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Die Umbildung des idealistischen Stiles in der ersten halste
-es s5. Jahrhunderts.
Ls hat seinen guten Sinn, wenn an dieser Stelle die Wandmalerei
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor der Tafelmalerei besprochen
wird, seinen eben so guten, wenn für die zweite Hälfte des Jahrhunderts
beide zusammen behandelt werden. In der Frühzeit des 15. Jahrhunderts
steht das Tafelbild ganz im Banne der Wandmalerei, welche es im
Grund nur auf kleineres Format übersetzt und einem anderen Material
anpaßt. Um die Mitte des Jahrhunderts ändert sich dies. Das Tafel-
bild wird selbständig, es arbeitet mit anderen Mitteln und für eine
andere, vor allem eingehendere Betrachtung und erobert sich damit sein
eigenstes Gebiet, dasjenige, welches man vielleicht das im wörtlichsten
Sinne Bildmäßige nennen kann. Und die Wandmalerei, um hinter der
nunmehr mit stärkeren Effekten arbeitenden Schwester nicht zurückzu-
bleiben, folgt ihr hierin.
Wie späterhin die Holzschnitzkunst, so scheint für diese Zeit die
Freskomalerei die eigentlich populäre Kunst im Cberbaperischen gewesen
zu sein,' sie verliert ihre Popularität späterhin denn auch nie ganz, und
ihre letzten Wirkungen auf diesem Boden sind noch im 19. Jahrhundert
zu verspüren. Ls nimmt das nicht weiter Wunder: die Nachbarschaft
Tirols und weiterhin die zwar geringe, aber für den aus dem Norden
Kommenden doch deutlich fühlbare Verwandtschaft der gesamten Lebens-
und Kulturgewohnheiten mit denjenigen Italiens, dem Stamm- und
Heimatland des Fresko, sind hier im Spiel. Diese Nähe und diese Ver-
wandtschaft erklären aber nichts, als die Tatsache des häufigen Vor-
kommens der Wandmalerei selbst, keineswegs bedingen sie den Stil der-
selben. So weit sich stilistisch die Nähe Tirols fühlbar macht, beruht
dies auf der Stammesgemeinsamkeit und nötigt nicht, an einen Nustausch
künstlerischen Gutes zu denken, wie er für spätere Zeiten (d. 18. I.)
allerdings bezeugt ist.
Die Wandmalerei war auch zugleich eine Notwendigkeit. Sowohl
profan- wie Kirchenarchitektur sind in diesen Gegenden äußerst sparsam
in der Anwendung rein tektonischer Gliederungen, sie lassen an dem un-
 
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