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Die Gartenkunst — 5.1903

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Reinhardt, M.: Die Volksgartenfrage im Kreise Gelsenkirchen
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Juraß, Paul: Etwas über die Magnolien [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0086

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DIE GARTENKUNST

65

Erst im Lauf der Jahre werden die im Kreise Gelsen-
kirchen geschaffenen Anlagen mehr und mehr den beab-
sichtigten Zweck — der Bevölkerung dieser Gegend zum
Segen zu gereichen — erfüllen und schliefse ich mit dem
Wunsch, dafs die Volksgärten ihrer Bestimmung stets
erhalten bleiben mögen und dem jetzigen wie künfti-
gen Geschlechtern eine Mahnung sein mögen, ein wie
wichtiger Faktor unser Beruf zur Verbesserung der Volks-
gesundheit ist. Möge sich diese Erkenntnis immer weiter
ausbreiten zum Heil und Segen unserer schönen Garten-
kunst!

Gehölze.
Etwas über die Magnolien.
(Schlufs.)
Die für unser Klima wertvollsten Arten und Formen
sind folgende:
Magnolia tripetala L. Eine nordamerikanische Art
von mehr baumartigem Wuchs, besonders wegen ihrer
herrlichen Belaubung sehr zu empfehlen. Die oft 20 bis
25 cm langen Blätter haben eine glänzend hellgrüne
Färbung, stehen meist an den Enden der Zweige ge-
drängt, schirmförmig ausgebreitet. Die schönen, rein-
weifsen, nicht gerade angenehm duftenden Blüten bestehen
aus 9 Blättern und haben oft bis 20 cm im Durchmesser.
Blütezeit im Mai—Juni. Eine hübsche Zierde sind die
hübsch rot gefärbten Fruchtzapfen. Der Standort mufs bei
dieser Magnolie möglichst vor Winden geschützt sein, da
die grofsen Blätter leicht zerfetzt werden und dadurch der
Baum seine schönste Zierde verliert. Die Pflanze wächst
ziemlich stark und gedeiht auch in sandigem, nahrhaftem
Boden. Ist auch unter dem Namen M. umbrella verbreitet.
Diese Art ist eine der härtesten für unser Klima.
Magnolia Yulan Desf. In China unff Japan hei-
misch. Bei uns ist der Strauch schwachwachsend, ist
aber wegen seines Blütenreichtums und der schönen, rein-
weifsen, angenehm duftenden Blumen sehr empfehlenswert.
Die Blumen erscheinen schon im April und müssen vor
Nachtfrösten geschützt werden. Die Blüten haben 3 Kelch-
und 6 Blumenblätter, sie messen vollständig aufgeblüht et-
wa 12 cm in der Breite, vor dem völligen Entfalten haben
sie eine lilienartige Form. Diese Art ist wegen ihres zier-
lichen, buschigen Wuchses für kleine Gärten ganz besonders
zu empfehlen, sie liebt einen recht lockeren, humusreichen,
feuchten Boden. Um die Blumen nicht zu zeitig im Früh-
jahr erscheinen zu lassen, kann man der Pflanze einen
nicht zu sonnigen Standort geben.
Magnolia obovata Thunb. Gleich der vorigen eine
japanische Art, von nur strauchigem Wuchs. Die schon
im März—April erscheinenden Blumen sind aufsen schön
purpur, innen weifs mit etwas rosa. Diese Art ist von
den im zeitigen Frühjahr blühenden die am wenigsten
gegen Kälte empfindliche und hält selbst im nördlichen
Deutschland unter leichter Decke ganz gut aus. Ist gleich
M. Yulan für kleine Gärten passend.
Magnolia acuminata L. Nordamerika. Diese Art
ist weniger wegen ihrer Blumen, als ihres baumartigen

Wuchses und ihrer vollständigen Winterhärte sehr schätz-
bar. Der Baum erreicht in seiner Heimat eine Höhe von
20—25 m und bildet einen schönen geraden Stamm mit
regelmäfsiger Krone. Die grofsen Blätter sind bis 20 cm
lang, oval lang-zugespitzt, hellgrün, unten weich behaart,
sie fallen im Herbst früher ab, als bei den meisten andern
Arten. Der Baum blüht erst, wenn er genügend stark ist,
daher weniger für kleine Gartenanlagen geeignet. In
gröfseren Parks ist diese Art aber mit Vorteil als Einzel-
baum zu verwenden, selbst zur Bepflanzung von Alleen
liefert sie ein gut wirkendes Baummaterial. Die Blumen er-
scheinen im Mai—Juni, sind innen gelblich-weifs, aufsen
etwas bläulich, etwas duftend, in der Form einer Tulpe
ähnlich.
Wie schon erwähnt, ist Magnolia acuminata vollständig
bei uns winterhart und braucht selbst als junge Pflanze
nicht vor Kälte geschützt su werden.
Ich sehe davon ab, weitere Arten anzuführen, da die-
selben meist nur Interesse für Pflanzensammler haben.
Für den Gartenliebhaber sind die folgenden Bastarde
von Magnolia Yulan und obovata von viel höherem Wert,
da sie sich durch sehr grofse, verschiedenartig, von weifs
bis dunkelrot gefärbte Blumen auszeichnen. Erwähnt sei
hier noch, dafs unter dem Laien-Publikum die Magnolien
auch als Tulpen bäume bezeichnet werden, wohl wegen der
Form der Blumen; der echte Tulpenbaum ist aber Lirioden-
dron Tulipifera. Man tut daher gut, bei Bedarf eine Magnolie
zu verlangen.
Magnolia Soulangeana. Eine vielfach verbreitete
Sorte. Die Pflanze wächst rasch, bildet schöne regel-
mäfsige Pyramiden, die sehr reichlich Blüten ansetzten. Die
sehr grofsen Blumen haben eine längliche, spitze Form,
sind innen weifs, aufsen dunkelrosa, im Verblühen fast
reinweifs.
Magnolia Alexandrina. Eine der dunkelsten Sorten.
Pflanze von kräftigem, jedoch etwas unregelmäfsigem Wuchs.
Die sehr grofsen Blumenblätter haben eine breite, schalen-
artige Form, sodafs die Blumen nach dem Aufblühen einer
flachen Schale gleichen. Die Farbe ist innen weifslich-
rosa, aufsen weifs mit dunkelpurpurn, was sich beim Ver-
blühen etwas verliert.
Magnolia amabilis. Eino sehr empfehlenswerte Sorte
mit grofsen, fast reinweifsen Blumen. Die Pflanze wächst
kräftig und bildet hübsch geformte, gedrungene Pyramiden.
Magnolia Norbertiana. Eine der M. Soulangeana
ähnliche Sorte. Die Blumen sind etwas mehr rosa, nicht
ganz so grofs, und kommen einige Zeit später zum Aul-
blühen. Die Pflanze bildet schöne Pyramiden und blüht
reich.
Magnolia Len nei. Eine noch wenig verbreitete Form
mit sehr grofsen, lebhaft roten, wohlriechenden Blüten.
Die Pflanze ist von kräftigem, doch wenig verzweigtem
Wuchs. Die Blätter sind sehr grofs, breit-oval.
Magnolia speciosa. Eine gute, willig blühende
Sorte von gutem Wuchs. Die Blumen haben eine läng-
lich-runde Form, sind weifs mit dunkelrosa getuscht. Dem
Aussehen der M. Soulangeana ähnlich, doch etwas später
zur Blüte kommend. Paul Jurafs.
 
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