TAFEL XLII.
Die Tafel enthält die Fortsetzung der griechisch-römischen Steine, und swar sohlte mythologischen Inhalts.
i. Karneol in Berlin No. 6878.
Dädalos kniet vor Ikarus und zieht; ihm die Flügel
an. Ikaros hält einen Hammer in der Linken. —
Repliken in Glaspasten Berlin No. 436S. 4369.
2. Karneol in Berlin No. 6S90.
Auf einem Felsen sitzt ein Mädchen in tiefer
Trauer. Der rechte Fuss ist hoch aufgestellt, der Kopf
und die. linke Hand sind auf das rechte Knie gestützt,
die Rechte hängt schlaff herab zum rechten Fuss. Vor
ihr eine Graburne auf einem Fels, dahinter Baum.
3. Schwebende Nike, Palmzweig mit Tarne in der
Linken, Kranz in der Rechten; Strichrand. Vgl. zum
Sül Taf. XXXV, 27«;
4. Chalcedon in Florenz. Abg. GORi, nius. Flor. 11,
34, s (Sal. Reinach pl. 56).
Perseus (Chlamys im Rücken) hält das Medusen-
haupt in der über den Kopf erhobenen Rechten, um
es im Spiegelbilde zu betrachten. Auf dem unten
liegenden Schilde erscheint das Spiegelbild. In der
Linken hält er die Harpe. Hinter ihm ein bekränztes
Postament mit einer Athenastatue freien Stiles. Die
Modellierung des Nackten am Perseus ist sehr fein und
schön; die Formen zeigen vorlysippischen, noch den
polykletisehen verwandten Charakter. — Antike Repliken
in Glaspasten Berlin No. 3102. 4238. 4239.
5. Amethyst, nach LlPPERT beim Fürsten LIECHTEN-
STEIN. Abg. SCHUCHARDT, Nikomachos, Taf. No. 1.
Erw. von mir im Jahrbuch d. Inst IV, 1SS9, S. 60,
Anm. 9, 1.
Nike reisst schwebend ein Viergespann mit sich
empor. In ihren beiden Händen sind die Zügel deut-
lich; in der Linken überdies ein Palmzweig. — Diese
herrlich* Komposition von schwungvoll kühner Erfindung
erscheint in mehreren Repliken auf Gemmen, worüber
vgl. meine Ausführungen im Jahrbuch a. a. O. Die dort
genannten sicher antiken Pasten in Berlin sind die
No. 6252—6254 meines Katalogs. Dazu kommt die
Paste Musee Fol II, pl. 39, S. Die Koniposition er-
scheint ferner auf Denaren des L. Plautius Plancus um
45 v. Chr., des Bruders des L. Munatins Plancus, der
ein Gemälde des Nikomachos auf das Capitol geweiht
hatte, das PLTNIUS 35, 10S beschreibt als „Victoria
quadrigam in sublime rapiens". Die Münzen und
Gemmen geben ohne Zweifel dies Gemälde wieder (vgl.
a. a. O.) Vgl. Taf. LVII, 6.
6. Blasser Hyacinth, flach konvex, in der Durch-
sicht violett (daher auch fälschlich als Amethyst be-
zeichnet), in der Aufsicht rot (daher bei Chabouillet
Granat genannt). In Paris, cab. des med., CHABOUILLET
No. 1473. Abg. Martette I, 104 (Sal. Reinach, p. gr.
pl. 94; p. 102). MoNTFAUCON, antiqu. expl-, supl. III,
pl. [3, 1, GERHARD, Antike Bildwerke Taf. 311, 14;
ders., gesamm. akad. Abhandl. Taf. 80, 5. KING, ant
gems and rings II, pl. 17, 8; handbook 1SS5, pl. 49, 1.
BäBELON, cab. des antiques pl. 56, 19; gravure en
pierres fines p. 119, fig. S9.
Eine verhüllte Frau (mit Ohrring und Halsband),
einen Blattfächer in der Hand, sitzt sinnend vor einer
Säule, auf der ein kleines geflügeltes Kind (Eros) hockt.
Hinter ihr ein Helm mit Backenschirm und daran
hängendem Kinnband. Gemeint ist offenbar eine
trauernde Verliebte; der Helm wird auf den abwesenden
Geliebten anspielen. Die älteren Deutungen, Calpurnia,
Vestalin, l'enelope, Elektro, Frau vor Jakchos, Poly-
hymnia sind haltlos; die Flügel des Knäbchens wurden
bisher immer übersehen. Die vortreffliche weiche Arbeit,
die Technik und das Material sprechen dafür, dass der
Stein ein Original hellenistischer Zeit ist. — Eine kleine
Replik in blassem Karneol, die ich in englischem Privat-
besitze sah, ist modern.
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