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Die Gartenkunst — 5.1903

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Janorschke, Oskar Karl: Oberschlesische Gartenanlagen, [1]: 5. Neudeck und Nachbarorte
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0038

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v, 2

DIE GARTENKUNST

21

Deutsche Gärten in Wort und Bild.

Oberschlesische Gartenanlageii. •)
5. Neudeck und Nachbarorte.
Von Janorsehke, Oberglogau.
(Hierzu 9 Abbildungen.)
In der grofsenteils stark mit Rauchluft gefüllten Hütten-
gegend Oberschlesiens haben wir noch mehrfach Gelegen-
heit, interessante Bilder landschaftlicher Schönheit zu
sehen. Unser heutiges Ziel ist Neudeck. Um dahin zu
gelangen, reisen wir bis Station Naklo der Breslau-Kreuz-
burg-Kattowitzer Eisenbahn, obgleich der Ort auch zu
W agen von den Städten Tarnowitz oder Beuthen Ob.-Schl,
derselben Bahnstrecke zu erreichen ist. Von Bahnhof
Naklo hat man das gleichnamige Dorf zu passieren, doch
ist es vorzu-
ziehen, die ab-
wechselungs-
reiche Tour über
S c h 1 o f s Naklo
zu wählen. Es
führt bis dahin
etwa 20 Minuten
lang ein b m
breiter, mit roter
Räumasche ge-
polsterter. fast
gänzlich un-
krautfreier Park-
weg links vom
Bahnhof ab, zu-
erst von remisen-
artigen Anpflan-
zungen begrenzt:
bald wandeln sich
diese in gröfsere Komplexe um, die nach und nach ein
parkartiges Ansehen gewinnen. Fasanen im lustigen Ge-
tümmel begrüfsen die Ankommenden durch ihre unverkenn-
bare Stimme und wandeln furchtlos in nächster Nähe auf
Wegen und Rasenflächen.
Unbemerkt mündet der Fufsweg in die Parkwege, die
sich in schönen Formen entlang ziehen und massige, weit-
ausgedehnte Pflanzungen durchschneiden, weiterhin gröfsere
Rasenflächen begrenzend. Gröfsere Anpflanzungen von
Fichten, auch Tannen, wechseln mit den in der Nähe stehen-
den Laubholzgruppen ab, die eineFülle blühender Ziergehölz-
sorten bergen. Der in den fünfziger Jahren in einer
Gröfse von 100 Morgen angelegte Park des Grafen Henkel
von Donnersmark und das gleichzeitig im vorherrschend
gotischen Stil erbaute Schlots diente dem Besitzer zum
zeitweisen Aufenthalt während der Jagdzeit. Die Gärtnerei
gehörte seinerzeit zu den sehenswertesten Oberschlesiens,
verfiel aber später gänzlich und wurde aufgelöst. Als

*) Vergl. ,,Die Gartenkunst 1899 S, 137. 1900 S. 41, 1901
S. 22 u. 209.

aber Graf Lazy Henkel von Donnersmark im Jahre
1891 seinen Wohnsitz nach Naklo verlegte, wurde rührig-
gearbeitet, der Park auf 400 Morgen und, wie oben be-
merkt, bis zum Bahnhof erweitert, die mächtig entwickelten,
fast riesenhaften Pappeln und Silberweiden bis auf wenige
bessere Exemplare reduziert und die gedrückten, eng be-
grenzten Flächen vor dem Schlofs durch Verkleinerung
der Teichanlagen erweitert und verschönert. Das Schlofs
erfuhr eine vorteilhafte Veränderung, alles in dessen Nähe
mufste sich den modernen Wandlungen des garten-
künstlerischen Schaffens fügen. Neue Gewächshäuser er-
standen an Stelle der längst vergessenen, einst weit und
breit berühmten Bauten.
Um den Anforderungen eines solchen Landsitzes in
dekorativer und
wirtschaftlicher
Richtung zu ge-
nügen, wurde
wieder ein Ober-
gärtner ange-
stellt, der den
um das dreifache
vergrößerten
Obst- und Ge-
müsegarten, die
Gewächshäuser
für Dekorations-
pflanzen, Pal-
men. Wein und
Pfirsich und die
ausgedehnten
Blumenanlagen
nebst dem Ro-
sarium, sowie die
Parkanlagen zu erhalten hatte.
In bewegtem Terrain führen die Wege nach einem
Hügel, von dem aus sich das Schlofs mit seiner Umgebung
vornehm präsentiert. Vorüber an ehrwürdigen Häuptern
von allerlei Baumarten kommt man nach einem von
Aristolochien umkleideten Schweizerhäuschen, welches an
seinem Fufse eine Fülle verschiedenartiger Stauden birgt,
während eine etwa 20 m lange Steingrotte mit ihrem
silberartigen Flechtenüberzug und den bemoosten Steinen
inmitten einer Farnumrahmung einen bedeutenden An-
ziehungspunkt der Besucher bildet. Die gut gepflegten
Rasenflächen in Nähe des Schlosses und die Gewächshäuser
mit ihren Pflanzengruppen geben dem Ganzen ein ruhiges
Gepräge.
Den Park verbindet eine 400 m lange Lindenallee mit
dem nahen Wahle. Unterwegs begegnet man einer schönen
Kirche und dem Mausoleum, deren Umgebung landschaft-
lich verschönert ist unter Verwendung besserer Gehölze
und Koniferen. Beim Verlassen des Parkes passiert man
ein 11 m hohes, im gotischen Stil errichtetes Steintor,
dessen eiserne, kunstvoll gearbeitete Flügel das ver-
4


Schlots Naklo in Oberschlesien.
 
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