Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 15.1919

DOI Artikel:
Schmitt, Otto: Das heilige Grab im Freiburger Münster (Otto Schmitt)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2401#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schmitt, Das Heilige Grab im Freiburger Münster

11

mit den runden, von Grübchen fein belebten Wangen
und dem vollen Doppelkinn gibt der geöffnete Mund,
der die Zähne sichtbar werden lässt, den bestimmen-
den Ausdruck. Da ist nichts von gotischem Lächeln,
nichts von grimassierender Trauer; man möchte an
ein kindlich-fröhliches Auflachen (mit ein wenig
Grausamkeit in den Mundwinkeln) über die grund-
lose Trauer der Frauen (aufweiche die Augen schielend
gerichtet sind) denken, sähe man nicht den blut-
überströmten Leichnam zu ihren Füßen. Um den

schwerer im Stehen und ohne das organische Wachs-
tum, das den Bruder so ziert; das Gewand ist ent-
sprechend mehr zentral komponiert24. — Von den
drei Marien ist die am weitesten rechts stehende mit
dem (ergänzten) becherförmigen Salbgefäß den Engeln
am verwandtesten (Abb. 14). Sie hat etwas von dem
hochstrebenden (oder wenn man will: hinabgleitenden)
Stehen des schönen Engels, von dem straff Zusammen-
gefassten seiner Figur. Auch das Gesicht ist ähnlich:
die feine Nase mit den leicht geblähten Flügeln, die

Abb. 10. Engel von der Innen-
arkade des Heiligen Grabes.

Abb. 11. Leuchterengel links von der
inneren Portalpfeilermadonna.

^^r^







■v^>

V:H

ByNlp*

:|H

K:-',---:--"



m ^ ■ ■





y H

Ry $ * **

4 ^S





m





m '



% \







1



| ■■-..;..



Le



Abb. 12. Maria von der Innen-
arkade des Heiligen Grabes.

Kopf liegt ein einfacher Reif. Darunter quillt die
Fülle des von kunstfertiger Hand geordneten Haars
in halblangen, sorgfältig gedrehten Locken hervor. —
Bei aller Ähnlichkeit im einzelnen (beachte besonders
Kopf und Haar), die an die gleiche Künstlerhand zu
denken nahelegt, bleibt der andere, linke Engel an
Leichtigkeit der Haltung und Eleganz der Bewegung
hinter dem eben besprochenen zurück, auch wenn
man ihn sich, wie es am Abguss mit Recht geschehen
ist, halb ins Profil gerückt denkt (Abb. 6). Die Frontal-
ansicht wirkt nüchtern und ist — neben dem andern —
fast unerträglich (Abb. 13). Die Figur ist etwas breiter,

schmalen Augen und der eigenartig energische Mund.
Den nach links herabgeneigten Kopf verhüllt ein
Tuch, dessen einen Zipfel vor der Brust die linke
Hand ergreift; der Arm fängt sich, wie in einer
Schlinge, in dem Mantel, der nach links über den
Leib drapiert ist und in senkrechtem Fall über den
rechten Arm herniederhängt. Die Hand fasst durch
das Tuch hindurch das Gefäß. Die Ordnung der
Gewandfalten, die mehrfach den Körper überkreu-

21 Am Abguss sind bei beiden Engeln Flügel und Rauch-
fass ergänzt. Die Originale sind unberührt; im Rücken recht-
eckige Einschnitte zur Befestigung der Flügel.
 
Annotationen