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Die Gartenkunst — 5.1903

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Peicker, C. R.: Betrachtungen über den Wert einiger der bekannteren ausländischen Kulturgehölze
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0238

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V, 12

DIE GARTENKUNST

217

danken nahe legt: ein solches Gehölz ist auch für Gräber-
schmuck wie geschaffen.
Zu ähnlichem Zweck würde sich auch
Wiers geschlitztblätteriger Silberahorn (Acer dasy-
carpum Wieri laciniatum)
eignen, wo seine recht bedeutend, aber um so imponierender
werdende Höhenausdehnung solchem Zweck nicht ent-
gegen ist.
Diese nordamerikanische Gehölzart gedeiht auch auf
trockenem, lockerem Sandboden kräftig, ist vollkommen
winterhart, hat ein herrlich tief geschlitztes Blatt mit silber-
glänzender Rückseite und, wenn auf den peitschenartig
dünnen, langen, hochherabhängenden Zweigen jene Be-
laubung von der Luftbewegung geschaukelt und gewendet
wird, so gibt dies ebenfalls ein Vegetationsbild von ganz
apartem Reiz.
Ganz anders geartet, aber nicht minder beachtenswert ist
Magnolia accuminata (der zugespitztblätterige nord-
amerikanische Biberbaum).
Dem Tulpenbaum verwandt, aber absolut winterhart,
sind die Blätter der Magnolie nicht ausgezackt, sondern
ganzrandig, breitlanzettförmig gestaltet und erreichen eine
imponierende Gröfse. Sie bekleiden den kompakt, pyramidal
und langsam wachsenden Baum reich und gesund und
fallen überdies durch ihre ins Meergrüne gehende Farbe,
wie der ganze Baum, angenehm auf.
Aus diesen Eigenschaften geht hervor, dals ein solcher
Baum sich auch für kleinere Anlagen, Schulhöfe etc. eignet.
Leider ist seine Vermehrung erschwert durch den Umstand,
dafs der Baum bei uns nicht, oder wohl selten keimfähigen
Samen liefert.
Nun möchte ich noch auf ein prächtiges Blütengehölz
Asiens hinweisen, das, nach meinen Erfahrungen damit,
eine viel gröfsere Verbreitung verdient, als ihm bis jetzt
zuteil wurde. Es ist dies die laubabwerfende Azalee in
ihren beiden Spezies Azalea pontica und Azalea mollis,
jede mit ihren vielen Farbenspielarten.
Zu der in den Gärten schon altbekannten, leuchtend
gelb, einfach blühenden Acalea pontica haben sich durch
Neuzüchtungen eine reiche Zahl Spielarten hinzugesellt, die
in reizenden Farbentönen, vom reinen Welfs durch gelb
und orange Tönungen bis zum leuchtenden Rot gehend,
eine sehr zierliche Blumenform zeigen und auch in vielen
gefülltblühenden Sorten vertreten sind. Auch ihr Wuchs
ist ansprechend, zierlich und die Blühbarkeit früh und un-
gemein reich.
Ebenso prächtig ist Azalea mollis im Reichtum ihrer
Farben und Blühwilligkeit; nur fehlen, soviel mir bekannt,
bei dieser Gattung noch gefülltblühende Sorten, ein Um-
stand, der aber ihrem hohen Zierwert durchaus keinen
Abbruch tut.
Hier schon vor 10 Jahren gemachte gröfsere An-
pflanzungen beider Gattungen haben nicht nur eine höchst
erfreuliche Gedeihlichkeit, sondern auch eine vollkommene
Winterhärte dieser Blütensträucher bis jetzt erwiesen. Nur
die Wurzeln, weil haarförmig dünn und flach gehend, wurden
der Vorsicht wegen mit Laub gut geschützt, so lange sie

sich nicht durch eigenen Laubabfall und Zusammenwuchs
genügend selbst schützten.
Da diese Sträucher, deren Blütezeit ausgangs April
trifft, auch nachher im schön belaubten Zustande einen
guten Eindruck machen — zumal sich das Laub von Azalea
mollis im Herbst auch prächtig rot färbt — und sich bei
beiden Gattungen bis jetzt noch keinerlei Nebenkrankheiten
zeigten, so verdienen sie mit vollem Recht gröfsereBeachtung.
Und nun zum Schlufs kann ich es nicht unterlassen,
mindestens auch eines Nadelholzes Erwähnung zu tun, das
hier durch ein vorzügliches Gedeihen und seine Schönheit
zum Liebling geworden ist. Es ist dies
■ die kanadische Hemlockstanne (Tsuga canadensisCarr.).
Vor vierzig Jahren hier im lichten Schatten hoher
Laubholzbäume auf trocknem, sandigem, aber nicht ganz
unfruchtbarem, wohl aber magerem Boden ausgepflanzte
meterhohe Exemplare dieser Tanne sind gegenwärtig dort
zu 18 m hohen, mit ungemein elegant überhängendem Geäst
bekleideten Bäumen herangewachsen, dafs sie in Verbin-
dung mit den ganz anders, aber nicht minder prächtig ge-
arteten Abies Nordmanniana und mit anderen Koniferen,
einen herrlichen Anblick gewähren.
Ein zugleich ganz frei, aber doch nicht in voller Sonne,
auf mäfsig feuchtem Grunde stehendes Exemplar hat sich
weniger nach oben als in die Breite ungemein reich be-
ästet, auch recht mächtig und gesund vergröfsert und wirkt
zwar auch auffallend schön, reizvoller aber entwickelt sie
sich erwiesenermafsen an Plätzen wie den zuerst erwähnten.
Ihre Vorzüge sind nach meinen Erfahrungen: gutes
Gedeihen auf lockerem, selbst magerem, trockenem, bis
mäfsig feuchtem Boden, vollkommenste Winterhärte, höchst
malerischer Habitus an solchen ihr zusagenden Stellen,
leichte Verpflanzbarkeit, auch älterer Pflanzen, und ihre
Unempfänglichkeit gegen Krankheiten. Nur scheint sie
viel Rauch nicht zu vertragen, wie ich an einer Anpflanzung
in Ratibor erfahren mufste.
Da ihre Vermehrung nicht schwierig ist, so ist sie jung
billig, auch für Sparsame beschaffenswert.
Sicher ist sie auch geeignet, im forstlichen Betriebe
Waldszenerien sehr zu verschönern, und da sie in ihrer
Heimat zur Gerberei verwendet wird, so wäre auch dies
ein Moment, die Aufmerksamkeit des Forstmannes auf sie
zu lenken.

Verschiedene Mitteilungen.
Der Plan, einen Teil der Jungfernheide in einen Volks-
park umzuwandeln, ist, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, in
letzter Zeit bedeutend gefördert worden. Die Verhandlungen,
die zwischen dem landwirtschaftlichen Ministerium und dem
Charlottenburger Magistrat schweben, nähern sich einem er-
freulichen Abschlufs. Der Charlottenburger Magistrat wird ein
Gelände von 600 Morgen in der Jungfernheide mit der Ver-
pflichtung erstehen, diesen Teil nie abzuholzen, ihn aber zu
gemeinnützigen Zwecken zu erschliefsen. Der Landwirtschafts-
minister, der früher den Forderungen der Charlottenburger Ge-
meinde gegenüber einen ablehnenden Standpunkt vertrat und
 
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