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— 253 —

anderen Völker, in der Entwicklung hinter den Griechen
und Römern gewiß nicht zurückgeblieben.

So alt wie die Gottesliebe in Indien muß auch die
Vorstellung Krischnas als des liebenden Gottes gewesen
sein; denn die beiden Ideen sind durch einander bedingt.
Nur ein liebender Gott konnte Liebe heischen. Aber ein
liebender Gott übt auch Gnade und errettet vor dem sonst
unausbleiblichen Verderben durch die Vergebung der Sün-
den. Obschon das gewöhnliche Wort für die Gnade Gottes,
prasäda, erst in jüngeren Upanischaden 1 und an den schon
oben (S. 237) angeführten Stellen der Bhag. erscheint,
so ist doch die Vorstellung der göttlichen Gnade selbst
viel älter. Ohne sie wären schon die zahllosen Bitten der
vedischen Sänger um allerhand göttliche Gunsterweisungen
nicht möglich gewesen. Hopkins2 führt als einen be-
sonders charakteristischen Fall den Vers Rigveda .10. 125. 5
an, wo die zu einer Göttin personifizierte Rede (Väc) er-
klärt: „Wen ich liebe, den mache ich zu einem Gewalti-
gen, zum Priester, zum Seher, zum Weisen".

Mit dem siegreichen Vordringen des monotheistischen
Glaubens an den liebenden Gott mußte die Ausbildung der
Lehre von seiner Gnade Hand in Hand gehen. „The
doctrine of prasäda, or grace, has formed an essential part
of the Bhägavata religion so far back as literature takes
us", sagt Grierson3 und betont im Zusammenhang damit
auf das Entschiedenste, daß Indien die Idee eines Gottes
der Gnade, eines gütigen Vaters, den Bhägavatas verdankt.

1 Kath. 1. 2. 20; Svet. 3. 20; 6. 21; Mund. 3. 2. 3 (Hopkins,
Great Epic 188). Es handelt sich hier wahrscheinlich um eine Ent-
lehnung aus der Bhägavata-Religion, da die Idee der Gnade gar nicht
zu der Lehre der Upanischaden von dem pantheistischen Brahma n
paßt. Grierson, IA. XXXVII (1908), 260 Anm. 34.

2 India old and new, 147 Anm.

3 In dem Artikel Bhakti-märga, ERE. II. 5431>, Anm.
 
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