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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: Die Gärten von Aranjuez, [1]
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Luedtke, Hermann: Zur Strassenbepflanzung in den Städten
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0022
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DIE GARTENKUNST

und kamen mit prächtigen Berberrofsen zusammen nach
Madrid.
In den Blumenparterres des Schlosses stehen einzelne
sehr schöne Abies Pinsapo glauca. Auch sah ich sehr
schöne Ilex-Arten in prächtigen Exemplaren, die, in der
trockenen Luft am Tajo und in der vollen Sonne gedeihend,
im Schmucke ihrer Korallenbeeren einen seltsamen und
vornehmen Kontrast zu der geschorenen und allzu stutzer-
haften Umgebung bildeten.
Die einzige Palme dieser Gärten ist Chamaerops ex-
celsa, die sich allerdings auch hier bis zu 5 Meter erhebt,
Die wenigen Orangen waren bereits in Strohhütten unter"
gebracht, denen man an der Südseite eine Öffnung läfst,
die bei Frost geschlossen werden kann. Auch schöne
schlanke Wellingtonia gigantea und prächtige Cedrus De-
odara mildern den Zopf Lenötres, der für sich allein alle-
mal deprimierend auf mich wirkt und mir alle Lust am
Schaffen lähmt. Das mufs auch den Castilianern, welche
diese Spielereien in Buxbaum schufen, so ergangen sein,
deshalb brachten sie, wo es nur irgend angehen konnte,
malerische Gedern und Pinsapo an und griffen sogar zuweilen
zu leicht beschwingten Bambusa. (Schlafs folgt.)


Bepflanzung öffentlicher Strapsen.
Zur Strafsenbepflanzuiig in den Städten.
Es ist ein menschenfreundliches und darum lobens-
wertes Beginnen, den von hastigem, geschäftlichem Treiben
ermüdeten Bewohnern der Stadt durch die Anpflanzung von
Bäumen in den Strafsen ein Stück frischer, freier Gottes-
natur zur Anschauung zu bringen, welches nicht nur durch
sein frisches Grün das Auge ergötzen, sondern im Laufe
der Jahre ihnen noch kühlenden Schatten gewähren soll.
Leider aber haben neben ihren Vorzügen diese Anpflanzungen
— wie alles im Leben —- auch ihre Schattenseiten, wenn
sie auch demjenigen, der nicht leidend oder handelnd mit
ihnen zu thun hat, weniger ins Auge fallen; den Haus-
besitzern und den Technikern ist es wohlbekannt, welche
Nachteile der an Stärke alljährlich zunehmende Baum, in-
dem er seinen Wurzelbereich zur Herbeischaffung der er-
forderlichen Nahrung immer weiter ausdehnt, für den
Bürgersteig, die Rinnsteine, das Pflaster etc. mit sich
bringt; dies aber soll uns an dieser Stelle nicht weiter be-
schäftigen, wohl aber einige andere Eigenschaften, mittelst
deren der Baum den Hausbewohnern lästig werden kann.
Der wachsende Baum wird von den Menschen meist
mit grofser Freude betrachtet; ihre Liebe wird ihm
häufig durch manchen ganz überflüssigen, oft sogar schäd-
lichen Gufs aus der Küche und auch sonst woher bezeugt.
Gedeiht der Baum, so breiten seine Äste sich weiter und
weiter und gewähren herrlichen Schatten. Allmählich aber
fängt es an gegen Ausgang des Sommers im Parterre zeitig
dunkler zu werden; anfänglich wird das ruhig hinge-
nommen; der Baum ist doch gar so schön und wird immer
noch schöner; endlich aber fängt das etwa vorhandene
Vorgärtchen an zu leiden, da die in demselben stehenden

Bäumchen oder Sträucher und Blumen in dem tiefen
Schatten nicht mehr fortkommen können. Der hübsche
Rasen hält nur noch ein Jahr aus, jedes Jahr mufs frisch
angesäet werden und zuletzt, während die Bewohner der
Lichtseite sich gegen die wärmer ins Zimmer dringenden
Sonnenstrahlen der schützenden Laubkrone freuen, klagen
die Bewohner der Schattenseite über Verdunkelung, womit
ihnen gleichzeitig auch Wärme entzogen wird. Endlich
ist es nicht mehr auszuhalten; die Bäume müssen die
untersten Äste verlieren und für einige Zeit ist geholfen.
Die durch das Entfernen der unteren Äste freige-
wordenen Säfte wenden sich nun der Krone zu, die dem-
zufolge freudig in die Höhe strebt. Die Bewohner des
ersten Stockes werden nun derselben Freude über das Ge-
deihen des Baumes teilhaftig, wie früher die des Parterres,
um später dasselbe Leid über Verdunkelung zu tragen.
Endlich müssen auch hier die unteren starken Äste fallen;
der Stamm wird so nach und nach länger und auch kahler;
in diesem Zustande, der aufhört schön zu sein, haben wir
vor langen Jahren die ausgedehnten Reihen Platanen in
einer vielgerühmten Stadt des Auslandes gesehen.
Die Feinde des Baumes in der Stadt finden sich aber
nicht blofs über der Erde; unter derselben lauert ihm ein
viel schlimmerer Feind auf, das Gas, dessen Wirkung nicht
immer sofort tödlich ist, wie bei grobem Rohrbruch. Wir
haben gelegentlich einen starken Baum binnen kürzester
Frist zu Grunde gehen sehen; zunächst sah die Krone
etwas sonderbar aus, unter der platzenden Rinde zeigte sich
eine schmierige, braune Masse und innerhalb acht Tagen
war eine prachtvolle Rüster geliefert. So schnell bricht
das Verderben nun nicht immer herein; auf derselben
Strafse sahen wir später drei aufeinander folgende Bäume
kränkeln; wir vermuteten Gas, trotzdem wir bei tiefem
Aufgraben keine Spur von Gasgeruch bemerkten; die Unter-
suchung zeigte ebenfalls keine Spur und dennoch gingen
die drei Bäume zu Grunde; erst als der vierte folgte, stellte
sich heraus, dafs die Röhren herausgenommen und ersetzt
werden mufsten. Die Gasausströmung war demnach so
fein, dafs die Bäume sich zwei Jahre dagegen wehren
konnten. Aber auch ohne das Gas wird der Boden leider
im Laufe der Zeit mit so viel Röhren für Gott weifs was
für Leitungen durchwühlt, dafs sich gar nicht absehen
läfst, wie die Wurzeln endlich die für die Ernährung der
Bäume so nötige Ruhe finden sollen.
Dem einzelnen Baume ist nach geschehener Pflanzung,
Pflasterung etc. später nicht mehr gut beizukommen; dem
steht schon der Verkehr im Wege; es mufs demnach jede
Art von Bodenverbesserung dem Trottoir- und Röhrenlegen,
auch dem Pflastern vorhergehen. Wie der Boden für die
verschiedenen Baumarten zu bereiten ist, das müssen Sach-
verständige bestimmen; nicht jede Baumart nimmt mit
einem Boden vorlieb, in welchem z. B. Akazien noch freudig-
gedeihen können. Die Bodenbereitung mufs zugleich durch-
greifend geschehen; bleibt dieselbe auf das blofse Pflanz-
loch beschränkt, so steckt sie der Lebensfähigkeit, dem
Wachstum des Baumes enge Grenzen. Wohl vermag die
Kunst des Gärtners in allerdings sehr vereinzelten Fällen
durch Veredlung, indem sie das Reis eines*Zwerges auf
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