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Die Gartenkunst — 5.1903

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DIE GARTENKUNST

87

An diese anregenden Ausführungen schlofs sich eine nicht
minder anregende Debatte, an welcher sich vor allein die
Herren Peiker, Göschke, Richter und der Vortragende be-
teiligten. J. Erbe, Schriftführer.


Bücherschau.
Die Bayrische Gartenbau-Gesellschaft hat in einem
stattlichen Bande ihren Jahresbericht für 1902 herausgegeben
und in demselben über ihre auf die Hebung und Förderung
des gesamten Gartenbaues zielende Tätigkeit einen umfassenden
Bericht erstattet. Neben den geschäftlichen Angelegenheiten,
die von einem seltenen Eifer und nimmer rastender Freudigkeit
beredtes Zeugnis ablegen, ist eine grolse Reihe von Vorträgen
von weitgehendstem Interesse für die Allgemeinheit. Den
Gartenkünstler insbesondere aber fesseln die Vorträge über die
Gartenkunst in München vom Stadtgartendirektor Heiler,
über Park- und Baumbilder vom Inspektor Stützner und über
die Beschaffenheit der Gärten Münchens im 16. Jahrhundert
und deren Entwickelung vom Grafen Rambald, deren Lektüre
nur warm empfohlen werden kann. W.


Personal-Nachrichten.
August Karl Julins Hartwig,
der am 20, März seinen 80. Geburtstag und das 60jährige
Gärtner-Jubiläum feierte, wurde den 20. März 1823 in Helpte
in Mecklenburg-Strelitz als der Sohn eines Landpredigers ge-
boren; im Jahre 1833 bezog er das Gymnasium in Neuruppin,
von 1837 ab das zu Friedland in Mecklenburg und machte die
Schule durch bis zum Abiturium, da er dem Wunsche des
Vaters gemäfs Theologie studieren sollte. Jedoch überwand
die seit Jahren genährte Neigung zur Gärtnerei alle Hindernisse,
so dal’s er von 1843 bis 1847 die Gärtnerlehranstalt in Schöne-
berg bei Berlin und in Potsdam bezog und nach Beendigung
des 4jährigen Kursus mit dem Zeugnis: „Besonders gut“ ent-
lassen wurde. Nach seinem Austritt aus der Lehrzeit wurde
er unter Meyer bei den Anlagen der Friedenskirche beschäftigt
und erhielt nach Vollendung der Anpflanzungen durch Lenne
eine Gehilfenstelle in Belvedere bei Weimar, wohin er am 29. April
1847 übersiedelte; dadurch trat er in grofsherzogliche Dienste, in
denen er auch geblieben ist. An der Umgestaltung des Parkes zu
Belvedere nahm er sehr tätigen Anteil durch Aufnahmen und
Zeichnungen; hier wurde er mit dem damaligen Hofgärtner
Petz old in Weimar bekannt und von diesem im Jahre 1849
für Tiefurt, dessen Park einer Neugestaltung unterzogen wurde,
angestellt und dann im Jahr 1850 nach Ettersburg bei Weimar
versetzt, der damaligen Sommerresidenz des Erbgrofsherzogs
Karl Alexander, um an der Neuanlage des Schlofsparkes mit-
zuwirken. Seine Arbeit erregte das Wohlgefallen des Grote-
herzogs, so dafs dieser beschlofs, ihn nach dem Abgänge
Petzolds nach Muskau in seinen Diensten zu behalten und am
1. Okt. 1852 als Gartenkondukteur für den Schlofspark zu
Ettersburg anzustellen. Er verwaltete diese Stellung bis zum
1. Januar 1855, wo er die Verwaltung der Hofgärtnerei und
des Parkes in Weimar übernahm und zum Hofgärtner befördert

wurde. Mit dieser Stellung war die Oberaufsicht über den
Park und die Schlotegärtnerei zu Tiefurt verbunden, später
kam noch dazu die Schlöfsgärtnerei und Park zu Ettersburg.
Während seine Tätigkeit sich in den beiden letzteren auf Er-
halten beschränkte, wurde ihm die Aufgabe, den Park zu
Weimar, der im höchsten Grade überständig war, teils umzu-
gestalten, teils zu erneuern und doch das Grolse und Ganze,
wie es Goethe geplant und geschaffen hatte, festzubalten. Im
Jahre 1895 wurde ihm die Direktion an der groteherzoglichen
Landesbaumschule „Marienhöhe“ bei Weimar vom Staats-
ministerium übertragen, welche Stelle er heute noch nach
seiner Pensionierung u. Ausscheidung aus dem Hofdienst nach
53jähriger Dienstzeit bekleidet, so dafs er mit Recht auf eine


August Karl Julius Hartwig,
Groteherzogi. Garteninspektor a. D., Weimar.
60jährige Gartentätigkeit zurückblicken kann. Während dieser
Zeit war er viel beschäftigt mit Zeichnungen und auswärtigen
Gartenanlagen. Der Aufenthalt in Ettersburg von 1852 bis
1858 gab ihm hinlängliche Mulse, sich mit der deutschen,
französischen und englischen Gartenliteratur bekannt zu machen,
so dafs er nach seiner Übersiedlung nach Weimar mit der
Verlagsbuchhandlung von B. Fr. Voigt in Weimar in Ver-
bindung trat und teils ältere Werke zeitgemäfs umarbeitete,
teils eigne Werke herausgab. Unter diesen sind aufser ge-
legentlichen Aufsätzen in Gartenschriften zu erwähnen:
Praktisches Handbuch der Obstbaumzucht. 4. Auflage. 1892.
Der Küchengarten. 2. Auflage. 1880.
Die Gemüsetreiberei. 2. Auflage. 1885.
Der illustrierte Hausgarten. 10. Auflage. 1883.
Glashäuser aller Art mit Atlas. 4. Auflage. 1875.
Die Kunst der Pflanzenvermehrung. 5. Auflage. 1886.
Die Obstbaukultur in Töpfen und Kübeln nach Rivers.
3. Auflage. 1885.
Der Parkgarten. 2. Auflage. 1882.
Melonen und Gurken und Champignonkultur. 6. Auflage.
1895.
Illustriertes Gehölzbuch. Im Verlag von Paul Parey.
2. Auflage. 1892.
 
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