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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 15.1919

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Schmitt, Otto: Das heilige Grab im Freiburger Münster (Otto Schmitt)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2401#0009
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Schmitt, Das Heilige Grab im Freiburger Münster

schlanke Pfeiler reihen sich, durch wenig unterhalb
des Fensterlaufgangs geschlagene Spitzbogen ver-
bunden, zu einer luftigen Arkade. Der obere Teil
der Bogenöffnungen wird von einfachem dünnem
Maßwerk ausgefüllt; darüber steigen hohe, mit Krab-
ben und prächtigen Kreuzblumen geschmückte Wim-
perge auf, zwi-
schen und neben
denen auf poly-
gonalen Sockeln
fünf Figuren von
etwa halber Le-
bensgröße
(Höhe 118 cm)
stehen7. Die Ar-
kade ist durch
ein modernes
Eisengittergegen
das Schiff hin
abgeschlossen.
■j|. Die innere
Arkade liegt un-
mittelbarvorder
alten Flucht der

Seitenschiff-
wand. So ent-
steht ein recht-
eckiger,imLich-
ten 3,14 : 1,58 m

messender
Raum, der von
einer (vermut-
lich erst einem
späten Umbau
entstammenden)
Holzdecke in
Form einer fla-
chen Quertonne
überspannt ist.
Er umschließt
eine Tumba mit
dem Leichnam
Christi. Mit Fug
und Recht kön-
nen wir also von
einer Grabka-
pelle sprechen, und zweifellos lebt in der geschilder-
ten Separierung und räumlichen Ausgestaltung eine

7 Friedr. Kempf nimmt in den Freiburger Münsterblättern
Jg. 13 (1917) S. 4, an, dass die Sockel erst im 18. Jahrhundert
eingefügt wurden. Ich möchte sie eher für Erneuerungen von
älteren halten; ohne die Sockel würden die Figuren zwischen
den mächtigen Wimpergen ganz verschwinden; auch würde dann
wohl die Standfläche nicht ausreichen. Vgl. übrigens das ähn-
liche Motiv am Heiligen Grab in Konstanz.

Abb. 4. Außenwand der Heiliggrabkapelle.

Erinnerung an jene gesonderten Grabanlagen fort, wie
sie in Gernrode und Konstanz erhalten sind*. Nur
ist in Freiburg nicht mehr an eine Nachahmung des
Konstantinischen Zentralbaus in Jerusalem gedacht.
Der Charakter als Grabkapelle ist früher sogar
noch deutlicher zum Ausdruck gekommen. Friedrich

Kempf hat in
einem für das
Freiburger Hei-
lige Grab und

seine Ge-
schichte höchst

aufschluss-
reichen Aufsatz
wahrscheinlich
gemacht, dass
die Seitenschiff-
mauer ursprüng-
lich nicht durch-
brochen, son-
dern dass der
Sarkophag vor
der Wand auf-
gestellt und die

Innenarkatur
dreiseitigdurch-
geführt war, so-
mit als „balda-
chinartiges Ge-
häus" weit in das
„ Frauenchörle"
(= erstes Joch
des südlichen
Seitenschiffs)
einsprang; erst
Beringer habe
die Rückwand

durchbrochen
und beleuchtet.
Im Jahre 1733
sei dann die
Kapelle abge-
brochen und
ihre Fassade bis
hart vor die
Mauerflucht zu-
rückversetzt worden9. In der Tat muss früher die
Grabkapelle geräumiger gewesen sein. Auf dem
Sarkophag, hinter dem Leichnam Christi, standen
nämlich ehemals mehrere große Figuren, für die

9 Auch sonst wird das Heilige Grab gern in Wandnischen
oder kleinen kapellenartigen Anbauten untergebracht, z. B. in
der Stephanskirche oder dem Domkreuzgang in Mainz.

9 Im 13. Band dieser Zeitschr. (1917) S. 1 ff.
 
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