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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 15.1919

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Schmitt, Otto: Das heilige Grab im Freiburger Münster (Otto Schmitt)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2401#0018
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Schmitt, Das Heilige Grab im Freiburger Münster

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men; die Köpfe zeigen, wie früher bemerkt, alte Frei-
burger Typen. Dagegen ist die Gewandbehandlung
ganz den Sarkophagfiguren angeglichen.

Der Stil der Sarkophagfiguren ist nicht in Frei-
burg entstanden, sondern kommt aus Straßburg. So-
weit wir bis jetzt übersehen können, ist dies die letzte
jener mehr als zwei Menschenalter währenden Re-
zeptionen der Straßburger Kunst durch die Freiburger
Hütte. Ausgangspunkt sind diesmal nicht mehr die

und — in geringerem Maße - - des Apostels An-
dreas2".

In der kunstgeschichtlichen Literatur sind die
Skulpturen der Katharinenkapelle so gut wie unbe-
kannt, woran ihre schwere Sichtbarkeit in dem dunkeln
Seitenschiff die Hauptschuld tragen mag27. Meyer-
Altona erwähnt sie in seiner katalogartigen Aufzählung
der älteren Münsterplastik28 ganz flüchtig und wieder-
holt die Ansicht Schnaases'is, sie seien nicht von

Abb. 16. Straßburg, Munster:
hl. Elisabeth an der Katharinen-
kapelle.

Abb. 17. Christus an der

Innenarkade des Heiligen

Grabes.

Abb. 18. Straßburg, Münster:

Johannes der Täufer an der

Katha rinenkapelle.

Bildwerke der(damals schon vollendeten) Westportale,
sondern eine Gruppe von Skulpturen, die mit der
Errichtung der Katharinenkapelle zusammenhängt. Im
südl. Seitenschiff des Münsters, an den Pfeilern, zwi-
schen denen sich diese Kapelle nach dem Innern öffnet,
stehen fünf lebensgroße Statuen. Eine davon, die des
heil. Florentius, ist einMachwerk des 19.Jahrhunderts;
eine zweite, die hl. Katharina, ist zwar alt, scheidet
in diesem Zusammenhang aber aus, weil sie einen
von den übrigen Figuren abweichenden Stil reprä-
sentiert. Uns interessieren nur die Statuen Johannes'
des Täufers (Abb. 18), der heil. Elisabeth (Abb. 16)

großem Wert. Dies Urteil ist aber durchaus ungerecht;

20 Das Kreuz in der Rechten des Andreas ist ergänzt.

27 Jetzt sind alle alten Stücke abgegossen. Unsere Photos, die
wir Herrn Münsterbaumeister Änaufft-Straßburg verdanken, sind
nach den Abgüssen hergestellt, wodurch sich manche Flauheiten
und Glätten erklären, die den Originalen nicht eigen sind.

2H Die Skulpturen des Straßburger Münsters I., Straßburg
1894 S. 49—50 (Studien zur Deutschen Kunstgeschichte 2). Eine
schwache 'Wiederholung des Johannes aus Molsheim, jetzt in
der Andreaskapelle des Straßburger Münsters; vgl. darüber H.
Fr. Becker, Die Skulpturen des Straßburger Münsters II, Studien
zur deutschen Kunstgeschichte 150, Straßburg 1912 S. 90, wo zu
spät datiert.

28 Geschichte der bildenden Künste, 2. Aufl., Bd. 6 S. 502.
 
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