Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

DOI Artikel:
Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: II. Durch Menschenhand
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr

werden, dass die vorher in einem geschlossenen,
jeglicher Lichtöffnung entbehrenden Raum gestande-
nen und nur von vorn beleuchteten Figuren in ihrer
Schärfe und ihrer ganzen Wirkung eine erhebliche
Einbuße erlitten hatten, nachdem die Rückwand
durchbrochen und so der Blick auf sie gegen das
Licht gerichtet war.

und ein liechtstöcklin samt zwen fligel, 8 batzen; mehr
einem [vierten] kleinen engel eine hand, darin ein
riemen, samt zwei fligel, 9 batzen; den 13. tag wein-
monats hab ich oben auf dem grab der auferstehung
drei gilgen [Lilien] auf das haupt gemacht, samt zwo
hend, in der einen ein creuz, 1 gülden 1 batzen; mehr
Maria Magdalena ein hand, 5 batzen; mehr dem under-
sten engel zwo hend und ein arm sambt einem durch-

Abbild. 2. Heiliggrab in seinem ehemaligen Zustande.

Aus dem Jahre 1612 liegt eine Rechnung für die
Instandsetzung verschiedenerFiguren im Münster, dar-
unter auch solcher vom Heiliggrab durch den Bürger
und Bildhauer Hans Jacob Ruoff vor, die in mehr-
facher Hinsicht beachtenswert und wertvoll ist. Es
sind darin u.a. folgende Arbeitsleistungen verzeichnet:
„Den 28. tag herbstmonats hab [ich] dem großen engel
uf dem grab ein durchgebrochen rauchfass gemacht,
samt die finger gebessert, 12 batzen; mehr dem großen
engel zu fueßen drei finger und auch ein rauchfass
durchbrochen gemacht, 13 batzen; mehr einem kleinen
knienden engel zwen fligel sambt einem arm und hand
gemacht, 12 batzen; mehr einem [andern] kleinen engel
zwen fligel, zwen arm und hend, darin ein liechtstock,
13 batzen; mehr einem [dritten] kleinen engel ein hand

brochnen rauchfass, 1 gülden 3 batzen; mehr dem obren
engel zwen finger und ein durchbrochen rauchfass in
die hend, 9 batzen.

Wenn es je eines Beweises bedürfte, dass die
fünf genannten Figuren zum Heiliggrab gehören und
mit ihm in innigem Zusammenhang stehen, so würden
ihn die obigen Rechnungsposten erbringen1. Denn
der Bildhauer unterscheidet in seiner Rechnung aus-
drücklich zwischen den untern und den obern Fi-
guren, zwischen denen des Grabs und der Auf-

1 Bildhauer Ludwig Kubanek, der neuestens die fehlenden
Teile dieser Figuren ergänzte und Abgüsse von ihnen entnahm,
hat ihre einstige Bestimmung und ihre außerordentliche Be-
deutung richtig erkannt.
 
Annotationen