitende Grundgedanke des Bilderschmucks am Münsterhauptportal

und ihre Quelle aufzuzeigen. Immerhin lässt sich Knaben sitzt" (steht?). „Diese lautet: Hie reddit pueros

auch bei ihnen ein weitgehender Zusammenhang mit submersos und weist auf ein dem hl. Andreas bei-

jenen leitenden Hauptgedanken feststellen. gelegtes Wunder hin. Entnommen ist die Inschrift

Die Darstellung zu Füßen der hl. Katharina ist einem kirchlichen Hymnus auf den genannten Apostel,

noch unerklärt. Unzweifelhaft haben wir in den Haupt- aus welchem die goldene Legende (Ausg. von Gräße

figuren dieses Bildchens Zisterzienser vor uns. Viel- S. 15) das folgende Bruchstück anführt: Quater denos

leicht stellt es die innerhalb des Adventes, neun Tage juvenes submersos maris fluctibusvitaeratói'di'fusibus."

nach dem Katharinatag am Dienstag, 3. Dezember 1146 Die nächste Darstellung ist3 als Aussendung der

vom hl. Bernhard von Clairvaux bei seinem Eintritt Apostel durch Christus gedeutet worden. Diese Deu-

in die Kirche zu Freiburg i. Br. zur Kreuzzugspredigt tung scheint aber nicht begründet zu sein. Es dürfte

vollbrachte Wunderheilung eines lahmen Jünglings eher die Berufung des an der Zollstätte sitzenden

vor1. Der Kopf der liegen-
den Figur ist gemäß einer
früheren andern Deutung nach
dem des Turmbaumeisters,
also willkürlich, ergänzt.

An dem Postament des
Standbildes der Kirche finden
sich drei Darstellungen. Vor
einem Heiligen (Apostel?)
knieen zwei Pilger mit Ge-
päck und Hüten auf dem
Rücken. Der Heilige setzt
dem einen eine Krone auf.
Ein von einem Engel gehalte-
nes Spruchband, das jetzt den
Namen des neuesten Restau-
rators des Farbenschmuckes
der Vorhalle enthält, hat wohl
ehedem einen Anhalt zur Deu-
tung dieser Szene geboten.
Dieselbe ähnelt sehr dem
Glasbilde links in der Böck-
linskapelle, das den heiligen
Apostel Jakobus den Älteren
zeigt, dem vor ihm knieenden
Ehepaar Jakob Villinger Kro-
nen aufsetzend. Vielleicht ist
unsere kleine plastische Dar-
stellung in der Vorhalle das
Vorbild jenes späteren Glas-

Abb. 13. Postament der Statue des Erzengels Gabriel?
Sechs Apostel? Im Innern Rauchopfer des Zacharias?

Levi — Matthäus — zum
Apostolat sein (Mt. 9,9; Mk.
2, 14; Lk. 5, 27): „Als Jesus
von da weiterging, sah er einen
Mann an der Zollstätte sitzen,
Matthäus mit Namen. Und er
sprach zu ihm: Folge mir.
Da stand er auf und folgte
ihm" (Mt. a. a. O.).

Unter der Statue des
Mohrenkönigs ist das Marty-
rium des Apostels Bartho-
lomäus abgebildet, gerade an
dieser Stelle vielleicht des-
wegen, weil Bartholomäus ein
Apostel Indiens und Arabiens,
der Gegenden ist, aus denen
die Weisen kamen.

Am Postament des zwei-
ten Königs ist das Martyrium
Johannes' des Täufers dar-
gestellt.

Zu Füßen der Gottes-
mutter in der Verkündigungs-
gruppe befinden sich zwei
Darstellungen. Links eine
Reihe von Heiligen, die nach-
einander aus einer Türe her-
auskommen. Davon sind an
Abzeichen erkennbar: Bar-

gemäldes und stellt wie dieses Jakobus den Alteren tholomäus am Messer, Johannes der Täufer an der

dar mit Pilgern nach Compostella, deren einem er Scheibe mit dem Lamm Gottes, Petrus am Schlüssel.

Erhörung seines Gebetes gewährt. Rechts offenbar der Apostel Thomas, der seine Finger

Die nächste Szene wird von Bock2 auf den Apostel in die Seitenwunde Christi legt, und dabei eine Frau,

Andreas gedeutet. „Den Schlüssel gibt die Inschrift, wohl Maria.

welche in dem Heiligenscheine der Hauptfigur zu Am nächsten Postament unter dem Bilde der

lesen ist, welche vorn in der Mitte zwischen zwei Heimsuchung ist das Martyrium Johannes' des Evange-
listen vor der lateinischen Pforte in Rom dargestellt,

1 Der hl. Bernhard hat in Freiburg am 3. Dezember 1146 unter der Synagoge dasjenige des ApOStelfÜrstCU

acht Personen, am 4. Dezember vier Personen wunderbar ge- Petrus.
heilt. Vgl. Freiburger Diözesanarchiv 3, 291 und 307, Albert,

Urkunden und Regesten zur Geschichte des Freiburger Münsters, 3 Marmon, Unserer lieben Frauen Münster zu Freiburg i. Br.,

Münsterblätter 3, 37 Nr. 2. Freib. 1S78 S. 28. Kempf und Schuster, Das Freiburger Münster.

- A a. O. S. 49f. Note. Freib. 1906 S. 81.
 
Annotationen