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§.2.
Der hohe Character Sr. jetzt regierenden Majestät.
HWt solchen Eigenschaffteu bestiegen demnach Ihrs jetzt glorwürdigst rcgie-
rende Majestät Dero väterlichen Thron; ein Herr, der auch solcher
Glucksceügkeit vor vielen andern Seines Gleichen vollkommen würdig war.
Denn man machte uns damals schon in öffentlichen Schrifften folgendes Por-
trait von Sr. Majestät hohen Character, welches nach der Zeit nicht nur
wahr befunden worden, sondern es hat auch die Erfahrung gelehret, daß man
eher zu wenig, als zu viel gefchrieben. Aus Seinem Antlitze leuchtet uemlich
ein mit vieler Anmuch und Lcutseeiigkeit vermischtes ernsthaftes Wesen hervor,
daß Ihm bey Jedermann Furcht, Liebe und Ehre zu Wege bringet. Von
Statur ist Er zwar nicht größer, als Sein Herr Vater, im übrigen ist Er
wohl gebildet, und gut gewachsen. Er tragt Sein eigenes nach französischer
Mode accommodirtes Haar in einen: mit fcharzen Bande bewundener: Zopfe
und mit einer Coquarde. Nachstdem ist Er im Umgänge sehr aufgeweckt,
und ob Er gleich jedermann mit vielem Glimpfe begegnet; fo redet Er doch
nichts ohne gutem Vorbedacht. In Seiner: Entschliessungen ist Er eben wie
Sein Herr Vater geschwind, lässet sich auch an Ausführung derselben fo un-
gerne, als der höchstfeelrge König, durch etwas verhindern. Dargegen liebt
Er eine Seiner Königl. Würde gemäße Pracht. Aber er ist dabey auch ein
Feind von allem gezwungener: Wesen. Dahcro hat Er zwar Seine Königl.
Hoff-Statt, um einen guten Theil vermehret, sich jedoch bis jetzo an kein ge-
wisses Ceremoniel gebunden. Die Soldaten liebt Er, in fo ferne Er solche
zur Beschützung feiner weitläustigen Lande, und Ausführung feiner weifen
Absichten, vor rröthig erachtet. Mithin hat er nicht nur die schöne Armee,
welche Ihm sein Herr Vater hinterlassen, auf dem damaligen Fuße erhalten,
sondern dieselbe auch noch mehr zu verstärken gesucht; und wie bekannt, auf
einen solchen Fuß gesetzt, daß auch seine Feinde bekennen muffen, sie habe
ihres gleichen nicht; (*) wiewohl ohne daß Er sich dabey der ehemaligen Art
zu
* Sie übertrift auch weit die Armee Seiner tapfern Vorfahrer, die schon ver-
langst den allgemeine,: Ruhm mainteniret, daß sie sich allezeit wohl gehal-
ten. Unter andern schon in Lein Ungarischen Kriege wieder die Türcken,
und sonderlich bey Eroberung der Festung Ofen, legten die Churbrandenbur-
gische Trouppen so viel Ehre ein, daß die Kayserlichen selbst öffentlich sag-
ten, sie hatten die Eroberung der Stadt Ofen, nächst GOtt den Braudeik-
burgern zu Lancken. Ja Kayser Leopold schrieb.deswegen selbst an den
damaligen Churprüizerssin folgenden merkwürdigen Ausdrücken;
§.2.
Der hohe Character Sr. jetzt regierenden Majestät.
HWt solchen Eigenschaffteu bestiegen demnach Ihrs jetzt glorwürdigst rcgie-
rende Majestät Dero väterlichen Thron; ein Herr, der auch solcher
Glucksceügkeit vor vielen andern Seines Gleichen vollkommen würdig war.
Denn man machte uns damals schon in öffentlichen Schrifften folgendes Por-
trait von Sr. Majestät hohen Character, welches nach der Zeit nicht nur
wahr befunden worden, sondern es hat auch die Erfahrung gelehret, daß man
eher zu wenig, als zu viel gefchrieben. Aus Seinem Antlitze leuchtet uemlich
ein mit vieler Anmuch und Lcutseeiigkeit vermischtes ernsthaftes Wesen hervor,
daß Ihm bey Jedermann Furcht, Liebe und Ehre zu Wege bringet. Von
Statur ist Er zwar nicht größer, als Sein Herr Vater, im übrigen ist Er
wohl gebildet, und gut gewachsen. Er tragt Sein eigenes nach französischer
Mode accommodirtes Haar in einen: mit fcharzen Bande bewundener: Zopfe
und mit einer Coquarde. Nachstdem ist Er im Umgänge sehr aufgeweckt,
und ob Er gleich jedermann mit vielem Glimpfe begegnet; fo redet Er doch
nichts ohne gutem Vorbedacht. In Seiner: Entschliessungen ist Er eben wie
Sein Herr Vater geschwind, lässet sich auch an Ausführung derselben fo un-
gerne, als der höchstfeelrge König, durch etwas verhindern. Dargegen liebt
Er eine Seiner Königl. Würde gemäße Pracht. Aber er ist dabey auch ein
Feind von allem gezwungener: Wesen. Dahcro hat Er zwar Seine Königl.
Hoff-Statt, um einen guten Theil vermehret, sich jedoch bis jetzo an kein ge-
wisses Ceremoniel gebunden. Die Soldaten liebt Er, in fo ferne Er solche
zur Beschützung feiner weitläustigen Lande, und Ausführung feiner weifen
Absichten, vor rröthig erachtet. Mithin hat er nicht nur die schöne Armee,
welche Ihm sein Herr Vater hinterlassen, auf dem damaligen Fuße erhalten,
sondern dieselbe auch noch mehr zu verstärken gesucht; und wie bekannt, auf
einen solchen Fuß gesetzt, daß auch seine Feinde bekennen muffen, sie habe
ihres gleichen nicht; (*) wiewohl ohne daß Er sich dabey der ehemaligen Art
zu
* Sie übertrift auch weit die Armee Seiner tapfern Vorfahrer, die schon ver-
langst den allgemeine,: Ruhm mainteniret, daß sie sich allezeit wohl gehal-
ten. Unter andern schon in Lein Ungarischen Kriege wieder die Türcken,
und sonderlich bey Eroberung der Festung Ofen, legten die Churbrandenbur-
gische Trouppen so viel Ehre ein, daß die Kayserlichen selbst öffentlich sag-
ten, sie hatten die Eroberung der Stadt Ofen, nächst GOtt den Braudeik-
burgern zu Lancken. Ja Kayser Leopold schrieb.deswegen selbst an den
damaligen Churprüizerssin folgenden merkwürdigen Ausdrücken;