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Friedrich <II., Preußen, König> [Editor]
Der unpartheyisch entworfene Hohe Character Sr. Königl. Majestät Herrn Friedrich des Andern, jetzt glorwürdigst regierenden Königs in Preussen ... — Köln, 1757 [VD18 14279509]

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https://doi.org/10.11588/diglit.25911#0023
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W -4- M
lies Leib-Regiments mit Quasten auf den Achseln, und einen Hirt Mit einer
breiten silbernen Espagne, auch weisen Feder-Busche; oder aber nur ein schlech-
tes blaues Kleid, mit großen rothsammetnen Aufschlägen und den Stern aus
der Brust. Er pflegt auch im Felde, wie einer der gemeinsten Seiner Solda,
ken, die größten StrapaHen auszustehen, und im Nothfall mit der schlechtesten
Kost vorlieb zu nehmen. Er achtet keinen Schlaf, sondern ist immerfort sehr
wachsam und Vigilant. Sonderlich fürt er beständig einen guten Tubum bey
sich, womit er das nöthige von weiten observiren kan. Bey dem Recognosci-
ren der Feinde, Läger und Festungen ist er gemeiniglich in eigener hoher Per-
son zugegen und in den Bataillen ist er ordentlicher Weife mitten an den ge-
fährlichsten Oertern, auch im grösten Feuer; wobey man seinen unerschrock-
nen Muth höchlich bewundern müssen, wenn er schon öfters die Seinigen mit
cntblösten Degen frisch angeführet, und aufgemuntert hat, dem Feinde entge-,
gen zu gehen. Dahero kann er auch keinen Officier dulden, der nicht in die-
sem Stücke seinen hohen Exempel nachsolget. Ja ganze Regimenter, welche
sich etwa einmal in Feldsch lachten, oder Scharmüheln nicht allzuwohl verhal-
ten, haben deswegen seine Königs. Ungnade nachdrücklich genug empfinden
müssen. Weswegen denn kein Wunder ist, wenn immer eines dem andern
an wahrhaften Heldenthaten zuvor zu kommen suchet. Er erfordert mithin
auch von feiner Armee, und non jedem Soldaten unter derselben eine voll-
kommene gute Ordnung, Reinlichkeit, strenge Difciplin, und die genaueste
Subordination. Doch stehet er allezeit mehr auf einen zum rechtschaffenen
Soldaten abgehärteten und geübten, als bloß äußerlich ausgepichten Mann.
Alle Haupt-Anstalten und Ordres kommen von ihm selbst her. Und diese
müssen vollstrecket werden, es mag kosten, was es will; sollte auch alles dar-
über biegen und brechen. Er last stch nicht leichtlich was verschreiben, weil
er stch in allen Dingen selbst wohl zu rachen weiß. Sonst aber ist er auch sehr
genereur mW großmüthig. Dies hat er ins besondere an den Ministris und
Bedienten meines verstorbenen Herrn Vaters erwiesen, als die er insgesamt,
bis auf sehr wenige in feinen Diensten behalten, auch zum Theil denenjenigen,
welche Ihm unter der vorigen Regierung am meisten zu wieder zu feyn geschie-
nen, doppelte Gnade erzeiget. An Opern, Comödien, der Music und andern
dergleichen Königs. Lustbarkeiten hat Er bishero mehr Vergnügen blicken lassen,
als an der Jagd, welche Er fast gar nicht achtet. Gegen Seine Frau Mutter
erweiset er sich ehrerbietig, gegen Seine Gemahlin zärtlich, gegen Sein Kö-
niglich Geschwister und die Herrn Vettern liebreich, auch gegen alle seine Un-
terthanen überaus gnädig, besonders aber gegen die Armen und Verlassenen
C 2 sehr
 
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