Der Meister des hochaltares der ehemaligen Zranziskanerkirche
zu München und seine Werkstatt.
von den unter diesem Titel vereinigten Arbeiten kann mit Sicher-
heit behauptet werden, daß sie der gleichen Werkstatt entstammen, von
den Fresken in Pipping, dem Franziskaneraltar selbst und den umfang-
reichen Resten eines alten Mars zu Ilmmünster sogar, daß eine und die-
selbe Hand sie geschaffen hat. Die Arbeiten zeichnen sich vor denen in
Blutenburg in mehrfacher Hinsicht aus. vor allem dadurch, daß sie
unendlich viel mehr wagen. Der Meister von Blutenburg besaß nicht
die Fähigkeit, laute, aufgeregte Szenen von entwickelter Dramatik darzu-
stellen. Er verwandelte alle Gegenstände, welche ihm in den Wurf
kamen, in Zustandsbilder,- ihm lag allein das Repräsentative. Weite,
bis in ihre Tiefen hinein belebte Räume sind ihm nirgendwo gelungen,
auch gehen die ihm nahestehenden Werke derartigen Problemen scheu
aus dem Wege. Dagegen beherrscht der Meister des Franziskaneraltars
das wildbewegte Geschehen, den tiefsten, mit strömender Volksmenge und
heftigstem Leben ungefüllten Schauplatz vollkommen. Malt jener im
Grunde nur Andachtsbilder, die eine feierliche Wirkung verbreiten, so ist
dieser der Meister der Erzählung, des tragischen und gewalttätigen Vor-
gangs, und nicht umsonst ist sein liebstes und bevorzugtes Thema die
Passion.
Mit dieser eröffnet sich denn auch die Reihe der von ihm und
seiner Werkstatt ausgegangenen Arbeiten. Die Wandmalereien im Thor
der Rirche zu Pipping sind, wie die Jahreszahl an der Innenseite des
Triumphbogens angibt, im Jahre 1479 geschaffen worden. Die Wände
des Thores sind, etwa von Fensterbankhöhe ab, bis an den Ansatz des
Gewölbes hinauf mit Szenen aus der Leidensgeschichte des Herrn
(„Glberg" bis zum „bloli me tanZere") bemalt,- die Innenseite des
Triumphbogens trägt einen „Tod Mariä", in der Laibung des Triumph-
bogens sind die klugen und törichten Jungfrauen als Halbfiguren dar-
gestellt, über den Fenstern im Thor Brustbilder von Propheten. Die
sehr einfach aufgemauerte Ranzel ist statt jeden architektonischen Schmuckes
bemalt- ihr Sockel mit den entsprechenden gotischen Ornamenten, ihre
Brüstung mit den Bildern der vier Kirchenväter,- der Schalldeckel und
sein gotischer Turmaufsatz rückwärts aus die wand projiziert. Welch
4*
zu München und seine Werkstatt.
von den unter diesem Titel vereinigten Arbeiten kann mit Sicher-
heit behauptet werden, daß sie der gleichen Werkstatt entstammen, von
den Fresken in Pipping, dem Franziskaneraltar selbst und den umfang-
reichen Resten eines alten Mars zu Ilmmünster sogar, daß eine und die-
selbe Hand sie geschaffen hat. Die Arbeiten zeichnen sich vor denen in
Blutenburg in mehrfacher Hinsicht aus. vor allem dadurch, daß sie
unendlich viel mehr wagen. Der Meister von Blutenburg besaß nicht
die Fähigkeit, laute, aufgeregte Szenen von entwickelter Dramatik darzu-
stellen. Er verwandelte alle Gegenstände, welche ihm in den Wurf
kamen, in Zustandsbilder,- ihm lag allein das Repräsentative. Weite,
bis in ihre Tiefen hinein belebte Räume sind ihm nirgendwo gelungen,
auch gehen die ihm nahestehenden Werke derartigen Problemen scheu
aus dem Wege. Dagegen beherrscht der Meister des Franziskaneraltars
das wildbewegte Geschehen, den tiefsten, mit strömender Volksmenge und
heftigstem Leben ungefüllten Schauplatz vollkommen. Malt jener im
Grunde nur Andachtsbilder, die eine feierliche Wirkung verbreiten, so ist
dieser der Meister der Erzählung, des tragischen und gewalttätigen Vor-
gangs, und nicht umsonst ist sein liebstes und bevorzugtes Thema die
Passion.
Mit dieser eröffnet sich denn auch die Reihe der von ihm und
seiner Werkstatt ausgegangenen Arbeiten. Die Wandmalereien im Thor
der Rirche zu Pipping sind, wie die Jahreszahl an der Innenseite des
Triumphbogens angibt, im Jahre 1479 geschaffen worden. Die Wände
des Thores sind, etwa von Fensterbankhöhe ab, bis an den Ansatz des
Gewölbes hinauf mit Szenen aus der Leidensgeschichte des Herrn
(„Glberg" bis zum „bloli me tanZere") bemalt,- die Innenseite des
Triumphbogens trägt einen „Tod Mariä", in der Laibung des Triumph-
bogens sind die klugen und törichten Jungfrauen als Halbfiguren dar-
gestellt, über den Fenstern im Thor Brustbilder von Propheten. Die
sehr einfach aufgemauerte Ranzel ist statt jeden architektonischen Schmuckes
bemalt- ihr Sockel mit den entsprechenden gotischen Ornamenten, ihre
Brüstung mit den Bildern der vier Kirchenväter,- der Schalldeckel und
sein gotischer Turmaufsatz rückwärts aus die wand projiziert. Welch
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