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— 127 —

genommenen Entlehnung klar zu Tage liegt. Mehr als
eine hohe Wahrscheinlichkeit läßt sich zur Zeit noch
nicht behaupten; Gewißheit wäre nur von neuen ent-
scheidenden Funden in den in Betracht kommenden Län-
dern, namentlich in Turkestan, zu erhoffen. Schon jetzt
ist es ja von großer Bedeutung, daß die Berliner Expe-
ditionen in Turfan neben den buddhistischen und mani-
chäischen Klöstern auch nestorianische gefunden haben,
wodurch ein Kulturzusammenhang zwischen Ostturkestan
und Mesopotamien festgestellt ist, * — wenn auch noch
nicht für die Zeit, die für uns in Betracht kommt.

Zum Schluß sei erwähnt, daß die dem Christentum
und Buddhismus gemeinsame Verwendung des Heiligen-
scheins im klassischen Altertum ihren Ursprung hat. Auf
altrömischen Monumenten kommt der Nimbus bei den bild-
lichen Darstellungen der Götter und der vergöttlichten
Kaiser wiederholt vor; im Christentum findet er sich frühe-
stens Ende des dritten Jahrhunderts.2 In den Buddhis-
mus ist er von den Griechen her übernommen worden, und
zwar so frühzeitig, daß schon auf Münzen des Königs
Kaniska 3 (gegen 100 nach Chr.) und ungefähr gleichzeitig
auf zahlreichen Bildwerken der Gandhära-Kunst4 die Bud-
dhafigur mit dem Nimbus erscheint. Der Heiligenschein
ist also nach Indien, wo er den Namen hhä-mandala oder
prabJiä'mandala „Strahlenkreis" führt, unmittelbar aus dem
Hellenismus gekommen, woher auch die Gandhära-Kunst
stammt.

1 Vgl. L. von Schroederin seinem Anhang zu dem Werke
„Amida, von Max van Berchem und Josef Strzygowski"
(Heidelberg 1910) 380; WZKM. 25. 211 f., 233.

2 De Waal bei Fr. X. Kraus a. a. 0. IL 496.

3 S e n a r t, Journal Asiatique 1890, Ser. 8*, t. 15, p. 146 f.

4 Grünwedel, Buddhistische Kunst in Indien2 (Berlin 1900)
159; Poucher, Les Bas-Reliefs Greeo-Bouddhiques du Gandhära
(Paris 1905) 270—340.
 
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