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— 79 —

in keinem greifbaren Zusammenhang mit der Darstellung
Jesu im Tempel zu Jerusalem bei Luk. 2. 22—24. Auch
ist mir sehr zweifelhaft, ob in der Stelle Pseudo-Matth.
XXX mit Franke buddhistische Einflüsse zu finden sind.
Aber alle Voraussetzungen Frankes zugegeben, so ist
doch sein „einfacher Syllogismus" meines Erachtens ein
Trugschluß; denn wenn der Verfasser eines apokryphen
Evangeliums an Stellen in kanonischen Evangelien ange-
knüpft, diese weiter ausgeschmückt und das unter dem
Einfluß buddhistischer Gedanken oder Erzählungen getan
hat, so folgt doch daraus ganz und gar nicht, daß eben
diese Einflüsse schon auf die betreffenden Stellen der ka-
nonischen Evangelien eingewirkt haben.

Anhangsweise sei hier bemerkt, daß sich buddhistische
Anklänge in folgenden zwei christlichen Texten finden.
In den klementinischen ßekognitionen, einem ju-
denchristlichen, mit gnostischen Elementen durchsetzten
Werk, das aus dem Ende des zweiten oder dem Anfang
des dritten Jahrhunderts stammt, aber nur in der lateini-
schen Uebersetzung des Rufinus (340—410) erhalten ist,
wird an zwei Stellen (VIII. 48, IX. 19) von dem idylli-
schen Leben der Seres als eines milden, sittenreinen Volkes
berichtet, bei dem Verbrechen und Laster ebenso unbe-
kannt seien wie Götzendienst, Tempel und Opfer. Darunter
können nur die Buddhisten in Chinesisch-Turkestan zu ver-
stehen sein1. Das andere Werk sind die Acta Dispu-
tationis Archelai et Manetis, ein gegen den Mani-
chäismus gerichteter angeblicher Bericht über eine Dispu-
tation eines Bischofs Archelaus von Kaskar mit Mani, der
von einem Geistlichen der edessenisch-syrischen Kirche um

1 Albert J. Edmunds, Barly Christian eulogies of Buddhism,
Light ofDharmall. 83 f., Buddhist and Christian Gospels4!. 131—133.
 
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