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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 15.1919

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Schmitt, Otto: Das heilige Grab im Freiburger Münster (Otto Schmitt)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2401#0017
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Schmitt, Das Heilige Grab im Freiburger Münster

zenden Säume vergleiche man mit dem Engel zu
Häupten. Im einzelnen ist die künstlerische Hand-
schrift bei allen drei Figuren sehr ähnlich. Wohl
zeigen auch die beiden übrigen nichts prinzipiell
Anderes und Neues, aber in der Qualität bleiben sie
weit hinter jenen zurück. Wie ungeschickt doch
beide Male die Rechte auf der Brust liegt, wie plump
sie ausgeführt ist! Die Körper haben etwas Haltungs-
loses. Kein festes Stehen, aber auch keine akzen-

und Leere. Die mandelförmigen Augen quellen leicht
vor, die Nase ist etwas breiter als bei den andern
Figuren, das runde Kinn ziemlich unvermittelt auf-
gesetzt.

Trotz der erwähnten Unterschiede in der Qualität
und in Einzelheiten der Ausführung ist der stilistische
Gesamteindruck der fünf Tumbastatuen einheitlich
und charakteristisch. Ihm ordnen sich, soweit hier
überhaupt ein Vergleich möglich ist, auch der Christus-

Abb. 13. Linker Engel vom
Sarkophag des Heiligen Grabes.

Abb. 14. Maria, rechts auf dem
Sarkophag des Heiligen Grabes.

Abb. 15. Rechter Engel vom
Sarkophag des Heiligen Grabes.

tuierte Bewegung. Die mittlere Frau hält in der
schlaff herabhängenden Linken ein Buch. Der Kopf,
der tief geneigt ist, wird von dem hochgenommenen
Mantel bedeckt. Auch die einzelnen Falten haben
hier ein müdes Sichgehenlassen. Das gilt auch von
der jugendlichen Figur links, deren Kopftuch so weit
zurückgeschoben ist, dass das etwas eintönig gewellte
Haar sichtbar wird. Dem breit über die Brust ge-
legten Ende des Kopftuchs fehlt das Zwingende des
Falls, dem Mantel, wie bei der Nachbarin, der große
Wurf. Während hier das Gesicht durch scharfe Falten
um den Mund unzweideutigen Ausdruck erhält, ist es
bei der jugendlichen Figur von ermüdender Glätte

leichnam und die schlafenden Krieger unter. Das
Grabtuch mit seinen schmalen, parallelen Falten, der
Linienreichtum einzelner Säume3'lassen sich ebenso
wie Haar- und Bartbehandlung gut vergleichen. Der
Kopf des jugendlichen Kriegers mit abgenommenem
Helm ist dem der linken Frau geschwisterlich ver-
wandt, und auch die andern Typen sind mehr oder
weniger ähnlich. Bei den Figuren zwischen den Wim-
pergen ist der Tumbastil nur oberflächlich übernom-

25 Man vergleiche bei Christus etwa die Partie unter den
Füßen oder den unter der Hüfte hervorkommenden Zipfel mit
dem Kopftuchende, das die rechte Frau in der Hand hält;
man wird ganz ähnliche kalligraphische Formen finden.
 
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