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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr
fand nach seiner im Jahre 1909 erfolgten sachge- 4,70 m hohe und 2,20 m breite Denkmal (Abbild. 16)
mäßen und gründlichen Wiederherstellung, unter ist in wirksamen, schönen Architekturformen ge-
Ergänzung der fehlen-
den Teile durch den
Schreiner und Bild-
hauer, als Altar Aut-
stellung in der ersten
Chorkapelle auf der
Nordseite, der Hei-
menhofer-Kapelle, die
damals noch ihrer
ganzen Ausstattung1
ermangelte.
Das zweite wie-
der aufgefundene, et-
wa zwei Jahrzehnte
jüngere Denkmal ist
das Epitaph für Georg
Hänlin2, das einst in
der zweiten Kaiser-
kapelle3 hing, die der
Verstorbene sich auch
zu seiner Grabstätte
gewählt hat. Das in
guten Verhältnissen
sich aufbauende,
1 Die Kosten für die
Wiederinstandsetzung des
Altarwerkes sowie für die
gesamte übrige Ausstat-
tung der Heimenbofer-
Kapelle (reliefierte Sockel-
steine, schmiedeisernes
Abschlußgitter) hatte in
hochherziger und kunst-
sinniger Weise Herr Kom-
in erzien rat H.Herder über-
nommen, dessen Wappen
an einem neuen Sockel-
steine und über der
schmiedeisernen Kapel-
lentüre angebracht ist.
2 AusBußmannshau-
sen bei Biberach in Würt-
temberg gebürtig, war
Hänlin seit 1580 Münster-
pfarrer und Professor der
Theologie. 1591 resig-
nierte er auf die Pfarrei,
wurde Kanonikus und
später Dekan des Basler
Domkapitels sowie Gene-
ralvikar des Bischofs. Er
starb 1621, 65 Jahre alt.
Fast sein ganzes Ver-
mögen vermachte er zu
m^w\
■
jr«t
J33» iaS
I *
Abbild. 16. Wiederhergestelltes Epitaph des Professors Georg Hänlin
(gest. 1621).
halten, unter ausgie-
biger Verwendung
vieler ornamentaler
Motive. Es ist in
der Höhe dreiteilig
und besteht aus dem
Untersatz mit Schrift-
tafel, dem Mittel- und
Hauptstück und dem
Oberteil. Reizvoll
sind die etwas ge-
schwellten Säulenvor-
lagen mit ionisieren-
den Kapitalen in
ihrer zierlich relie-
fierten, bunt bemalten
Behandlung. Der
eierstab- und perl-
stabgeschmückte
Rahmen des Mittel-
stückes umschließt
das Hauptbild, wel-
ches in realistischer
Auffassung die Erlö-
sung der Altväter aus
der Vorhölle darstellt.
Jener des bekrönen-
den Aufsatzes zeigt
ein Gemälde mit der
damals beliebten Dar-
stellung der Aufer-
stehung Christi. Nach
seiner sorgfältigen
Wiederherstellung,
die in gleicherweise
und zu gleicher Zeit
vor sich ging, wie die
des vorbeschriebenen
Altares, wurde das
Epitaph wieder an sei-
nem ursprünglichen
Platze aufgehängt und
bildet heute in seiner
reichen Vergoldung
und farbigen Lasie-
rung eine hervorste-
chende Zierde des
Münsterchors.
Während die be-
sprochenen beiden Werke aus der Renaissancezeit
einer Stipendienstiftung,
das sich 1875 auf 40733 fl belief. Vgl. auch Kathol. Kirchen
kalender für die Stadt Freiburg 1889 S. 147 ff.
8 Frwäi-mt hPi h 5,k„ii,., r u- u. ad u ■ stammen, gehört das dritte verschollen gewesene
trwannt bei H. Schreiber, Geschichte und Beschrei- ° ö
bung des Münsters S. 263. Denkmal der Zeit des üppigen Barockstils an
Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr
fand nach seiner im Jahre 1909 erfolgten sachge- 4,70 m hohe und 2,20 m breite Denkmal (Abbild. 16)
mäßen und gründlichen Wiederherstellung, unter ist in wirksamen, schönen Architekturformen ge-
Ergänzung der fehlen-
den Teile durch den
Schreiner und Bild-
hauer, als Altar Aut-
stellung in der ersten
Chorkapelle auf der
Nordseite, der Hei-
menhofer-Kapelle, die
damals noch ihrer
ganzen Ausstattung1
ermangelte.
Das zweite wie-
der aufgefundene, et-
wa zwei Jahrzehnte
jüngere Denkmal ist
das Epitaph für Georg
Hänlin2, das einst in
der zweiten Kaiser-
kapelle3 hing, die der
Verstorbene sich auch
zu seiner Grabstätte
gewählt hat. Das in
guten Verhältnissen
sich aufbauende,
1 Die Kosten für die
Wiederinstandsetzung des
Altarwerkes sowie für die
gesamte übrige Ausstat-
tung der Heimenbofer-
Kapelle (reliefierte Sockel-
steine, schmiedeisernes
Abschlußgitter) hatte in
hochherziger und kunst-
sinniger Weise Herr Kom-
in erzien rat H.Herder über-
nommen, dessen Wappen
an einem neuen Sockel-
steine und über der
schmiedeisernen Kapel-
lentüre angebracht ist.
2 AusBußmannshau-
sen bei Biberach in Würt-
temberg gebürtig, war
Hänlin seit 1580 Münster-
pfarrer und Professor der
Theologie. 1591 resig-
nierte er auf die Pfarrei,
wurde Kanonikus und
später Dekan des Basler
Domkapitels sowie Gene-
ralvikar des Bischofs. Er
starb 1621, 65 Jahre alt.
Fast sein ganzes Ver-
mögen vermachte er zu
m^w\
■
jr«t
J33» iaS
I *
Abbild. 16. Wiederhergestelltes Epitaph des Professors Georg Hänlin
(gest. 1621).
halten, unter ausgie-
biger Verwendung
vieler ornamentaler
Motive. Es ist in
der Höhe dreiteilig
und besteht aus dem
Untersatz mit Schrift-
tafel, dem Mittel- und
Hauptstück und dem
Oberteil. Reizvoll
sind die etwas ge-
schwellten Säulenvor-
lagen mit ionisieren-
den Kapitalen in
ihrer zierlich relie-
fierten, bunt bemalten
Behandlung. Der
eierstab- und perl-
stabgeschmückte
Rahmen des Mittel-
stückes umschließt
das Hauptbild, wel-
ches in realistischer
Auffassung die Erlö-
sung der Altväter aus
der Vorhölle darstellt.
Jener des bekrönen-
den Aufsatzes zeigt
ein Gemälde mit der
damals beliebten Dar-
stellung der Aufer-
stehung Christi. Nach
seiner sorgfältigen
Wiederherstellung,
die in gleicherweise
und zu gleicher Zeit
vor sich ging, wie die
des vorbeschriebenen
Altares, wurde das
Epitaph wieder an sei-
nem ursprünglichen
Platze aufgehängt und
bildet heute in seiner
reichen Vergoldung
und farbigen Lasie-
rung eine hervorste-
chende Zierde des
Münsterchors.
Während die be-
sprochenen beiden Werke aus der Renaissancezeit
einer Stipendienstiftung,
das sich 1875 auf 40733 fl belief. Vgl. auch Kathol. Kirchen
kalender für die Stadt Freiburg 1889 S. 147 ff.
8 Frwäi-mt hPi h 5,k„ii,., r u- u. ad u ■ stammen, gehört das dritte verschollen gewesene
trwannt bei H. Schreiber, Geschichte und Beschrei- ° ö
bung des Münsters S. 263. Denkmal der Zeit des üppigen Barockstils an