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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: II. Durch Menschenhand
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0032
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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr

fand nach seiner im Jahre 1909 erfolgten sachge- 4,70 m hohe und 2,20 m breite Denkmal (Abbild. 16)
mäßen und gründlichen Wiederherstellung, unter ist in wirksamen, schönen Architekturformen ge-

Ergänzung der fehlen-
den Teile durch den
Schreiner und Bild-
hauer, als Altar Aut-
stellung in der ersten
Chorkapelle auf der
Nordseite, der Hei-
menhofer-Kapelle, die
damals noch ihrer
ganzen Ausstattung1
ermangelte.

Das zweite wie-
der aufgefundene, et-
wa zwei Jahrzehnte
jüngere Denkmal ist
das Epitaph für Georg
Hänlin2, das einst in
der zweiten Kaiser-
kapelle3 hing, die der
Verstorbene sich auch
zu seiner Grabstätte
gewählt hat. Das in
guten Verhältnissen
sich aufbauende,

1 Die Kosten für die
Wiederinstandsetzung des
Altarwerkes sowie für die
gesamte übrige Ausstat-
tung der Heimenbofer-

Kapelle (reliefierte Sockel-
steine, schmiedeisernes
Abschlußgitter) hatte in
hochherziger und kunst-
sinniger Weise Herr Kom-
in erzien rat H.Herder über-
nommen, dessen Wappen
an einem neuen Sockel-
steine und über der
schmiedeisernen Kapel-
lentüre angebracht ist.

2 AusBußmannshau-
sen bei Biberach in Würt-
temberg gebürtig, war
Hänlin seit 1580 Münster-
pfarrer und Professor der
Theologie. 1591 resig-
nierte er auf die Pfarrei,
wurde Kanonikus und
später Dekan des Basler
Domkapitels sowie Gene-
ralvikar des Bischofs. Er
starb 1621, 65 Jahre alt.
Fast sein ganzes Ver-
mögen vermachte er zu

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Abbild. 16. Wiederhergestelltes Epitaph des Professors Georg Hänlin
(gest. 1621).

halten, unter ausgie-
biger Verwendung
vieler ornamentaler
Motive. Es ist in
der Höhe dreiteilig
und besteht aus dem
Untersatz mit Schrift-
tafel, dem Mittel- und
Hauptstück und dem
Oberteil. Reizvoll
sind die etwas ge-
schwellten Säulenvor-
lagen mit ionisieren-
den Kapitalen in
ihrer zierlich relie-
fierten, bunt bemalten

Behandlung. Der
eierstab- und perl-

stabgeschmückte
Rahmen des Mittel-
stückes umschließt
das Hauptbild, wel-
ches in realistischer
Auffassung die Erlö-
sung der Altväter aus
der Vorhölle darstellt.
Jener des bekrönen-
den Aufsatzes zeigt
ein Gemälde mit der
damals beliebten Dar-
stellung der Aufer-
stehung Christi. Nach
seiner sorgfältigen
Wiederherstellung,
die in gleicherweise
und zu gleicher Zeit
vor sich ging, wie die
des vorbeschriebenen
Altares, wurde das
Epitaph wieder an sei-
nem ursprünglichen
Platze aufgehängt und
bildet heute in seiner
reichen Vergoldung
und farbigen Lasie-
rung eine hervorste-
chende Zierde des
Münsterchors.

Während die be-
sprochenen beiden Werke aus der Renaissancezeit

einer Stipendienstiftung,

das sich 1875 auf 40733 fl belief. Vgl. auch Kathol. Kirchen

kalender für die Stadt Freiburg 1889 S. 147 ff.

8 Frwäi-mt hPi h 5,k„ii,., r u- u. ad u ■ stammen, gehört das dritte verschollen gewesene

trwannt bei H. Schreiber, Geschichte und Beschrei- ° ö

bung des Münsters S. 263. Denkmal der Zeit des üppigen Barockstils an
 
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