Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Friedländer, Max J.; Rosenberg, Jakob; Cranach, Lucas <der Ältere> [Ill.]
Die Gemälde von Lucas Cranach — Berlin, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11059#0042
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zur Torgauer Zeitung (Kreisblatt), Nr. 8
(1924).

Swarzenski (s. o.) bemerkt in dem Bilde Ein-
flüsse von Massys und Mabuse. Jedenfalls
sind die Haubenformen der Frauen aus den
Niederlanden übernommen. — Dem Manne
in Purpur mit goldener Kette auf der Brüstung
seien die Züge des Kaisers Maximilian ver-
liehen, dem Sippenheiligen reehts von ihm die
des kaiserliehen Hofrates Sixtus Oelhafen
(zu vgl. das Würzburger Dürer zugeschriebene
Bildnis, abgeb. Dürer Society VIII (1905), Taf.
IV). Auf die noch stärkere Ähnlichkeit dieses
Kopfes mit der früher Dürer, jetzt Burgkmair
zugeschriebenen Bildnis-Zeichnung in Chats-
worth (Lippmann 400) sei verwiesen. Daß
der dritte Mann links auf der Brüstung
(Joachim) Cranach selbst ist — wie Swar-
zenski weiter annimmt — kann nach dem Be-
kanntwerden einiger Selbstporträts (vgl. J. Ro-
senberg, Jahrbuch d. preuß. Kunstsammlungen
1932, 204 ff.) nicht mehr aufrecht erhalten
werden.

Für die Identität des Frankfurter Sippenaltars
mit dem unter Nr. 15 schon erwähnten Tor-
gauer Annenaltar führt Swarzenski eine Reihe
von einleuchtenden Gründen an. Der Torgauer
Altar wurde von Friedrich dem Weisen und
Johann dem Beständigen zum Gedächtnis an
die erste Gemahlin Johanns, Sophie von Meck-
lenburg (die nach der Geburt eines Sohnes
1503 gestorben war) gestiftet. Die Torgauer
Annalen berichten darüber: „Ära in honorem
S. Annae et XII (!) opitulatorum fuit dedicata
in templo b. Mariae v. in choro cum perpetuis
missis, anno MDV die 19. Juli." Hieraus ist
nicht zu schließen, daß der Altar 1505 bereits
gemalt war. Die Nachricht bezieht sich nur auf
den eigentlichen Altar, nicht das Altarbild. Es
wurde 1505 in Auftrag gegeben, die Arbeit
kann sich bis 1509 hingezogen haben. (Für ein
frühes Beginnen des Altarwerks würde auch
unsere bei Nr. 12 geäußerte Feststellung spre-
chen, daß die Fürstenbildnisse des Frankfur-
ter Altars wegen der Haartracht Friedrichs
auf Porträtaufnahmen zurückgehen, die nicht
nach 1507 entstanden sein können.) Da für
die deutschen Annenaltäre, deren erweiterte
Darstellung wir als Sippenbild bezeichnen, die
Kombination mit den 14 Nothelfern typisch
ist, wird nach S. auch das Torgauer Staffel-
bild (Nr. 15) zu dem Frankfurter Altar ge-
hören. Seine Holzart ist dieselbe, es ist nur
18 cm breiter als das Frankfurter Mittelbild,
ein der Predella angemessenes Verhältnis.
Der etwas frühere Charakter der Staffel, die
allgemein um 1507 angesetzt wird, sei damit
zu erklären, daß zwischen dieser und der

Altartafeln Ausführung die niederländische
Reise (1508) liege.

Swarzenskis Vermutung, daß die hl. Anna
der Außenseite (Nr. 20) nach einer Toten-
maske der verstorbenen Herzogin gemalt und
daß ihr Sohn, der zukünftige Kurfürst Johann
Friedrich der Großmütige, als Knabe links
vorne im Mittelbilde dargestellt sei, daß
schließlich die zurückgezogene Stimmung
Herzog Johanns auf dem rechten Flügel in
diesen inhaltlichen Zusammenhang gehöre,
geht vielleicht zu weit. Derartig intime Züge
wären bei einem Kirchenbild ungewöhnlich.
Schließlich hat S. auch aus der Provenienz des
Frankfurter Triptychons Schlüsse auf seine
Herkunft aus Torgau gezogen. — Der Altar
stammt aus Spanien (Cadix) und ist dort
schon ein Jahrhundert nachweisbar. S. ver-
mutet nun, daß die Spanier das Bild im
Schmalkaldischen Krieg bei der Plünderung
Torgaus mitgenommen haben. (Vgl. Zim-
mersche Chronik ed. Barack, Stuttgart 1869,
IV, p. 19.) — R. Mielsch (s. o.) hat dagegen
festgestellt, daß die Stelle der Zimmer-
schen Chronik, auf die sich Swarzenski be-
zieht, unrichtig ist. Nach den Torgauer Rats-
akten und der zeitgenössischen Chronik des
Stadtarztes Balthasar Summer in der Biblio-
thek des Torgauer Gymnasiums sind die
Truppen des Kaisers überhaupt nicht nach
Torgau gekommen, weil Kurfürst Moritz von
Sachsen die Stadt mit seinen Truppen besetzt
hielt und gegen jedermann absperrte. Es be-
steht jedoch die Wahrscheinlichkeit, daß der
Altar an einem der letzten Apriltage des
Jahres 1547, als König Ferdinand mit mehre-
ren anderen Fürsten Schloß und Stadt be-
sichtigte, von Kurfürst Moritz an einen spa-
nischen Granden verschenkt worden ist. Seit
jenem Besuch fehlt der Altar in Torgau.
Über weitere Darstellungen der hl. Sippe von
Cranach vergleiche Nr. 33.

19. Sog. Fürstenaltar.

Mittelbild: Madonna mit Kind zwischen der
hl. Katharina und der hl. Barbara, linker Flü-
gel: Kurfürst Friedrich der Weise mit dem
hl. Bartholomäus, rechter Flügel: Herzog Jo-
hann mit dem hl. Jakobus d. A.
Um 1510. Lindenholz. Mittelbild 1,06X0,925 m,
die Flügel je 1,06X0,42 m.

Dessau, Anhaltische Gemälde-
Galerie, Katalog von 1929, Nr. 7. Gotisches
Haus, Wörlitz, Nr. 1557.

W. Roßmann, Repertorium f. Kw. (1876), I,
S. 51 ff. — (Richtige Benennung der Fürsten.)
Dresdner Ausstellung 1899. Katalog Nr. 127.

32
 
Annotationen