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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: II. Durch Menschenhand
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0017
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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 13

am Stein haftete, und an der man Anstoß nahm, das feststellen können. Mitbestimmend für das Nach-
frevelhafte Vorgehen veranlasst hat. Eine Bestätigung arbeiten der Oberfläche dieser alten Skulpturen mag
dieser Abneigung gegen farbige Behandlung in jener aber auch das Bestreben gewesen sein, den Eindruck
Zeit ist uns in verschiedenen Fällen begegnet. Es des Alten zu verwischen, um den Anschein neuer
hätten sich unzweifelhaft auch Mittel und Wege finden Schöpfungen zu erwecken und sie durch ein solches
lassen, das gewünschte Ziel, die Befreiung der Stein- „Neubehauen" für ihren neuen Zweck passender zu
figuren von ihrer Bemalung, deren Spuren an einigen gestalten.

Stellen, wo man mit dem Schlageisen nicht gut bei- Wenn in früheren Zeiten am Münster irgend

kam, noch zu finden sind, in eine bauliche Aufgabe zu lösen war,

anderer Weise zu erreichen. ,----------------_-------.------------------, sei es, dass es sich um eine Verän-

Für farbige Behandlung hatte
man zu Ende des 18. und Än-

derung, sei es, dass es sich um die
Angliederung eines neuen Denkmals

Abbild. 6. Überarbeitete und
falsch ergänzte weibliche Figur.

Abbild. 7. Überarbeitete Madonna auf
der mittleren Säule vor dem Hauptportal.

Abbild. 8. Baldachinfigur an der
Sakristei.

fang des 19. Jahrhunderts kein Auge gehabt. Es war
keine malerisch fühlende Zeit, hatte sie doch die
Ansicht, dass, zumal an der äußeren Architektur,
jede andere Farbe, als die, welche das natürliche
Material besitzt, als dem Geiste der Alten wider-
sprechend, zu verwerfen sei. Und doch hat das
Mittelalter am Äußern mit besonderer Vorliebe nicht
nur die Skulpturen, sondern auch die Architekturen
bemalt. Einzelne Spuren solcher Bemalungen haben
wir auch am nördlichen Seitenschiff vom Gerüst aus

an den alten Bestand handelte, so ging man dabei, wie
schon zu Eingang unserer Ausführungen gesagt wurde,
rücksichtslos, ohne den kunstgeschichtlichen Wert des
alten Vorhergegangenen zu beachten, vor. Oft wurde
dabei kurzer Hand, ohne Not wertvolles Alte, das
im Wege stand, beseitigt und zerstört. Ebenso hat
man sich um stilistische Übereinstimmung zwischen
neuem und altem wenig bekümmert, sondern sich
meistens der Stilformen der betreffenden Zeit bedient.
So ist auf die Verstümmelung des Steinwerks hin-
 
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