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teten Stellung und wegen ihrer zahlreichen Anklänge an
das Neue Testament eine gesonderte Darstellung verlangt,
so wird die in ihr gepriesene Gottesliebe — im zwiefachen
Sinne — zweckmäßig im Zusammenhange mit dem übrigen
Inhalt der Bhagavadgltä im nächsten Kapitel behandelt.
Aber schon hier ist darauf hinzuweisen, daß aus Gründen,
die dort zur Erwägung kommen werden, die Annahme
christlicher Einflüsse auf die Bhagavadgltä unmöglich ist.
Ich komme also auf das zurück, was ich zu Anfang dieses
Kapitels festgestellt habe, daß nämlich der phantastische
Bericht über den Svetadvipa im zwölften Buch des Mahä-
bhärata als das einzige Stück des Epos bezeichnet werden
muß, in dem mit annähernder Sicherheit eine dunkle Kunde
vom Christentum zu finden ist.
IV. Die Bhagavadgltä und die Lehre von der Gottes-
liebe.
Kein Werk der Sanskritliteratur ist in Indien und im
Abendlande so bekannt und hochgeschätzt wie die Bhaga-
vadgltä (Mbh. VI. 830 f.), „der Gesang des Erhabenen",
d. h. der feierliche Lehrvortrag Krischnas. Ursprünglich
ein Lehrbuch der Bhägavata-Sekte, hat die Bhagavadgltä
mit der Zeit für das ganze brahmanische Indien eine solche
Bedeutung gewonnen, daß sie für den gebildeten Inder
zur Summe aller Weisheit geworden ist und von ihm im
Verkehr mit Christen gegen das Neue Testament ausge-
spielt wird, dessen Grundlehren schon in der nach indi-
scher Anschauung viel älteren Bhagavadgltä enthalten seien.
Andererseits haben europäische Gelehrte in keinem anderen
indischen Werke so häufig christlichen Einfluß zu finden
geglaubt als in der Bhagavadgltä. Aus diesen Gründen
darf ich mich nicht darauf beschränken, diejenigen Punkte
teten Stellung und wegen ihrer zahlreichen Anklänge an
das Neue Testament eine gesonderte Darstellung verlangt,
so wird die in ihr gepriesene Gottesliebe — im zwiefachen
Sinne — zweckmäßig im Zusammenhange mit dem übrigen
Inhalt der Bhagavadgltä im nächsten Kapitel behandelt.
Aber schon hier ist darauf hinzuweisen, daß aus Gründen,
die dort zur Erwägung kommen werden, die Annahme
christlicher Einflüsse auf die Bhagavadgltä unmöglich ist.
Ich komme also auf das zurück, was ich zu Anfang dieses
Kapitels festgestellt habe, daß nämlich der phantastische
Bericht über den Svetadvipa im zwölften Buch des Mahä-
bhärata als das einzige Stück des Epos bezeichnet werden
muß, in dem mit annähernder Sicherheit eine dunkle Kunde
vom Christentum zu finden ist.
IV. Die Bhagavadgltä und die Lehre von der Gottes-
liebe.
Kein Werk der Sanskritliteratur ist in Indien und im
Abendlande so bekannt und hochgeschätzt wie die Bhaga-
vadgltä (Mbh. VI. 830 f.), „der Gesang des Erhabenen",
d. h. der feierliche Lehrvortrag Krischnas. Ursprünglich
ein Lehrbuch der Bhägavata-Sekte, hat die Bhagavadgltä
mit der Zeit für das ganze brahmanische Indien eine solche
Bedeutung gewonnen, daß sie für den gebildeten Inder
zur Summe aller Weisheit geworden ist und von ihm im
Verkehr mit Christen gegen das Neue Testament ausge-
spielt wird, dessen Grundlehren schon in der nach indi-
scher Anschauung viel älteren Bhagavadgltä enthalten seien.
Andererseits haben europäische Gelehrte in keinem anderen
indischen Werke so häufig christlichen Einfluß zu finden
geglaubt als in der Bhagavadgltä. Aus diesen Gründen
darf ich mich nicht darauf beschränken, diejenigen Punkte