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Die Gartenkunst — 5.1903

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Unterrichtswesen
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Verschiedene Mitteilungen
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V, 11

DIE GARTENKUNST

201

wir zur Erreichung dieses Zieles auf die hingehende Tätigkeit
der Lehrerschaft ebenso wie auf den Lerneifer unserer Schüler.
Vor allem möchte ich Ihnen, meine verehrten Herren von
der Lehrerschaft, ans Herz legen, dafs Sie sich die Mühe nicht
verdriefsen lassen, den Unterricht weniger in Form von Vor-
trägen als in mehr seminaristischer Weise zu erteilen, nur dann
wird er wirklich fruchtbringend sein. Denn wichtiger noch als
das Vermitteln einer noch so grofsen Summe positiver Kennt-
nisse ist die Förderung der eignen Denktätigkeit und Urteils-
kraft bei den Schülern dadurch, dafs man sie nicht blofs zu
Zuhörern macht, sondern sie zur Mitarbeit bringt, indem man
versucht, aus ihnen heraus durch Frage und Antwort die neuen
Schlüsse und Folgerungen zu entwickeln, zu welchen der ver-
mehrte Wissensschatz Gelegenheit gibt. Sie brauchen nicht
zu fürchten, hierdurch Ihrer Stellung etwas zu vergeben, denn
auch an den Universitäten gewinnt diese Methode des semi-
naristischen Unterrichts immer mehr an Boden.
Ihnen aber, meine jungen Freunde, möchte ich den Wunsch
aussprechen, dafs Sie dies reiche und fruchtbringende Feld,
welches wir Ihnen hier eröffnet haben, mit unermüdlichem
Eifer je nach Ihren Neigungen und Ihrer Begabung bebauen
möchten und dafs Sie nicht deswegen, weil ich die entschei-
dende Wertbestimmung des Menschen im späteren Leben nicht
vorzugsweise in Examenzeugnissen sehe, nun glauben sollen,
dafs die Schlulsprüfungen an unserer Anstalt zu vernachlässigen
seien. Jede Anstrengung mufs, um nicht zu erlahmen, ein
bestimmtes Ziel haben, fassen Sie einstweilen ein gutes Examen
als Ziel Ihrer Studien ins Auge, später wird Ihnen das Berufs-
leben schon höhere Ziele stecken. Wenn Sie dann hier Ihre
Schuldigkeit getan haben, dann werden Sie auch in der Praxis
Ihres schönen Berufes alle Hindernisse überwinden und durch
Ihre Leistungen den alten Ruf der Potsdamer Schule auch für
die Dahlemer Anstalt bewahren. Lassen Sie mich schliefsen
mit dem Ausdrucke meiner Überzeugung, dafs wenn Lehrer
und Schüler in diesem Sinne Zusammenwirken, der Anstalt die
Anerkennung der Fachgenossen und jegliche Förderung durch
die Staatsregierung stets gesichert sein wird.
Verschiedene Mitteilungen.
In dem höchst interessanten und lehrreichen Vortrage des
Prof. Dr. Mayr-München über die Gartenkunst in Japan
siehe die Verhandlungen der XVI. Hauptversammlung des
Vereins Deutscher Gartenkünstler, 1903) befindet sich folgender
Satz: „Die Japaner und Chinesen meiden es ängstlich, Pflanzen
zusammen zu bringen, welche in der Natur auch nicht bei-
sammen wachsen; eine Palmengruppe, in deren Umgebung-
Fichten und Buchen stehen, ist ihnen ein Greuel, ein Unding,
etwas Unnatürliches, denn auf der ganzen Erde gibt es
auch in der Natur den Fall nicht, dafs Palmen mit Fichten
und Buchen zusammenwachsen. Hierin irrt sich Herr Prof.
Dr. Mayr, und ich führe für meine Behauptung keinen geringeren
an, als Alexand.ei von Humboldt, der sich im „Kosmos“
folgendermafsen äufsert: die Zusammengesellung von Palmen
und Koniferen, die wir bereits in dem Steinkohlen-Gebilde
bezeichnet haben, geht fort fast durch alle Formationen bis
tief in die Tertiär-Periode. In der jetzigen Welt scheinen sie
sich eher zu fliehen. Wir haben uns, wenngleich mit
Unrecht, so gewöhnt, alle Koniferen als eine nordische Form
zu betrachten: dafs ich selbst von den Küsten der Südsee nach
Chilpanzingo und den Hochtälern von Mexiko aufsteigend, in
Erstaunen geriet, als ich zwischen der Venta de la Moxonera
und dem Alto de los Caxones (3800 Fufs über dem Meeres-

spiegel) einen ganzen Tag durch einen dichten Wald von Pinus
occidentalis ritt, in welchem dieser der Weimutsfichte so
ähnliche Zapfenbaum einer mit vielfarbigen Papageien bedeckten
Fächerpalme (Oorypha dulcis) beigesellt war. Südamerika nährt
Eichen, aber keine einzige Pinusart; und das erstemal, als ich
wieder die heimische Gestalt einer Tanne sah, erschien sie mir
in der befremdenden Nähe einer Fächerpalme. Auch im nord-
östlichen Ende der Insel Kuba, ebenfalls unter den Tropen,
doch kaum über dem Meeresspiegel erhoben, sah auf seiner
ersten Entdeckungsreise Christoph Columbus Koniferen
und Palmen zusammen wachsen. Der sinnige, alles beob-
achtende Mann merkt es als eine Sonderbarkeit in seinem
Reisejournale an und sein Freund Amphiera, der Sekretär
Ferdinands des Katholischen, sagt mit Verwunderung, „dafs
in dem neu aufgefundenen Lande man palmeta. und
pineta beisamfnen fände“. Emil Giemen.
Die Vorlage, betreffend die Anlage des Nordparkes in
Berlin und den Erwerb der dazu erforderlichen Flächen, war
einem Ausschüsse überwiesen worden, in dessen Namen
Stadtverordneter Nelke in der Stadtverordneten-Versammlung
am 8. Oktober berichtete. Die Kosten für Grund und Boden
sind auf 2 381281 Mk. berechnet worden; sie sollen aus der
228-Millionen-Anleihe bestritten werden. Ein Mitglied des Aus-
schusses hatte angesichts der augenblicklichen Finanzlage der
Stadt und der Tatsache, dafs die Millionen-Anleihe noch gar
nicht genehmigt sei, die Notwendigkeit der Anlage des Nord-
parkes bestritten. Seine Ausführungen fanden jedoch bei keinem
der übrigen Mitglieder des Ausschusses Anklang. Der Aus-
schufs beantragt: „Die Versammlung erklärt sich mit der An-
legung eines Parkes im Norden Berlins in den vom Magistrat
in seiner Vorlage vom 10. August er. kenntlich gemachten
Grenzen einverstanden, ermächtigt den Magistrat zum Erwerb
des Grund und Bodens zu den vorgesehenen Preisen und be-
willigt die Bestreitung der Grunderwerbskosten, sowie der
Kosten für Auflassung, Stempel- und Umsatzsteuer aus den
Mitteln der Anleihe, die gegenwärtig der Staatsregierung zur
Genehmigung vorliegt. Wegen der gärtnerischen Ausführung
des Parkprojekts, sowie der erforderlichen Abänderung des Be-
bauungsplanes sieht die Versammlung einer besonderen Vorlage
entgegen.“ Der Antrag des Ausschusses wurde angenommen.
Osnabrück. Die städtischen Kollegien bewilligten für die
Umgestaltung der gärtnerischen Anlagen auf dem Strafsburger
Platz 3000 Mk.; ebenso für Umgestaltung der Anlagen auf dem
Vorplatz des Stadtkrankenhauses 2900 Mk. H.
Die Beschaffung grofser freier Plätze in den Vororten
Berlins ist dankenswerter Weise von der Regierung angeregt
worden, indem sie die Ortsgemeinden angehalten hat, bei Auf-
teilung grölserer Gelände nicht nur Schul- und Kirchengrundstücke,
sondern auch unbebaut zu erhaltende öffentliche Plätze vor-
zusehen. Dafs die Regierung diese Anordnung ernstlich nimmt,
hat die Gemeinde Pankow’ erfahren müssen. Diese hatte be-
schlossen, ein an der Grenze gelegenes Gelände der Bebauung
zu erschliefsen, und den ihr vorgelegten Strafsenplan genehmigt.
Die Regierung versagte jedoch ihre Genehmigung und forderte
die Anlage eines gröfseren öffentlichen Platzes. Hoffentlich
führt dieser einsichtsvolle Schritt dazu, in Zukunft bei der-
artigen Genehmigungen auch die Ratschläge des Gartenkünstlers
einzuholen. S.
Der Walchensee, welcher wie die anderen oberbayerischen
Alpenseen sich durch eine tief dunkelgrüne Färbung, deren
Ursprung bekanntlich noch unklar ist, auszeichnet, ist kürzlich
aus Anlafs eines Unfalles von Tauchern untersucht worden.
Hierbei ist festgestellt worden, dafs an manchen Stellen noch in
bedeutenden Tiefen das Wasser so klar war, dal's in einem Um-
 
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