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Die Gartenkunst — 5.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0037
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20

DIE GARTENKUNST

V, I

eine künstliche Ruine. — Das sieht doch aber der der Un-
kundigste, dafs beides nur ungeschickt aufgebaute Steinhaufen
sind, die zuerstgenannten sogar so sinnlos und gradzu lebens-
gefährlich, dafs die Ortspolizei diesen öffentlichen Weg ab-
sperren müfste. Abb. 60 stellt eine Laube. Abb. 155 eine
Bank, Abb. 157 eine Brücke aus Naturstämmen und Knüppeln
dar, wie man solche kaum widersinniger denken kann. Ebenso
zeigt die Abbildung 133 ein abschreckendes Beispiel eines
Teiches mit einer aus Steinen gebildeten Ufereinfassung.
Solche Sachen können nicht genug gegeilselt werden. Aber
giebt es nicht auf allen Kunstgebieten solche Auswüchse?
Auch da mufs man dem Verfasser zustimmen, wenn er die ab-
geschmackte Verwendung der Terrakotten verhöhnt (Abb. 159),
Gnomen, Rehe u. dgl. und dafür eintritt, dafs, wenn man Skulp-
turen verwenden will, ’es dann auch Kunstwerke sein sollen.
Zurückweisen mufs man aber, wenn der Verfasser von Ab-
geschmacktheit spricht, wo der Gärtner ergänzend eingegriffen,
so Abb. 162. Vor einer mäfsigen Baumpartie, seitwärts eines
alten Orangenhauses auf hoher Terrasse, hat irgendwer auf
mäfsig hohem Sockel eine nackte weibliche Sandsteinfigur, eine
Nymphe darstellend, aufgestellt.
Der ganzen Stellung und Haltung der Figur nach, mufs
man sie zu den Najaden, Seenymphen und nicht zn den Dryaden,
Waldnymphen, zählen, denn es scheint, dafs sie aus dem Wasser
gestiegen oder in solches hineinsteigt. Von diesem Gesichts-
punkt geleitet hat der Gärtner, um die Illusion zu vervoll-
ständigen, weil auf der Terrasse kein Wasser vorhanden, hinter
der Figur eine dieselbe überragende Dracaena nutans und [rings
um den Sockel hohe und niedrige Phormium tenax aufgestellt.
Der Verfasser bezeichnet dies einen albernen Aufputz (Sehr gut!)
Der Verfasser hätte aber auch konsequent in den Ab-
bildungen das durchführen sollen, was er in dem Texte aus-
spricht. S. 2 sagt er, dafs in diesem Buche der ausgedehnte
Park ganz aufser Betracht bleiben soll. Wozu denn die vielen
Beispiele aus solchen Parks. Ich will nur eins und zwar
sicherlich bekanntestes anführen. Was hat, wenn man von
Haus-, Villen- und Gutsgärten schreibt, die grofse Fontäne mit
den dahinterliegenden Terrassen von Sanssouci als gutes Bei-
spiel dabei zu thun (Abb. 134). Ebenso bringt der Verfasser
Abbildungen aus öffentlichen^ Stadt- und Volksgärten und doch
sagt er in dem Buche S. 249, dafs er diese in dem Band IV,
Städtebau, mitbesprechen will. Was der Verfasser von diesen
Abbildungen hier bringt, bezeichnet er als Gegenbeispiele,
d. h. abschreckende, und dass ist natürlich, weil sie alle aus
neuerer Zeit, der modernen, herrühren. Man kann aber schon
daraus ersehen, was uns der 4. Band bringen wird. Ich glaube
jedoch, es wird sich auch dann eine Feder rühren.
Vieles, sehr vieles könnte ich noch anführen, was Kopf-
schütteln verursachen würde und niedriger gehängt werden
müfste, wenn nur der Redakteur nicht wäre, der den Raum
dazu nicht hergiebt. Ich halte auch, wie ich schon oben sagte,
eine Widerlegung einem solchen Verfasser gegenüber für Zeit-
verschwendung. Denn wer wie dieser den Garten nur für einzig-
gut erklärt, der gegen die Strafse, noch besser ringsum mit
einer Mauer umgeben ist und zum grössten Teil ein praktisch
brauchbarer, regelmässiger Obst- und G emüsegarten sein muss, kann
man sich dochjnicht anders vorstellen: einhergehend im Surtout
und in der Pekesche .und den Zopf schön zum Haarbeutel ge-
bunden, ganz wie zu unseres grofsen Göthes Zeiten, die der
Verfasser auch als die vernünftigen bezeichnet — also übrig ge-
blieben und herübergenommen aus vergangenen Zeiten.
Otto Voge ler-Charlottenburg.

Fragen.
1. Welche Taxus-Art, baccata oder erecta, eignet sich am
besten zu einer 6 m breiten Hecke? In welchem Abstande
mufs gepflanzt werden, um auf lange Zeiten einen wirkungs-
vollen Abschlufs für Marrnorgruppen zu erhalten? H. R.
2. In welchen Städten hat die Aufstellung automatischer
Stühle in den Stadt-Gartenanlagen Eingang gefunden und
welche Erfahrungen hat man damit gemacht? W.
Personal-Nachrichten,
Ammer, Josef, Stadtgärtner in Straubing, begeht am
1. Januar sein 25jähriges Dienstjubiläum.
Beufs, Heinrich, ehemaliger Geisenheimer, erhielt die
Obergärtner- und Fachlehrerstelle im Hofgarten zu Schwetzingen.
Funck, A„ bisher Obergärtner in Stuttgart, wurde zum fürstl.
Hohenloheschen Hofgärtner in Friedrichsruheb.Oehringen ernannt.
Heidenreich, A., königl. Garten Inspektor am botanischen
Garten der Universität Münster i. W., wurde durch Verleihung
des königl. preuss. Kronenordens IV Klasse ausgezeichnet.
Heller, Josef, königl. Oberhofgärtner a. D., starb am
17. November v. J. in Würzburg im 73. Lebensjahre.
Jung, C., Obergärtner, Halle a. S., Mitglied des Vereins
deutscher Gartenkünstler, ist gestorben.
Kaiser, Ernst, bisher Gärtnereibesitzer in Leipzig-Lindenau,
hat seine Gärtnerei verkauft, um sich in Bad Sulza neu anzu-
siedeln. Der Lindenauer Gärtnerverein, dessen Vorsitzender er-
lange Jahre war, ernannte ihn zu seinem Ehrenmitgliede.
Lieb. H. J., Baumschulbesitzer, starb am 12. November
v. J. in Hochneukirch.
Liebl, Joh., Obergärtner in Prag, wurde vom Fürsten Max
Egon Fürstenberg in Anerkennung seiner treuen und lang-
jährigen Dienste zum Inspektor ernannt; auch wurde ihm eine
wertvolle Busennadel mit Brillanten überreicht.
Mächtig, Gartendirektor der Stadt Berlin, begeht am
1. Januar das 25jährige Jubiläum seiner Tätigkeit als städt.
G arten dir ektor.
Olbrich, St., Chef der Froebelschen Freilandkulturen, Zürich,
geschätzter Mitarbeiter dieser Zeitschrift, scheidet am 1. Januar
aus seiner bisherigen Stellung aus.
Rodigas, E., Redakteur der „Bulletins d’Arboriculture,“
ehemaliger langjähriger Direktor der Gartenbauschule in Gent,
starb am 14. November v. J. zu Gent im Alter von 71 Jahren.
Schubert, Emil, Obergärtner der Firma Körner & Brodersen
in Steglitz, wurde zum Parkmeister für Zehlendorf bei Berlin
gewählt, welche Stelle er am 1. Januar antritt.
von Siesmayer, Karl Friedrich, kaiserl. russischer Garten-
direktor, St. Petersburg, Mitglied des Vereins deutscher Garten-
künstler, starb daselbst im Alter von 82 Jahren.
Verein deutscher Gartenkünstler.
Neuangemeldete Mitglieder.
Rohscheid, städtischer Obergärtner, Nordhausen; ange-
meldet durch Herrn städtischen Obergärtner Eichhorn.
Ottlick, Obergärtner. Falkenau und
Schirlitz, Volkmar, Samenhandlung, Breslau: angemeldet
durch die Gruppe Schlesien.
Vieregge, Gartentechniker, Charlottenburg-Berlin; ange-
meldet durch den Schriftführer.
Voigt, R., fürstl. Reufsscher Obergärtner, Gera, angemeldet
durch Herrn Obergärtner Kupitz.

Für die Redaktion verantwortlich: E. Clemen, Berlin SO. 33, Treptower Chaussee 50. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 46.
Dessauerstrasse 29. — Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin und Potsdam.
 
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