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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: II. Durch Menschenhand
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0019
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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 15

ein schwert, sporen, dem bettler zwen arm, füß und
krücken ausgebessert, 1 gülden; mehr einem Maria-
bild von stein 2 hend sambt dem scepter angeflickt,
5 batzen; 1612 dem maier zalt von dem ölberg aus-
zustreichen, 14 pfund 2 batzen 6 pfennig; item vom
cruzifix zu malen, 5 pfund; 1612 dem maier zalt vom
drachenköpflin am ölberg, 10 batzen; 1612 april 30, was
ich Johannes Heberle moler dem ehrwürdigen herrn
Galli Weijh gemolt hab, nemlich den ölberg an unser
frauwen münster seind 4 große bilder, für eins 4
gülden, für den engel 2 gülden, für den berg und für
das getter grien anzustreichen 18 batzen, mer dem
opferstock 3 gülden 6 batzen; 1700 4 wagen tuffsteine
zum neuen ölberg; 1700 dem bildhauer bezahlt 26 gülden

den Rechnungseinträgen ist auch zu ersehen, dass
neben dem mit einem grüngestrichenen Abschluss-
gitter versehenen Ölberg ein Kruzifix mit Maria
und Johannes und zwar an der Stirnseite des öst-
lichen Pfeilers sich befand. Diese Kreuzigungsdar-
stellung war, wie die Rechnung des Kupferschmieds
besagt, durch ein kupfernes Vordach geschützt, was
übrigens auch aus der noch deutlich sichtbaren, in
den Stein gehauenen, nunmehr zugeputzten Nute
hervorgeht, in welche das Dach eingegriffen hat.

Außerdem ist beim Ölberg ein Opferstock auf-
gestellt gewesen. Der Ausgabeposten für den Maler

Abbild. 9. Verstümmelte Blendarkatur im Seitenschiff des ersten Ostjochs auf der Nordseite.

3 batzen, dem maier bezalt 16 gülden; 1701 4 wagen
tuffstein zum neuen ölberg 14 gülden 6 batzen; 1781
wird der Ölberg renoviert.

Aus diesen Rechnungseinträgen gewinnt man ein
ungefähres Bild von der ehemaligen Ölbergdarstel-
lung. Sie war die übliche mit den vier großen

„vom drachenköpflin am ölberg" bezieht sich auf den
außen an der Kapelle befindlichen Wasserspeier, der
bemalt und vergoldet war.

So sehen wir vor unserem geistigen Auge in
dem ursprünglichen Ölberg ein außerordentlich reiz-
volles malerisches Werk, nicht nur in seiner Anlage,

Hauptfiguren, dem knieend betenden Christus, den sondern auch in seiner reichen farbenprächtigen Er-
schlafenden Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes; scheinung, das unseren kunstfreudigen Vorfahren
ferner war vorhanden der Engel mil Kelch und ver- alle Ehre macht.

schiedene Begleitfiguren, worunter der heilige Martin, Im Jahre 1700/01 ist in der Rechnung von einem
mit dem auf den Krücken gehenden Bettler den neuen Ölberg die Rede, für den acht Wagen Tuff-
Mantel teilend. Der Hintergrund mit dem Bild des steine bezogen wurden. Es wird wohl anzunehmen
Ölberges scheint, nach den Ausgabeposten für den sein, dass der frühere, vielleicht etwas verwahrloste
Maler, ziemlich reich bemalt gewesen zu sein. Aus Bestand des Ölberges nicht mehr gefiel und dass
 
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