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Die Gartenkunst — 5.1903

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Bertram, Max: Die Parkanlage zu Sibyllenort, [1]
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Sprenger, C.: Die Gärten von Aranjuez, [1]
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H.: Aus der Blumenstadt Erfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0016

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DIE GARTENKUNST

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jetzigen Schlofsteiche in Gröfse von 12 ha, der Umwand-
lung der ausgedehnten Felder und Hutungen teils zu
Grasflächen, teils zu Wald, der Aufführung verschiedener
Bodenerhebungen, kleiner Berge (welche freilich ihrer Lage,
Form und Ausführung nach jede Begründung vermissen
lassen), der Verlegung von Wegen, namentlich des Kommuni-
kationsweges nach dem ca. 4 km südöstlich von Sibyllenort
gelegenen Dorfe Peucke, der Freistellung schon vorhan-
dener Bäume und Baumgruppen, der Anpflanzung der-
gleichen neuer u. s. w. Erst Ausgang der 1850er Jahre sind
diese Arbeiten im wesentlichen beendet worden, während
weitere Anpflanzungen z. T. als Ersatz für eingegangene
Bäume, z. T. zur Ausdehnung derWaldteile über die eigent-
liche Parkfläche hinaus, noch bis Mitte der 1860er Jahre
stattfanden. Diese Vergröfserung geschah wohl hauptsäch-
lich aus jagdlichen Rücksichten, denn der neugeschaffene
(äufsere) Park wurde bald nach seiner Fertigstellung mit
dem einschliefsenden Gehölz eingezäunt, um als Wildgarten
und Fasanerie zu dienen.
Zur vorteilhaften Abgrenzung des Parkes, bezw. dieses
Gartens bedurfte es aufser dem Ankauf eines benachbarten
Grundstücks — der Butterschen Stelle am östlichen Ausgang
des Dorfes, die gegenwärtig fast ganz bewaldet ist — be-
sonderer Auseinandersetzung mit den Pächtern der um-
liegenden Rittergüter Sibyllenort, Peucke und Dobrischau.
Weit mehr Schwierigkeiten aber verursachte die Be-
schaffung eines genügenden Wasserzuflusses in den ver-
gröfserten Schlofsteich, wobei die Berechtigungen der an-
liegenden Mühlenbesitzer zu berücksichtigen waren, was
selbstverständlich nicht ohne Geldopfer abging. Noch bis in
die jüngste Zeit machte sich der Übelstand, die beschränkte
Wasserzuführung, bemerklich, und ist erst gänzlich ge-
schwunden, nachdem auch die letzte der betreffenden
Mühlen, diejenige von Domatschine, i. J. 1892 angekauft
worden war. Seitdem erfolgt der Zu- und Abflufs aus
bezw. nach dem ,,Juliusburger Wasser“, einem das Dorf
Sibyllenort in der Richtung von Ost nach West durch-
fliefsenden Bache.
Die Benutzung des äufseren Schlofsparks als Wild-
garten, den man inzwischen durch eine massive Mauer
und südlich vom Schlosse durch ein eisernes Zaungitter
vom inneren abgegrenzt hatte, erschwerte natürlich seine
Erhaltung als Park. So kam es, dafs sich sein ursprüng-
liches Bild im Laufe der Zeit verlor und namentlich infolge
Verheidung der Grasflächen und Bestockung mit ver-
schiedenem Gehölz durch Anflug und Ausschlag be-
einträchtigt wurde.
Eine Wendung zum Bessern trat darin ein, als nach
dem Besitzantritt des Königs Albert von Sachsen der Wild-
garten kassiert, dabei der Zaun entfernt und somit der Park
seinem eigentlichen Zweck wieder zugeführt wurde. Baid
darauf ergingen Anordnungen bezüglich einer sachgemäfsen
Behandlung desselben und endlich Anfang der 1890er
Jahre Anweisungen, welche nicht blol's auf die Erhaltung
und bezw. Wiederherstellung eines guten Zustandes des
inneren und äufseren Parkes, sondern auch auf erhebliche
Umgestaltungen und Verschönerungen mancherlei Art
abzielten. (Fortsetzung folgt.)

Aus der Blumenstadt Erfurt.
(Hierzu eine Abbildung.)
Seit einigen Jahren ist die Erfurter Gartenverwaltung
unter der kundigen Leitung des städtischen Gartendirektor
Lin ne eifrigst bemüht, der alten Blumenstadt auch ein
gartenkünstlerisches Gepräge zu verleihen. Die alten
Festungswerke bieten eine dankenswerte Grundlage für
landschaftliche Anlagen und so sehen wir hier eine An-
lage um die andere neu entstehen oder in ein neues Ge-
wand gekleidet. Stadt und Bürgerschaft lassen es sich
aber auch etwas kosten, Erfurts Ruhm als Gartenstadt neu
zu beleben.
Es verlohnte sich schon einmal, eine eingehende
Schilderung der Erfurter Anlagen zu veröffentlichen. Aber
die Schilderung müfste durch eine Reihe von Bildern
illustriert werden; für Aufnahmen geeignete Motive lassen
sich gar viele mit Leichtigkeit finden. Vielleicht sind
diese Zeilen die Veranlassung, dafs von berufener Seite
eine solche Schilderung in Angriff genommen wird. Heute
sei hier nur die Aufmerksamkeit der geehrten Leser auf
das auf Seite 4 eingeschaltete Bild gelenkt, ein Bild,
welches uns eine malerische Partie aus den Glacis-Anlagen
an der Friedrichstrafse vorführt.
Das Bild veranschaulicht einen Zugang von der Strafse
zu den Anlagen, die an dieser Stelle einen Weiher um-
säumen. Die Verwendung der riesigen Felsblöcke mufs
als eine äufserst geschickte bezeichnet werden. Das Fels-
material wurde durch Abbruch einer Brücke in unmittel-
barer Nähe gewonnen und verursachte daher die Schaffung
dieser Felspartie keine allzu hohen Unkosten. Eine nähere
Beschreibung bedarf das Bild wohl kaum, es spricht für
sich selbst. Zur Bepflanzung sind, aufser etlichen Coniferen,
Rubus, Sedum und Epheu verwendet worden. Möge das
Bild dem freundlichen Leser denselben Genufs bereiten,
den der Schreiber dieses so oft beim Anblick der darge-
stellten Anlage empfunden hat. H.

Gärten des Auslandes.

Die Gärten von Aranjuez.
Von C. Sprenger.
Das kleine, eben jetzt aufblühende Städtchen mit dem
königlichen Residenzschlofs liegt malerisch in der Niederung
des Tajo und des Jarama, die sich im Westen der Stadt
vereinigen. Das fast rechtwinkelig erbaute Städtchen liegt
südlich vom Tajo; aber die Gärten erstrecken sich im
Westen und Norden zu beiden Seiten des Flusses. Der
Jardin del Principe dehnt sich weithin im Osten der Stadt.
Das Schlofs mit dem Parterre de Palacio und dem Jardin
de las Estatuas, beides hübsche Anlagen französischen An-
gedenkens, liegt dicht an dem Ufer des Tajo, dort wo der-
selbe in weitem Bogen vom Norden her sich der Stadt
nähert und über künstlich erbaute Stromschnellen insel-
bildend die herrlichen tiergartengleichen Waldpartien,
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