Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI issue:
Römische Zeit
DOI article:
Knorr, Robert: Neue Sigillatafunde von Cannstatt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0055
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
49

Verbreitung dieser Gefäße und aus ihrem Stil) in Heiligenberg bei
Straßburg fabriziert worden. Es ist das erste Stück dieser Art, das
sich in Cannstatt gefunden hat; in Rottweil und Rottenburg jedoch
sind diese Gefäße recht häufig; auch Urspring1 hat ein Bruchstück
dieser Art. Die Main-Neckar-Kastellreihe aber hat diese eigenartigen
Sigillaten (mit seltenen Ausnahmen) nicht, noch weniger natürlich
die Limeslinie Lorch-Miltenberg. Diese Sigillaten finden sich nament-
lich in Rätien verbreitet; sie sind z. B. vertreten in Kastell Pfünz2
und gehören der Zeit Trajans an. In einer Publikation der Rottweil-
sigillaten habe ich hingewiesen auf die große Verwandt-
schaft dieser Schüsseln mit den Arbeiten des
Janus und darauf, daß der Töpfer der Sigillaten mit Dreieckstab
ebenso wie Janus an den rätischen Limes und weit die Donau hinab
mindestens bis Carnuntum Gefäße geliefert hat3. Ich hatte damals
hinzugefügt, daß mir auf Hunderten von Scherben mit Dreieckstab
noch niemals ein Namenstempel begegnet sei. Inzwischen habe ich
aber nun doch ein gestempeltes Stück dieser Art gesehen: ein Scherben
mit Dreieckstab im Museum Günzburg zeigt den Stempel IANV F.
Fig. 2. Teil einer schönen Schüssel, Import von Lezoux. Erstes Drittel
des II. Jahrhunderts. Der eine Lanze schwingende Reiter (D£che-
EETTE i 56) ist häufig auf Sigillaten des Cinnamus. Den flatternden
Mantel dieses Reiters und die Schwanzspitze des Pferdes erkennt man
auch auf einem Scherben des Museums Rottweil; dieses Rottweiler
Stück trägt in schönen, großen Buchstaben den Stempel CINNAMI OF4 5.
Der Cannstatter Scherben hat unter dem Reiter eine reitende Amazone
(DLcheeette 153) und links unten (nur zum Teil erhalten) die Figur
DECHEEETTE 514. Höchst wahrscheinlich stammt dieses Gefäß aus
der Werkstatt des Cinnamus und gehört zu den älteren Arbeiten dieses
Töpfers. — Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß der Reiter
einem Alexanderporträt des Lysipp in Stellung und Kostüm gleich
ist (vergl. Collignon II, Alexander auf der Löwenjagd, Gold
medaillon aus dem Schatz von Tarsos).
Fig. 3. Stückchen mit einem Eierstab, der für den Töpfer Reginus charak-
teristisch ist. Von der übrigen Dekoration ist erkennbar ein Gladiator
in großem Medaillon. Rechts ist ein Teil des Stempels; nur das R ist
erhalten. Reginus hat in Heiligenberg seinen eigentlichen Ursprung.
Seine Haupttätigkeit hat er später in Rheinzabern entfaltet; er hat
auch mit dem Töpfer Domitianus im Kräherwald bei Stuttgart ge-
arbeitet6. Reginus hat in der ersten Hälfte des II. Jahrhunderts,
aber wohl über die Mitte des Jahrhunderts hinaus, gearbeitet.
Fig. 4. Teile einer Schüssel mit Rankenornament. Sehr wahrscheinlich
aus der Fabrik des Janus. Zeit Trajans.
Fig. 5. Bruchstück mit eigentümlicher Dekoration. Der Eierstab findet
sich in dieser Art außerordentlich häufig bei Reginus. Das seltsame
Figürchen mit Speer, das vielleicht einen buckligen Zwerg darstellen
soll, habe ich noch nie sonst auf Sigillaten gesehen; es fehlt auch in
den Typen Verzeichnissen von DLcheeETTE und Ludowici. Der einen
Hasen zerfleischende Adler ist ähnlich wie Ludowici II. T 129, aber

1 O. R. L. Kastell Urspring, Textbild S. 38, Fig. 3.
2 O. R. L. Kastell Pfünz, Taf. XX Fig. 14 und 32.
3 Terra sigillata-Gefäße von Rottweil S. 52 und 53, Taf. XXVI Fig. 9
und 13.
4 Terra sigillata-Gefäße von Rottweil Taf. XX Fig. 1.
5 Zu Reginus vergl.: Terra sigillata-Gefäße von Cannstatt und Köngen
S. 9, 36, 41 und Taf. XXXVI—XLII. Ludowici I S. 68, 103, 126; II S. 61,
100, 124 und III S. 56, 94, 109. — O. R. L. Kastell Cannstatt S. 47, 57 u. 63.
— Über die Töpferei im Kräherwald bringt W. BarTHEE neues Material
in O. R. L. Kastell Köngen S. 56, No. 16 und 21.
Fundberichte. XVI. 1903.

4
 
Annotationen