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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 9.1901

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Sixt, Gustav: Funde aus einem Reihengrab bei Gültlingen OA. Nagold
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.42293#0049
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schmit, Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Bd. IV Taf. 66).
Weiter wurden gefunden der Buckel eines Schildes, eine Franziska,
das Fragment einer Lanzenspitze mit Besten des Holzschaftes, ein
schüsselförmiges Glasgefäss, 2 zungenförmige Silberblechbeschläge
(vom Schild?), eine Nadel von Bronze; dann (vergl. die Abbildung
auf der Tafel) ein mit einer Schnalle versehener kreuzförmiger An-
hänger von Gold, mit roten und grünen Glaseinlagen gemustert,
eine Schnalle von Meerschaum, deren Dorn silbervergoldet und mit
2 roten Glaseinlagen besetzt ist, ein schnallenförmiges Beschläg von
Gold mit roten Glaseinlagen, 4 Zierstücke aus Purpurglas in Gold
gefasst von schild-, herz- und kreisförmiger Gestalt.

Litteratur.
Forrer, Ach in im- Studien I. Ueber Steinzeit-Hockergräber
zu Ackmim, Naquada u. s. \v. in 0 ber ägypten und über europäische
Parallelfunde. Strassburg. Verlag von Karl J. Trübner.
Der Verfasser, durch den wir in Besitz einer grossen Anzahl höchst inter-
essanter Feuersteinartefakte aus der ägyptischen Steinzeit gekommen sind, ver-
sucht hier Parallelen zwischen dem prähistorischen Europa und dem alten Aegypten
und zwar zunächst in Betreff der Hockergräber zu ziehen. Die von Naquada
fallen in die Stein- und Kupferzeit, d. li. in die Uebergangsperiode von neolithischer
in die Kupferzeit oder historisch gerechnet in die zweite Hälfte des dritten Jahr-
tausends v. Clir. Forrer meint nun, es sei dies nicht eine allgemein verbreitete
Sitte der Skeletbestattung gewesen, sondern müsse von Verhältnissen abhängig
gewesen sein, die mit der Hockersitte gemeinsamen Ursprung hatten. Und hier
scheint ihm die wahrscheinlichste Erklärung der Hocker als Schläfer, als schlafende,
der Auferstehung harrender Toten. Er erinnert an die Hockerstellung als cha-
rakteristisch für die von ihrer Arbeit ausruhenden, wie für die schlafenden Süd-
länder niederer Stufe.
Auch bei uns fallen die Hockergräber in die neolithische Zeit. Typisch
sind für die ägyptischen Hockergräber die Farbenreibplatten zum Anreiben von
Farben (aus graugrünem geschliffenem Schiefer), Analoga der Kötelstücke in den
Pfahlbauten der Stein- und ersten Metallzeit. Auch die Steinanhänger, die viel-
fach als Amulette gedeutet wurden, gehören in diese Kategorie. Weiter sind
typisch hohe, langgezähnte Haarkämme aus Bein und Elfenbein, die auch bei
den Mumien sich oft fanden, ebenso Knochenhaarnadeln, am oberen Ende
mit Tieriigur und Armbänder aus allen möglichen Mineralien bis zu den Meer-
schnecken herab, wie ich sie noch in den Karsthöhlen fand, sowie auch ge-
schlossene Armringe aus Elfenbein, Horn, Feuerstein, graugrünem Schiefer
oder aus Mittelmeermuscheln, und zwar denselben, die auch zu Armbändern in
den Flomborner Gräbern gedient hatten.
Die keramischen Produkte erinnern an Butmir (Bosnien), Hissarlik (älteste
Stadt) und an andere Ornamentformen unserer neolithischen Steinzeit. Die
Silexgeräte bestehen in Dolchen, Spitzen von Lanzen, Pfeilen, Messern, Beilen,
Schabern, und wie ich glaube, in Fischangeln, da keine andere Erklärung passt,
je länger ich dieselben untersuche. Auch Sägen fanden sich. Von Kupfer waren
einige meisseiartige Beile, analog den von C.ypern und den unserigen. Die Rasse
war dolichocephal. — Forrer schliesst aus diesem hier angeführten Befunde, dass
in Aegypten, wie in Europa zu einer und derselben Zeit ein und dieselbe Kultur
geherrscht hat, dass deshalb direkte oder indirekte Verbindungen schon zur Stein-
zeit Aegypten und Mitteleuropa in Zusammenhang gebracht haben müssen.
Hedinger.

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