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Die Gartenkunst — 5.1903

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Die städtischen Gartenanlagen von Altona, [1]: Schluss folgt
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Kuphaldt, Georg Friedrich Ferdinand: Der Garten am Winter-Palais in St. Petersburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0208

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186

DIE GARTENKUNST

V, 11

Der Verfasser gestattet sich nun, einige Skizzen der
Anlagen, deren Vorzüge allerdings erst hauptsächlich bei
der wirklichen Ausführung durch künstlerisches Schaffen
und Sorgfalt bis in die kleinsten Einzelheiten ersichtlich
geworden sind, vorzuführen.
Der Heilige Geist-Kirchhof, auf den schon vorhin hin-
gewiesen wurde, befindet sich im Inneren Altonas, gegenüber
dem Stadttheater; seine Wege sind meistenteils durch den
Verkehr und die vorhandenen geraden, zu erhaltenden
Alleen bedingt.
Mehrere hübsche Fernsichten und Durchblicke sind
vielfach durch eine geschickte, das Monotone einiger alter
Gebäude verdeckende und den vorhandenen Beständen sich
anpassende Bepflanzung hergestellt; die Erdbewegung ist
eine ruhige, die Fufssteige bleiben dem Auge meistens
fast unbemerkbar und der Blick schweift über grüne, wohl
in Stand gehaltene Rasenbahnen. Unter den noch vor-
handenen Gräbern befinden sich Ruhestätten bekannter
Persönlichkeiten, die wohl der Nachwelt zu erhalten würdig
sind, unter anderen die des Dichters Heinrich Wilhelm
von Gerstenberg, gefeiert durch sein Trauerspiel Ugolino,
die Gedichte eines Skalden etc., dann diejenige des Astro-
nomen Schumacher, des Professors Schur und des
alten verdienstvollen Stadtvaters Pastor Zeise, des Be-
gründers der Altonaer Sparkasse. Die durch geschmack-
volle Gedenksteine ausgezeichneten Gräber sind freigelegt
und in passender Weise noch verbessert. So gewährt das
Monument Zeises mit seinen gewaltigen Granitblöcken einen
schönen Anblick.
Wenig ansprechende Monumente sind, wenn auch zu-
gänglich, doch durch Bepflanzung in der Art verdeckt, dafs
sie nicht augenfällig die Harmonie des Ganzen stören.
An der Königstrafse, der Hauptstrafse Altonas, befinden
sich farbenprächtige Gruppenpflanzungen, teils als frei-
liegende Beete, dekoriert durch Musa Ensete und Dracänen,
teils als Schmuck des Denkmales, das für die in der
Schlacht bei Helgoland unter Tegetthoffs ruhmreicher
Führung im Jahre 1864 gefallenen Tapferen hier errichtet
wurde.
Die Rückseite des Denkmales zieren hohellexpflanzungen
mit ihrem dunklen Grün, sowie Hängebirken und Trauer-
buchen.
Als man im Jahre 1898 einen Platz für das Bismarck-
denkmal suchte, schlug man den Heiligen Geist-Kirchhof
als schönsten Platz Altonas in belebter Gegend vor; das
Denkmal wurde auch hier aufgestellt und gereicht mit
seiner wirkungsvollen Umgebung Altona zu grofser Zierde.
Eine zweite Anlage finden wir in der sogenannten
Rolandskuhle (Abbild. S. 185). Eine alte erschöpfte Kies-
grube, nach Süd-Westen zu an der Peripherie der Stadt
gelegen, stand zur Verfügung; dieselbe ist mit ihren nicht
unbeträchtlichen Höhenunterschieden durch Wege in be-
quemen Steigungsverhältnissen dem Verkehr erschlossen.
Entsprechende Deckpflanzungen gewähren ausreichenden
Windschutz. Die Bepflanzung besteht im allgemeinen aus
schattenspendenden Laubhölzern und Blüten Sträuchern.
Recht passend sind einige Felspartien angeordnet und
mit Kerrien, Rosa rugosa, Berberis stenophylla, Amelanchier,

Rubus etc. dekoriert. Die Haltbarkeit, Härte und Billigkeit
dieser Felsensträucher machen sie besonders für öffent-
liche Gartenanlagen geeignet und empfehlenswert. Aus-
gedehnte Ruheplätze im frischen Grün lassen die Anlage
häufig das Ziel sommerlicher Spaziergänge werden.
(Schlafs folgt.)

Der Garten am Winter-Palais in St. Petersburg'.
(Hierzu 2 Pläne.)
Im Winter 1895—1896 wurde von der kaiserlich
russischen Gartenbau-Gesellschaft in St. Petersburg eine
Konkurrenz zur Erlangung von Plänen für die Anlage
eines Gartens am Winter-Palais ausgeschrieben, bei der
Unterzeichneter als Sieger unter den Mitbewerbern hervor-
ging.
Von der Palais-Verwaltung war vorgeschrieben:
„Die Schaffung eines Fahrweges zum Hauptportal und
eines Standplatzes für Equipagen bei Gelegenheit festlicher
Auffahrten zum Palais. Der Garten solle mit einer Mauer
umgeben werden, und die Anlage nicht vollständig regel-
mäfsig gehalten sein.“
Der Garten liegt zwischen dem westlichen Flügel des
Winter-Palais und der Admiralität. In dem kleinen Lagen-
plan von St. Petersburg ist der Platz mit dem Buch-
staben A bezeichnet. Eine Hauptstrafse zieht sich zwischen
Garten und Admiralität hin und bildet deren Verlängerung
die Palaisbrücke. Das Palais liegt mit seinen Haupt-
fassaden der Newa und dem Finanzministerium zugewandt.
Zwischen Newa und dem Winter-Palais läuft die Uferstrafse,
die mit ihren daran liegenden Palästen als eine der schönsten
der ganzen Welt gilt. Jenseits des Flusses liegt die Peter
Paulsfestung und am Ende der Palaisbrücke die Börse.
In dem rechten Palaisflügel sind die bewohnten kaiser-
lichen Gemächer.
Der Garten hat die Gröfse einer Dessätine oder eines
Hektar. Er ist verhältnismäfsig klein in seiner räumlichen
Ausdehnung, aber grofs durch seine Lage neben dem be-
deutungsvollsten Kaiserpalast des russischen Weltreiches.
Bei der Herstellung des Gartens waren nicht unerheb-
liche Schwierigkeiten zu überwinden. In einer Tiefe von
1 m wurde der aus Schutt bestehende Boden entfernt und
durch nahrhafte Gartenerde ersetzt. Die Überschwem-
mungsgefahr des Gartens bei plötzlich eintretendem Hoch-
wasser durch die in den Flufs mündenden Entwässerungs-
röhren ist durch die Anbringung von selbsttätig wirkenden
Schliefsvorrichtungen beseitigt worden.
Die Fontäne im Zentrum des Gartens ist unterwölbt
und aus poliertem finnischen Granit hergestellt. Die um
die Fontäne liegenden regelmäfsigen Rasenstücke werden
im Sommer mit Statuen, Palmen, Lorbeeren und Blumen
geschmückt. Der vor den kaiserlichen Gemächern im
rechten Palaisflügel liegende Teil des Gartens ist ent-
sprechend seiner Lage am reichsten ausgestattet. Statt
des an der Admiralitätsseite des Gartens projektierten
Laubenganges ist eine Lindenallee gepflanzt worden.
Die Bodenbewegung im Garten ist kenntlich gemacht
durch die in den Plan eingezeichneten Höhenlinien.
 
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