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Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs für Heidelberg und Umgebung [Hrsg.]
Heidelberger Fremdenblatt: Stadt-Anzeiger ; amtliche Fremdenliste — 1925

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Nr. 19 - 31 (Juli 1925)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30257#0158
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Ar. /9

ist 5>eidelberg Frernvenstadt geworden. Englan-
der/Franzosen, Amerikaner snchten und fanden den
Jnbegrisf von Romantik, Stndentenleben nnd Gelehr-
tentum hier wie sonst nirgends in Deutschland. Man-
r>er und Fraueir vom höchsten persönlichen und gei-
stigeu Adel des Jn- und Auslandes sind damals im
„PrinZ Karl" abgestiegen. Jm Jahre 1850 kam
Prinz Wilhelm von P r e u ß e n. der nachmaltge
Kaiser Wilhelm I. und brachte sein eigenes Feldbett
mit Jn einem kleinen Saale des Hauses war es,
wo 1861 der Prinz von Wales, der spätere Konig
Eduard, sich mit der Prinzessin Alexan d r a von
Dänemark verlobte, welcher Feier im engeren Kreise
sein Schwager, dcr Kronprinz von P r e u ß e n,
der nachmalige Kaiser Friedrich III., mit einem thm
befreundeten Heidelberger Professor beiwohnte. Dre
Namen Bismarck, v. Moltke, v. Blumen
thal leuchten auf, wenn man die FreMdenbucher
durchblättert. Der Geigerkönig Jo a ch i m, K l a r a
Schumann, der Maler M e n z e l, Gelehrte, Man-
ner der Jndustrie und des Handels von Weltrus
waren da. Und welch reizvolle Stunden oft nach den
Heidelberger Konzertabenden in den Rüumen des
Prinz Karl" sich abspielten, wo Männer und Frauen
von Bildung und Geist im geselligen Beisammensem
sich trafen, das hat der verstorbene Dr. L>chottler rn
seinen „Erinerungen" leider nur allzu kurz angedeutet.

Der Hauptstraße nach Osten folgend, kommen wrr
am „ Weißen Rössel " vorbei, an das stch nach
K. Christ eine witzige Bemerkung des Drchters G-
Nadler anknüpft. Er wohnte schräg gegenuber,
Hauptstraße 207, und war durch das fortwahrende
Gebrüll von Gesängen, namentlich des „Prinz Euge-
nius", verärgert. Da habe er das Wirtsschild so er-
klärt: Wohl 'sei der edle Ritter zu Pserde gekommen,
aber das Geschrei und der saure Wein hätten ihn so
erschreckt, daß er darüber zu Fuß durchgebrannt set
und sein „Rössel" im Stich gelassen häbe.

Das große Eckgebäude an der Hauptstraße und
Karlsplatz „Zum eisernen Kreuz" ermnert
uns mit seinen sesten, runden Bogen an dre nach dem
Stadtbrande beim Wiederausbau angewandte Barock-

Nun wandern wir hinaus vor das Karlstor bis
zur Grün'schen Fabrik. Hier stand eine kleine An -
siedelung von Fischern schon im Jahre 152 i,
von denen einer den Namen Konrad Hausacker
führte. Um das Jahr 1800 gehörte ein Anwesen mit
Gärten an dieser Stelle der Heidelberger „Lesegesell-
schaft" bis diese 1828 am Ludwigsplatz das „Museum"
crstellte, das heute als „Neues Kollegienhaus" zur
Universität gehört. Schon um 1820 war der „ Haus -
acker " eine Wirtschaft mit großem Tanzsaal, der den
Studcnten auch als Paukplatz diente lAbbildung in
„Mein Heidelberg S. 241). Bis in die 60er Jahre
hinein sind die Städter an Sonn- und Feiertagen mit
Frau und Kindern gerne da herausgekommen, um sich
bescheiden an Apfelwein und Kuchen zu laben. Jn
ähnlicher Weise wurde spüter das Gasthaus „Zum
Karlstor" von Familien besucht, das deswegen
im Volksmunde den bezeichnenden dlamen „Ordent-
liche Wirtschaft" erhielt.

Unter den Gasthöfen der Oststadt ist der „Rote
Ochsen" wohl am weitesten hin bekannt. Das Haus
zeigt trotz mehrfacher Erweiterungen noch das über-
kommene einfache Schild. Bedauerlicherweise ging ein
früheres, ein Meisterstück von Schmiedekunst, nach
auswärts, da es seiner Größe wegen hier von der
Verkehrspolizei beanstandet Worden war. Nun ist die
Familie Spengel schon bald 100 Jahre im
Besitz des Haufes. Der erst vor kurzer Zeit verstor-
bene „Papa Spengel" war mit seiner beneidenswer-
ten Gefundheit und seinem nie versagenden Frohsinn
ein besonders köstliches Urbild eines Studentenwirts,
unter dessen Dach seine Gäste aus Süd und Nord sich
gleich wohl fühlten.

Das Schild „Zum Seppl" erinnert uns an
einen anderen originellen Wirt, freilich aus etwas
gröberem Holze als der eben genannte Spengel- Jo-
seph Dittenep stammte aus der schon erwähnten
Wirtschast „Zur Hirschgasse", hatte sich aber in der
Hartptftraße als Bierbrauer niedergelassen. Mehr noch
als mit seinem Stoff wußte er durch sein ursprünglich
gerades Auftreten, ja durch unübertrofsene köstliche
Grobheit die Gäste an sein Hans zu sesse'ln. Mit je-
dem Studenten verkehrte er ohne weiteres auf dem
Duzfuß. und die heitersten Szene ereigneten sich, wenn
er mit den Höchsten Persönlichkeiten, nie befangen o-der
verlegen, in der ihm eigenen derben Art sprach.

Es wäre geradezu Verwunderlich, wenn es in Hei-
delberg kein Schild „Ztlm Großen Faß" gäbe.
An das Haus knüpfen sich die Erinnerungen eines so-
genannten S t u d e n t e n k r a w a l l s vom 14. Juni
1820- Die Stndenten waren wegen einer angeblichen
Unhöflichkeit des Wirtes mit ihm in Streit geraten.
Sie zogen sich zunächst zurück und erhofften durch ihre
Abordnung Genugtuung zu erhalten. Statt deren gab
ihnen aber der Wirt eine grobe Antwort. Da erscholl
von allen Seiten der Ruf: „Burschen heraus!" und
in wenigen Augenblicken waren Fensterscheiben, Fen-
sterkreuze, Tische, Stühle, Krüge und Gläser in Stücke
und Scherben zerschlagen. Die Täter kamen mit der
leichten Buße von 214 Gulden davon, da man sich in
jener Zeit vor dem Streikmittel des Stndentenaus-
zuges fürchtete, dnrch welches Universität und Stadt

in anderen Fällen (1804, 1828, 1848) jeweils verödet
und verwaist wurden.

Ueber den Marktplatz zurück, am schon bekannten
„Ritter" vorbei, kommen wir zur Weinwirtschaft
„ Z ur S o n n e ". Hier saß nachweislich schon 1546
und 1588 ein Wirt „Zur Sunnen" oder „Sonnen".
Auch 1726 wird eine „Sonne" genannt. Es wäre da-
nach möglich, daß die Schildgerechtigkeit annähernd
380 Jahre ununterbrochen auf demselben Platze be-
stände. .^o wie sich das Haus heute darbietet, ist es
mit dem Wiederaufbau der Stadt entstanden, sein
wirksames Schild ein erfreuliches Stück ehemaliger
guter Handwerkskunst.

Schrüg gegenüber das „Goldene H e r z " war
1700 schon und lange danach im Besitz der Familie
Landfrie d.

Das Haus Hauptstraße 146 war einst der Hof der
Herren von Hirschhorn. Heute ist dort noch ein stei-
nernes Schild aufbewahrt mit der leilweise zerftör-
ren Jnschrift: „Allhier zum Kunig in Portugal". Jm
Jahre 1686 vermählte sich König Pedro II. von Por-
tugal mit der Tochter des Kurfürsten Philipp Wil-
helm (1685—1690). Das scheint den Anlaß zu dem
Wirtsschild gegeben zu haben. Zwei Jahre später,
als die Frauzosen in Heidelberg eingerückt waren und
die Bevölkerung aufs härteste bddrückten, hören wir
von einem Wirt zum „ König von Portugal"
namens Johannes Weingard. Er war bei
Kurfürst Karl Ludwig Diener gewesen und beherrschte
oie französische Sprache. Aus letzterem Grunde wohl
sandte ihn im November 1688 die Stadt zu Liselotte,
der schon erwähnten Pfälzer Prinzessin. nach Paris,
damit er dort niit ihrer Hilse Erleichterungen für die
Heidelberger Bevölkerung erreiche. Allein seine Be-
mühungen sowohl beim König wie beim Kriegs-
minister Louvois waren vergeblich. Melac hat dann
1689 bei seinem Abzug wegen der Berichterstattung
Weingards Rache an ihm genommen und sein Haus
auf besonderen Befehl plündern und anzünden lassen,
wie Weingard in einem anschaulichen Bericht darstellt.
Wie uns eine Inschrifttafel am Hause mitteilt, hat
bier 1831 und 1832 der Dichter Lenau gewohnt.
Später ist dann das Schild auf ein Haus der gegen-
überliegenden Seite der Hauptstraße übergegangen,
die sich jetzt „Oberländer Weinstube" nennt und den
alten Namen nur noch im Stadtbuch führt.

4-

GesMschaMesuche / Kongresse
und sonstige Beranstaltungen

Mitgeteilt vom Städtischen Verkehrs-Amt, Anlage 2
lgegenüber dem Bahnhof).

3. bis 5. Iuli: Vertreter der staatswissenschastlichen
Fachkörperschaften aller dcutschen Aniversitäten.

4. Iuli: Sommernachtsfest im Vereinigtcn Stadt- und

Neptungarten.

5. Iuli: Sonderzug aus Schleswig-Holstein.

9. Iulj: Vach-Verein- „Vier Iahres-Zeiten".

9.—12. Iuli: Heidelberger Tennisturnier.

18. und 19. Iuli: Studienfahrt der Technischen Hoch-
schule Dresden zur Vesichtigung des Neckarkanals.

19. Iuli: Große Iubiläums-Regatta des Heidel-
berger Ruderklubs.

20.—21. Iuli: Vesuch des Gesanqvereins „Arion", New-
York.

25. Iuli: Schlosibeleuchtung.

25—26. Iuli: Süddeutscher Fußballverband.

1. —14. Äugust: The New Cducation Fellowship.

2. — Z^August: Veethoven-Sängerbund Newyork.

3.— 5. August: Deutsche Ophtalmologen-Gesellschaft.

5. — 9. August: Iungborn-Tagung.

6. — 7. August: 200 Dänische Kinder (Dünische Kinder-

rejsen).

8.—11. August: Deutscher Buchbindertag.

8.-9. August: 1. Kreis-Frauen-Turnfest des X. Deut-
schen Turnkreises.

9. August: Schloßbeleuchtung.

9. August: Sonderzug aus Ludwigsburg.

11. August: Schlosibeleuchtuitg.

14. August: Ämerikanische Apotheker.

10. —12. Septbr.: Tagung des Deutschen und Vadischen

Notarvereins mit Feier des 25jähr. Iu-
biläums.

12. September: Schlvsibeleuchtung.

13. —20. Septbr.: Parteitag der Sozialdemokratischen

Partei Deutschkands.

*

Schloßrestaurant.

Täglich nachmittags 4 llbr Konzert des städtischen
Orchesters.

*

Stadtgarten.

Täglich abends 8 Ahr Konzert dcs städtischen Orchesters.

*

Schloßbeleuchtung in Heidelberg. Die Tage dcr
Beleuchtung des weltberühmten Heidclberger Schlos-
ses, die von jeher besondere Anzlehungskraft aus die
Touristen aller Länder ausübten. sind in diesem
Iahre wic solgt sestgesetzt: 25. Inli, 9. und 11. August,
sowie 12. Septembcr.

*

S o n d e r s ü h r u n g e n
auf dem Heidelberger Schlosie
veranstaltet vom Heidelberger Schloßverein.
Führer aus seinem Mitgliedskreis die Herren: Geh.
Rat Univ.-Prof. Dr. von D u h n, Prof. Dr. E. Ehr-
mann, Pros. E. Hirsch, Baurat C. Koch. Gch.
Hofrat G h u m. Dir. i. R. Dr. H. Luckenba ch. Pros
Dr. R. Lüttich, Prof. W. Mohr, Oberbaurat Dr.
L. Schmieder.

Ieweils Samstags nachmittaqs 4 Uhr vom Stück-
garten (Goetheruhe) aus.

11. u. 25- Juli; 8. u. 22. August;

5. u. 19. September.

Dauer 114—2 Stuuden.

Karten im Verkehrsamt und in den Hotels

Odeon-Palast.

Telefon 434 — Hauptstraße 37 — Telefon 240.

Odeon-Caf^. Täglich nachmsttags und abends erst-
klassiges Künstler-Konzert.

Odeon-Weinklause, Künstlerspiele. Täglich Ka-
barett-Vorstellungen. Konzertbeginn 8 Uhr.
Odeon-Lichtspiele. Täglich von 3 Uhr mittaqs
bis 11 Achr abends Vorstellungen.

4c

Cafasö, Hauptstraße 11.

Täglich nachmittags uud abends erstklassiges Künstler-
Konzert.

*

Ludwigshafen a. N.

Süddeutsche Eartenbauausstellung vom 28. Mai vis

12. Oktobcr.

4c

Vaden-Vaden.

21.—26. Iuli: Vaden-Vadener Auto-Turnier.

4c

Eberbach a. N.

21.—28. Juui: Gewerbe-Ausstellung. Täglich geöffnet.

4c

Städtisches Hallenbad, Vergheimerstraße
(2 große Schwimmbecken, Väder jeder Art), geöffnet
Dienstags von 9—7 Ahr, Mittwochs und Sams-
tags von 9—8 Ahr, Donnerstags und Freitaqs von

9- 6^2 Ahr.

4c

Städtisches Luft- und Sonnenbad.

Luft- und Sonnenbad, verlängerte Mönchhofstr. (8—1 u.
2—6 Ahr.)

Das Lust- und Sonnenbad der Medizini-
schen Poliklinik in der Hospitalstraße ist an
allen Wochentagen geöffnet.

T h e r m a l b ä d e r. In der Poliklinik, Hospitalstraße.
Ohne Ruhegelegenheit: täglich von 8—12 und 2—7
Ahr für Damen und Herren. Mit Ruhegelegenheit:
für Damen Montag, Mittwoch und Samstag vorm.
und Montag, Mittwoch und Freitag nachm?

4c

Städtische Vibliotheken

Hauptstraße 197, neben dem Rathaus. — (Leitung:

Stadtbibliothekar Georg Zink.)
Stadlbibliothek (Dienstag, Donnerstag und Samstag
von 10—1 Ahr).

Theater- und Musikbücherei (desgl.)

Volksbibliothek (Montag, Mittwoch und Freitag von

10— 1 und 146—148 Ahr).

Lesezimmer (Wochentags 10—1 und 4—7 Ahr).

4c

Ausstellungen.

Originalradierungen von Rüdinofs in der Lesehalle
der Stä'dtischen Dolksbibliothek, H-auptstraße.

Ständige Eemälde-Ausstellung im Kunstsalon der
Firma Edmund von König, Ludwigsplaß.

Porzellane aus der Staatlichen Manufaklur Bcr-
lin und Meißen.

Feldgrauer Künstlerbund, München und Werkverband
bildender Künstler, Köln in der Stadthalle, Cin-
gang 4.

4c

Kliniken und Heilanstalten.
Akademische Krankenhäuser.

Augenklinik, Geh. Hofrat Dr. Wagenmann, Vergheimer
Straße 20, Tel. 272.

Chirurgische Klinik, Prof. Dr. Cnderlen, Voßstraße 2,
Telefon 2983.

Frauenklinik, Geh. Hofrat Dr. Menge, Voßstr. 1, Tele-
son 86.

Hautklinik, Prof. Dr. Vettmann, Voßstr. 5, Tel. 34.
Luisenheilanstalt (Kinderklinik), Prof. Dr. Moro.
Luisenstraße, Tel. 272.

Medizinische Klinik, Geh. Rat Prof. Krehl, Vergheimer
Straße 58, Tel. 2969.

Medizinische Poliklinik, Hospitalstraße 3—5, Tel. 246.
Ohrcnklinik, Nasen und Kehlkopf, Geh. Hofrat Prof. Dr.

Kümmel, Thibautstraße 4, Tel. 921.

Orthopädische Klinik, Pros. Dr. v. Vayer. (Schlierbach.)
Psychiatr. Klinik, Prof. Dr. Wilmanns, Voßstr. 1.
 
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