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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: II. Durch Menschenhand
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0021
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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 17

Es erübrigt noch, über die in der Kapelle be- damals bestehenden Verschönungskommission wurde,
findlichen Denkmäler einige Worte zu sagen. Das nach einem Entwürfe des Kreisbaumeisters Arnold,
dem Gedächtnis des in der Schlacht bei Sempach ge- auf Grund einer von dem Architekten Rohrwasser
fallenen Markgrafen Otto gewidmete Grabmal, eine an Ort und Stelle gefertigten zeichnerischen Auf-
aufrecht an der östlichen Querwand stehende Sand- nähme eine verkleinerte Nachbildung des Originals
Steinplatte, hat eine starke Überarbeitung erfahren, im Jahre 1834 in der Mitte der Kapelle errichtet,
so dass sie wie neu aussieht. Das Wappen mit Mit dieser Nachahmung war es jedoch schlecht be-
Helmzier hat unter diesem Nacharbeiten stark ge- stellt, denn sie entsprach nur in der allgemeinen
litten. Die auf den zwei Schmalseiten und einer Form dem Vorbild, während wesentliche Teile fehlten.
Langseite tief in gotischen Majuskeln eingemeißelte Im Jahre 1865 hat man dieses Denkmal entfernt, weil
Randschrift lautet: „ANNO MCCCLXXXVI. VII. in der Kapelle die Aufstellung eines Altars beab-

ID. IULII OBIIT
NOBILIS DOMI-
NUS OTTO MAR-
CHIODEHACH-
BERG." Die Platte
ist von ungewöhn-
lich großen Ab-
messungen, näm-
lich 3,29 m hoch,
1,56 m breit und
0,30 m stark.

Auf der an der
westlichen Schmal-
wand stehenden,
ebenfalls überar-
beiteten Grabplatte

der Markgräfin
Agnes liest man
die Minuskel-Um-
schrift:

„ANNO DO-
MINI MCCX. V.

IDUS APRILIS
OBIIT NOBILIS
DOMINA AGNES
MARCHIONISSA
DE HACHBERG

FILIA DOMINI
ULRICI QUON-
DAM COMITIS

DE HOHEN-
BERG." Die Platte

Abbild. W. Verstümmeltes romanisches Portal des südlichen Querschiffarms.

sichtigt war, die
jedoch nicht zur

Ausführung ge-
kommen zu sein
scheint. Ein höl-
zerner, etwas dürf-
tiger Kasten, auf
dem ein sog. Ves-
perbild: die Be-
weinung des Herrn
durch die schmer-
zenreiche Mutter,
steht, bildet heute
die einzige Aus-
stattung.

Im Jahre 1867
wurden die beiden
Glasgemälde mit
den Darstellungen:
Moses vor dem
brennenden Dorn-
busch und David
mit der Harfe, eine
Stiftung der Gräfin
Eleonore von Ka-
geneck, ausgeführt
von der Glasmaler-
firma Heinrich
Heimle und Här-
cher, nach Kartons
und Farbskizzen
des Hofmalers

ist nicht rechteckig, sondern hat die Form eines Wilhelm Dürr, eingesetzt. Auf solche Weise ist aus

Paralleltrapezes mit ungleichgroßen Schmalseiten. dem Ölberg die Grafen-Kapelle geworden, wie

Das leider verschollene Denkmal des Grafen sie seit dem Jahre 1829 benannt ist (Abbild. 11).
Egon, das auf dem Gottesacker zu Tennenbach stund, Ist auch gegen die neue Bestimmung der Kapelle
wurde wohl auch nach Freiburg überführt, scheint an sich nicht entfernt etwas einzuwenden, so muss
aber unter den Witterungseinflüssen und noch mehr doch bedauert werden, dass, wie wir sehen konnten,
beim Abbruch und Transport Schaden gelitten zu durch Mangel an Gefühl und Pietät für das Über-
haben. Es war ein sarkophagartiger, interessanter lieferte, ein in früherer Zeit so beliebtes, volkstüm-
großer Aufbau mit Wappen1. Auf Veranlassung der liches und künstlerisch wertvolles Denkmal, wie es

der Ölberg war, allmählich schutzlos dem Untergang

1 Vgl. Münsterblätter 7 4f. entgegenging und nicht auf unsere Zeit hat herüber-

Freiburger Münsterblätter XIII. 3
 
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